pte20131108002 in Leben

"Konzerthaus muss Ort der Begegnung sein"

Intendant Matthias Naske zu "100 Jahre Wiener Konzerthaus"


Wien (pte002/08.11.2013/06:00) Das Wiener Konzerthaus http://konzerthaus.at versteht seine Aufgabe darin, die Menschen bei ihrem individuellen Weg in die Musik zu begleiten. Im Vordergrund stehen dabei künstlerische Exzellenz und die Freude an der Wahrnehmung, beschreibt Intendant Matthias Naske im pressetext-Gespräch die Bedeutung des weltweit bekannten Hauses, das im Herbst seinen 100. Geburtstag feiert. Seit seiner Gründung ist das Konzerthaus ein offenes Haus, das für musikalische Vielfalt und soziale Durchlässigkeit steht.

Das manifestiert sich bereits in der Bauform - dem großen Foyer mit der offenen Garderobenhalle und den zahlreichen Aufgängen zu den drei, auf einer Ebene liegenden historischen Konzertsälen. Schon bei seiner Eröffnung war das Konzerthaus eine größere und vor allem vielfältigere Spielstätte als der in einer anderen Tradition verhaftete Musikverein. Am Abend des 19. Oktober 1913 erklang ein zeitgenössisches Werk - das eigens von Richard Strauss komponierte "Festliche Präludium op. 61" - und danach als Meisterwerk der Vergangenheit - Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie.

Jährlich gibt es in den inzwischen vier Sälen - der vierte ist im Zuge der Generalsanierung von 1998 bis 2001 neu hinzugekommen - 650 bis 700 Veranstaltungen, davon rund 450 in Eigenregie.

Vermittlerrolle zwischen Künstler und Publikum

Für Intendant Naske ist es vorrangig, die individuelle Lust eines Menschen an der Wahrnehmung von Musik zu fördern. Dabei sieht er eine breite musikalische Ausrichtung bis hin zum zeitgenössischen Musikschaffen als wesentliches Merkmal. "Dem Konzerthaus fällt die Rolle eines Vermittlers zwischen dem Künstler auf der Bühne und dem Publikum zu."

"Der Idealfall ist, wenn der Hörer sich bei der Rezeption von Musik dieser wirklich öffnet, ihr entgegenlauscht, denn dies hat unglaubliche Wirkung auf den Künstler", so Naske. Verschiedene Zielgruppen haben verschiedene Bedürfnisse. Das beziehe sich etwa auf die Länge der Aufführung oder die Sprache. Bei Kindern und Jugendlichen, die erstmals Mozart hören, tritt ein ähnlicher Effekt auf wie bei einem eingeschworenen Klassik-Hörer, wenn er erstmals mit György Ligeti konfrontiert wird.

Das Ziel, dem Gemeinwohl zu dienen

Die Immobilie Wiener Konzerthaus gehört dem privaten Verein "Wiener Konzerthausgesellschaft". Finanziert wird es durch Erlöse aus dem künstlerischen Spielbetrieb, der Vermietung, aus Mitgliedsbeiträgen, privatem Sponsorship und Subventionen der öffentlichen Hand. "Dabei hat es in den vergangenen 16 Jahren keine Anpassung seitens der Gemeinde Wien gegeben", betont der Intendant. "Unter diesen Umständen ist es kaum möglich, ein künstlerisch hochwertiges Programm zu bieten und dabei das Potenzial der Institution auszuschöpfen."

"Ein Zwölf-Prozent Anteil von Subventionen am Gesamtbudget ist im Vergleich mit anderen führenden Konzertsälen der Welt sehr niedrig. Aufgrund dieser Unterfinanzierung können wir nicht leisten, was wir bereit sind zu leisten", erklärt Naske. Die Einnahmen aus dem Spielbetrieb und der Vermietung des Hauses sind ein unverzichtbares Element zur Aufrechterhaltung eines ausgeglichenen Budgets. Doch Naske wehrt sich dagegen, das Konzerthaus als rein privatwirtschaftlich finanziertes Haus zu führen. Der Brückenschlag zur vielfältigen kulturellen Wirklichkeit dieser Stadt wäre unter diesen Bedingungen nämlich nicht möglich.

"Das Konzerthaus muss für das Publikum erreichbar bleiben. Das geschieht auch über die Preise für Konzertkarten. Künstlerische Exzellenz Hand in Hand mit einer adäquaten Vermittlung ist der Schlüssel für die Weiterentwicklung der Konzerthaus-Idee", so Naske. "Daher arbeiten wir mit aller Kraft daran, dass dieser Ort als solcher erhalten bleibt und sich weder zu einem Museum noch zu einem kommerzialisierten Betrieb wandelt."



(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: weitlaner@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|