Boston: New York Post macht Jagd auf Unschuldige
"Taschen-Männer" als großer Aufmacher - Zeitung in der Kritik
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Tatort: eine Bilder-Flut überrollte das FBI (Foto: flickr/Vjeran Pavic) |
New York/Wien (pte029/24.04.2013/13:56) Die New York Post http://nypost.com gerät wegen eines ganzseitigen Titelbildes von zwei jungen Marathon-Besuchern in Boston unter Beschuss. Die Headline lautet: "Taschen-Männer - FBI-Agenten suchen diese zwei Abgebildeten vom Bostoner Marathon" http://bit.ly/15JHkcl . Mit einer Auflage von rund 700.000 Exemplaren hat das konservative Boulevardblatt mit überdimensionalen Lettern auf die beiden jungen Männer dadurch aufmerksam gemacht.
"Bildern Plausibilität verschaffen"
Einer der Männer trägt einen Rucksack, der andere eine Umhängetasche. Obwohl beide nicht als Verdächtigte bezeichnet werden, suggeriert der Aufmacher eben genau das. Es sei jedoch die Aufgabe der Journalisten, Bildern Plausibilität zu verschaffen, unterstreicht Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Langenbucher http://univie.ac.at gegenüber pressetext.
In einer Relativierung der Schlagzeile in äußerst kleiner Schrift heißt es: "Es gibt keine direkten Hinweise für einen Zusammenhang mit dem Verbrechen, doch die Behörden wollen sie identifizieren." Washington-Post-Kolumnist Erik Wemple rät den beiden, den Titel zu verklagen und wirft der New York Post vor, unschuldige junge Zuschauer angeschwärzt zu haben.
"Haben nur Fakten berichtet"
Die Zeitung selbst gibt sich uneinsichtig. "Wir stehen zu unserer Story", betont deren Chefredakteur Col Allen. Das FBI hätte das Foto gemailt und wollte wissen, wer die beiden seien. "Wir haben kein Urteil über sie getroffen, sondern nur Fakten berichtet", so Allan. Kritiker entgegnen dem, dass die Ermittler eine Unzahl an Fotos vom Tatort verschickt hätten und die Zeitung dies durchaus auch erklären hätte können. Stattdessen hat man die beiden "Taschen-Männer" herausgegriffen.
Langenbucher präzisiert die Sachlage: "Das FBI ist - genauso wie andere staatliche Einrichtungen - eine parteiliche Quelle mit bestimmten Absichten. Redaktionen sind deshalb gut darin beraten, Dinge nicht ohne die nötigen Kontroll- und Recherchetätigkeiten eins zu eins zu übernehmen."
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