Papst-Gebet: Twitter-Sturm nach Falschübersetzung
BBC-Dolmetscher von Kritikern als "unkatholisch" tituliert
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Jesus: Vaterunser von Dolmetscher falsch übersetzt (Foto: pixelio.de, D. Schütz) |
London/Wien (pte020/14.03.2013/13:55) Als gestern Abend ein BBC-Nachrichten-Dolmetscher http://bbc.co.uk einige Schwierigkeiten hatte, bei der Papst-Wahl das "Vater Unser" und das "Ave Maria" korrekt ins Englische zu übersetzen, löste seine missliche Lage eine Twitter-Debatte aus. Der verzweifelte Linguist kämpfte sich durch das heilige in italienischer Sprache gesprochene Gebet des neuen argentinischen Papstes Franziskus (Jorge Mario Bergoglio). Twitter-User kommentierten noch während seiner Live-Übersetzung seine schwachen Gebetskenntnisse und verkündeten ihre Probleme, das frei interpretierte Pater Noster überhaupt in der englischen Version zu erkennen. Des Weiteren wurde der Dolmetscher von der Masse als eindeutiger "Nicht-Katholik" bezeichnet.
"Dolmetsch ist Fass ohne Boden"
Es stellt sich die Frage, ob solch ein Fauxpas bei einem Medium und Event dieser Größe überhaupt passieren darf, oder solche Fehler einfach menschlich sind. "Das darf nicht passieren. Ich als Dolmetscher war viel im Ausland unterwegs und habe das Vaterunser auch in englischer Sprache gelernt", sagt Gerichtsdolmetscher Emmerich Gruber im pressetext-Gespräch.
Eine gegensätzliche Meinung vertritt hingegen eine als Dolmetscherin arbeitende Linguistin. "Der Dolmetscher wusste mit Sicherheit nicht im Vorhinein, was der Papst sagen würde und hatte daher bestimmt auch kein Manuskript bekommen", sagt sie im pressetext-Gespräch. Grundsätzlich hätten Übersetzer eine gewisse Vorbereitungszeit, die jedoch in diesem speziellen Fall unwahrscheinlich gegeben war.
"Dolmetsch ist die Übersetzung des gesprochenen Wortes und ein Fass ohne Boden. Ich finde, man kann von Dolmetschern nicht verlangen, beispielsweise Gebete aus dem Stegreif übersetzen zu können", so die Expertin.
Gebete in Original-Sprache lassen
Laut der Spezialistin hätte der BBC-Linguist diesen Teil der Papst-Rede gar nicht erst übersetzen sollen. "Ich persönlich hätte in diesem speziellen Fall die Öffentlichkeit darüber informiert, dass der Papst nun das Vaterunser betet, es jedoch nicht übersetzt", schließt die Fachfrau ab.
Dieser Lösung stimmt Gruber zu. Sollte der Dolmetscher das Gebet nicht korrekt übersetzen können, könne er bei einer Live-Übertragung als Alternative darauf hinweisen, das seine Übersetzung nicht dem Original-Text entspricht und sinngemäß dem Publikum darlegen oder verkünden, dass er es schlichtweg nicht weiß. "Ein geprüfter Gerichtsdolmetscher müsste jedoch in der Lage sein, auch das Vaterunser sinngemäß ins Deutsche zu übersetzen, besonders dann, wenn deutsch seine Muttersprache ist", schließt Gruber ab.
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