Presserat: Compliance kein Modethema für Medien
Experten raten zu internen Verhaltensregeln für mehr Medienfreiheit
Wien (pte004/22.01.2013/06:15) "Eine ordentliche Selbstregulierung der Medien ist demokratiepolitisch wie auch für die Branche selbst wichtig", argumentiert Anthony Mills, Deputy Director International Press Institute (IPI), anlässlich einer Podiumsdiskussion im Wiener Presseclub Concordia. Fehlte diese, so seien Parlamente mit Gesetzen sehr schnell zur Stelle. "Es ist jämmerlich, wie mühsam sich etwa die Einführung eines einheitlichen Verhaltenskodexes in Österreich gestaltet", moniert Oscar Bronner, Verleger und neuer Präsident des Österreichischen Presserates http://presserat.at .
Deutschland als Vorbild
Laut Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin und Herausgeberin Der Standard, hat in Deutschland fast jeder Verlag entsprechende Regeln. Nur in Österreich sei dies ein "Trauerspiel". Damit die Alpenrepublik auf diese internationalen Standards im Mediensektor kommt, fordert Föderl-Schmidt Leitlinien, wonach Redaktion und Anzeigen klar getrennt sein sollten. Zudem dürften Journalisten nicht über Firmen berichten, an denen sie Anteile halten. Auch müsse bei Einladungen wie Pressereisen oder Ausrüstung zu Testberichten ein Kompromiss gefunden werden.
Laut Österreichischem Presserat ist Compliance beziehungsweise ein "Code of Conduct" gerade für die Medienindustrie kein Modethema, denn nur ein qualitativer Journalismus habe auch Zukunft. "Dieses Wissen um die eigentliche Rolle der Medien ging verloren", sagt Anton Sahlender, Sprecher der Vereinigung der Medien-Ombudsleute http://de.ejo-online.eu . Um wieder Glaubwürdigkeit zu erlangen, müssten Medien ihre Arbeit mehr moderieren, fordert der Chefredakteur. "Jeder Journalist muss auch ein Ombudsmann sein."
Pressefreiheit gefährdet
Mills betont die Verbindung von Selbstregulierung der Medien und Pressefreiheit. Letztere sei auch in Europa gefährdet, wie Beispiele aus Großbritannien zeigen. Das Medienverhalten sei nicht überall in der Welt schlimm, sondern von Land zu Land verschieden. "In Ecuador zum Beispiel wird die Arbeit des IPI sehr erschwert, weil die Medien dort keiner Selbstverpflichtung unterliegen", sagt der Luxemburger. "Es ist tausend Mal besser solche ethischen Praxisanleitungen zu haben und jedem neuen Journalisten auch klar zu machen", findet der IPI-Direktor.
Laut einer zehn Länder umfassenden Studie von Josef Trappel, Leiter Publizistik an der Universität Salzburg http://uni-salzburg.at/kowi , hat sich ein Teil der Medienunternehmen sehr strenge Normen auferlegt und der andere Teil wiederum gar keine. "In Portugal und Litauen sieht es da nicht besonders gut aus", so Trappel. Österreich liege im hinteren Drittel, wobei etwa die Inseratenvergabe demokratiepolitisch nur mit Bulgarien und Rumänien vergleichbar sei. Die Debatte, welche Art Selbstregulierung die Medien brauchen, hält Trappel für zielführend.
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