pte20121010003 in Leben

Journalisten befürworten illegal erlangte Daten

Nachholbedarf bei öffentlichen Institutionen in Sachen Datenrecherche


Daten: Zugang für Journalisten oft schwierig (Foto: flickr.com/neogranado)
Daten: Zugang für Journalisten oft schwierig (Foto: flickr.com/neogranado)

Krems (pte003/10.10.2012/06:10) 60 Prozent der deutschsprachigen Journalisten widmen knapp ein Fünftel ihrer Arbeitszeit dem Datenjournalismus. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Donau-Universität Krems http://donau-uni.ac.at , die 1.000 Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz über die Relevanz der Datenrecherche in ihrem Arbeitsalltag befragt hat. Die Experten orten einen Bedarf nach mehr Datentransparenz und professioneller Datenaufbereitung.

Ideen und Modelle gefordert

"Hier gibt es noch viel Arbeit. Für eine echte Kollaboration mit den Mediennutzern bedarf es weiterer Ideen und Modelle, die teils erst entwickelt werden müssen. Das Treffen zwischen Journalisten und engagierten Bürgern, die den Journalismus aktiv durch ihre Mitarbeit unterstützen wollen, steht derzeit in Mitteleuropa noch am Anfang", sagt Forschungsleiter Michael Roither.

Laut der Studie "Datenjournalismus im Realitätscheck", die sich mit der Häufigkeit und Art der Verwendung komplexer Datenbestände im Journalismus beschäftigt, haben bereits 77 Prozent aller befragten Journalisten Daten von öffentlichen Einrichtungen bezogen und redaktionell verwendet. Als schwierig wird der Zugang zu Daten von Regierungen eingeschätzt.

Illegal erlangte Daten sind für 54 Prozent der Befragten in Ordnung, sofern sie im Sinne eines investigativen Journalismus verwendet werden und die Quellen nicht preisgegeben werden müssen. Im Allgemeinen halten die Journalisten die Datenrecherche für wesentlich, besonders in den Ressorts Wirtschaft, Wissenschaft, und Bildung. Ein Drittel gab jedoch an, dass Datenjournalismus für ihre Zielgruppe nicht relevant ist.

Facettenreicher Journalismus

Den Forschern zufolge bedarf es einer noch stärkeren Professionalisierung der Journalisten im Umgang mit der Auswertung von Daten. Ein möglicher Lösungsansatz sei unter anderem die Etablierung unabhängiger Institutionen, die in Zusammenarbeit mit der kritischen Öffentlichkeit Daten sammeln, aufbereiten und visualisieren. Darüber hinaus werde auch das Crowdsourcing in Zukunft wesentlich für erfolgreichen Datenjournalismus. Ein Viertel der befragten Journalisten ist dafür offen.

Open-Government-Data-Experte Peter Parycek betonte bei der Präsentation der Untersuchung die völlig unterschiedlichen Kulturen der Transparenz: "In den USA wird grundsätzlich alles online gestellt. Dort müssen Behörden eher erklären, warum sie bestimmte Daten nicht online gestellt haben. Diese Kultur wurde von den Briten übernommen", sagt Parycek. "In Österreich ist es gerade umgekehrt, dort veröffentlichen Behörden Daten meist nur, wenn sie dazu verpflichtet sind oder unmittelbaren Nutzen daraus ziehen können."

(Ende)
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