pte20120903016 in Leben

England fördert Games mit britischer Kultur

Steuerermäßigungen sollen Tech-Standort wieder stärken


Computerspieler: UK will beliefern (Foto: pixelio.de, S. Hofschlaeger)
Computerspieler: UK will beliefern (Foto: pixelio.de, S. Hofschlaeger)

London (pte016/03.09.2012/12:03) Das vereinigte Königreich wird ab Spieleentwickler ab 2013 mit Steuererleichterungen unterstützen. Drei Viertel der auf der Insel ansässigen Studios wollen sich um die Subventionen bewerben, wie die Financial Times berichtet. Allerdings sorgen sich viele Unternehmen, weil die Nachlässe nur für Spiele gewährt werden sollen, die einen Bezug zur britischen Kultur aufweisen. Diese Einschränkung ist den Regeln für staatliche Förderungen der EU zu verdanken. Die Computerspiel-Entwickler arbeiten jetzt Vorschläge aus, die eine gerechte Verteilung der Mittel garantieren soll.

Absteigender Ast

Mit der Förderung für Spieleentwickler will die britische Regierung den Abstieg der nationalen Entwickler-Branche aufhalten. England war 2006 der drittgrößte Spielehersteller der Welt, 2011 belegte die Insel nur noch den sechsten Rang. Auch die Investitionen sind im internationalen Vergleich im vergangenen Jahrzehnt stark zurückgegangen.

"Die großen Hersteller sitzen traditionell in den USA, aber auch Europa hat mit Ubisoft ein großes Unternehmen zu bieten. Die einzelnen Studios gehen dorthin, wo die Bedingungen am besten sind. Die Kosten spielen natürlich eine Rolle, da haben gerade die USA einen Vorteil", sagt Games-Experte Hans Solar gegenüber pressetext. Aufstrebende Konkurrenten wie Kanada locken Firmen mit großzügigen Steuererleichterungen, was die Position von England weiter schwächt. Die Ankündigung, bei den Abgaben ebenfalls ein Auge zuzudrücken, zeigt bereits Wirkung.

Branche im Umbruch

Branchengrößen wie Activision und Microsoft überlegen bereits, die Gelegenheit zu nutzen und neue Studios in London zu eröffnen. Für kleinere Studios ist das Angebot sogar noch attraktiver, da es ihnen in schwierigen Zeiten sogar das Überleben sichern kann. "Die Industrie ist im Umbruch. Social Games und der Trend zu Download-Games machen die teure Entwicklung von Spielen zunehmend riskant. Große Hersteller finanzieren heute schon mit einem Kassenschlager mehrere Flops quer. Die Konsolen halten die Industrie derzeit über Wasser", so Solar.

Skeptisch sind die Unternehmen aber noch wegen der Klausel über den Bezug zur britischen Kultur. Noch ist nicht klar, nach welchen Kriterien über die Förderwürdigkeit eines Videospiels entschieden werden soll. Die Vereinigung der britischen Spielehersteller will heute, Montag, Vorschläge zur Strukturierung der Förderung unterbreiten.

Very British

Spiele, die auf den Werken britischer Künstler basieren, wie etwa Harry Potter, haben sicherlich keine Probleme, die Mittel für sich zu reklamieren. Auch die beliebte Fifa-Reihe kann sich auf die Darstellung des britischen Kulturguts Fußball berufen. Spiele mit fiktionalem Inhalt könnten allerdings benachteiligt werden. Der Chef der Vereinigung der Spielehersteller plädiert deshalb für eine extrem weite Auslegung des Begriffs "britische Kultur". Seiner Vorstellung nach sollen auch Spiele wie GTA, das eines der erfolgreichsten Produkte der englischen Spielebranche ist, in den Genuss der Förderungen kommen.

Die Begründung: Obwohl GTA ein rein fiktionales Spiel ist, das zudem in den USA spielt, sei der Humor britisch. "Auch der Verkauf lokalisierter Versionen wäre ein Schlupfloch. Download-Inhalte speziell für England könnten eine Förderung beispielsweise rechtfertigen. Wenn das Modell funktioniert, könnten andere Länder schnell nachziehen", sagt Solar.

(Ende)
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