pte20120420023 in Forschung

Algorithmen schützen Busse vor Verklumpung

Intervalllücken verschwinden bei zentral berechneter Abfahrtszeit


Wartende Busse: Mathematik soll Intervalle ausgleichen (Foto: pixelio.de/Fabio)
Wartende Busse: Mathematik soll Intervalle ausgleichen (Foto: pixelio.de/Fabio)

Atlanta/Dresden (pte023/20.04.2012/15:30) Die GPS-Vernetzung von Bussen und die Berechnung ihrer Verkehrstakte durch zentrale Algorithmen helfen dabei, unregelmäßige Intervalle auszugleichen. Das berichten Forscher des Georgia Institute of Technology http://gatech.edu in der Mai-Ausgabe der Fachzeitschrift "Transportation Research Part B". Die von ihnen getestete Steuerung der Busintervalle soll den Service für Fahrgäste verbessern, den Arbeitsalltag der Busfahrer erleichtern und den Organisationsaufwand reduzieren.

Busse saugen einander an

Die Situation kennt wohl jeder Fahrgast: Manchmal kommt lange kein Bus, dann gleich mehrere Busse gleichzeitig. "Busse saugen einander an und klumpen", erklärt Stefan Lämmer, Verkehrsstatistiker an der TU Dresden http://stefanlaemmer.de , im pressetext-Interview. Die Ursache: Kommt ein Bus zu spät, drängen mehr Menschen an den Haltestellen hinein, wodurch der Bus immer weiter zurückfällt. Zugleich rückt der Folgebus immer näher, da er aufgrund des kürzeren Abstands immer weniger Fahrgäste aufnehmen muss.

Eine denkbare Lösung für Busse und andere kurztaktige Verkehrsmittel haben die US-Forscher nun bei einer Buslinie ihres Universitätscampus mit täglich 5.000 Fahrgästen erkundet. Zunächst wurde der fixe Fahrplan kurzerhand abgeschafft, dann die Busse mit einem Smartphone ausgestattet, das GPS-Daten an einen Zentralserver schickte und von diesem Anweisungen bekam. Bei jeder Haltestelle erfuhr der Fahrer per SMS, wie lange er stehen bleiben und wann er weiterfahren solle.

Knackpunkt Wartezeiten

"Der Algorithmus war so gestaltet, dass sich durch optimale Wartezeiten Lücken bei Verspätungen selbst ausgleichen", berichtet Forschungsleiter John Bartholdi. Die jeweilige Abfahrtszeit wird damit stets durch eine Abstimmung des Verkehrstaktes zum vorhergehenden und des nachfolgenden Busses berechnet. Auf diese Weise, so die Forscher, könne auch problemlos ein Bus ins System eingefügt oder aus diesem entfernt werden, und selbst mit Änderungen der Busrouten kommt das Prinzip zurecht. Der Praxistest erfuhr positives Echo bei Busfahrern und Fahrgästen.

Rein technisch wäre laut Lämmer eine Umsetzung einfach, werden doch die meisten öffentlichen Verkehrsmittel derzeit ohnehin mit GPS ausgestattet. Dennoch sei die Lösung ein Kompromiss, der auch Grenzen habe. "Sollen Abfahrtszeiten eingehalten werden, lähmt bei diesem Konzept ein zurückfallender Bus auch alle nachkommenden. Damit fällt die Anschlussgarantie weg." Das Warten oder Langsamfahren eines Verkehrsmittels ist schon heute gängige Praxis: Kein Bus darf Haltestellen früher als zwei Minuten vor Planabfahrt verlassen.

(Ende)
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