pte20120417036 in Leben

Webseite will Herzschlag der Menschheit aufzeichnen

Später soll everyheartbeat.org auch andere Gesundheits-Daten sammeln


Ärzte-Zubehör: bald durch Webseite ergänzt (Foto: pixelio.de, M. Preisinger)
Ärzte-Zubehör: bald durch Webseite ergänzt (Foto: pixelio.de, M. Preisinger)

Wien (pte036/17.04.2012/13:58) Die US-Kardiologin Leslie Saxon hat im Rahmen der Vortragsserie TEDMED2012 http://www.tedmed.com das Internetportal everyheartbeat http://everyheartbeat.org angekündigt. Dort sollen Menschen Protokolle ihres Herzschlags veröffentlichen. Das ehrgeizige Ziel ist es, den Herzschlag jedes Menschen aufzuzeichnen. Von den enormen Datenmengen, die auf der Seite entstehen, verspricht sich Saxon wichtige Erkenntnisse über das menschliche Herz. Außerdem könnte vielen Menschen mit unerkannten Herzproblemen geholfen werden.

"Das großflächige Sammeln von Informationen ermöglicht eventuell mit vergleichsweise geringem Aufwand die Erhebung von Daten, die mit klinischen Studien nicht zu bekommen wären. Allerdings darf der Datenschutz nicht außer Acht gelassen werden", sagt Josef Smolle, Rektor der Medizinischen Universität Graz http://www.meduni-graz.at , gegenüber pressetext.

Gefahr des Missbrauchs

Anfangs sollen Nutzer von everyheartbeat.com Daten zu ihrem Herzschlag auf der Plattform eingeben. Die Pulsmessung erfolgt dabei in Eigenregie, egal ob mit Pulsmesser oder Smartphone-App. Besser wäre zwar eine konstante Einspeisung der Herzschlagdaten, für den Anfang reichen die Eigenmessungen aber aus. Schon 2013 soll mit dem Sammeln der Daten begonnen werden. Forscher und Ärzte sollen Zugriff auf die anonymisierten Daten erhalten.

"Eine zentrale Speicherung von Gesundheitsdaten hat bisher immer zu Missbrauch geführt. Im Gesundheitsbereich geht es um so enorme Summen, dass die Begehrlichkeiten aller Parteien, die sich Profit versprechen - wie Pharmaindustrie, Sozial- und Krankenversicherungen - sehr groß sind. Das Problem 'Wer hat Zugriff' ist technisch nicht zu lösen, weshalb ich eine zentrale Speicherung nicht für sicher halte. Die Forschung soll Zugriff auf anonymisierte Daten erhalten, das ist aber ohne zentrale Datenbank möglich", sagt Christian Jeitler von Quintessenz http://quintessenz.at im Gespräch mit pressetext.

Soziales Medizin-Netzwerk

Die Herzschläge können mittels Algorithmen nach Anomalien durchforstet werden. Auffällige Nutzer würden gewarnt, ohne ihre Identität preiszugeben. "Der Herzschlag ist einfach zu erfassen, auch in Eigenregie. Deshalb bietet er sich als Start für das Projekt an. Außerdem handelt es sich um einen sehr gesundheitsrelevanten Faktor. Ein langfristiges Monitoring von größeren Teilen der Bevölkerung könnte hier durchaus neue Erkenntnisse bringen", so Smolle.

Später ist geplant, dass auch andere Daten, wie Fettwerte, Blutdruck oder Grippeerkrankungen ins System eingespeist und der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Diese Werte würden allerdings vom Hausarzt erhoben, beispielsweise während einer Gesundenuntersuchung. So soll sich everyheartbeat zu einem sozialen Netzwerk für medizinische Daten entwickeln. Die entstehenden Informationen wären von großem Wert für die Medizin.

"Ob bei solchen Projekten Vor- oder Nachteile überwiegen, müsste man sich im Detail anschauen. Es gibt einerseits Chancen für Früherkennung und Diagnose, andrerseits ist eine totale Überwachung des medizinischen Zustands der Gesellschaft abzulehnen", erklärt Smolle.

(Ende)
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