pte20120413001 in Business

Lehre im Großbetrieb rentiert sich immer

Höheres Gehalt auch bei Wechsel nach Ausbildung


Betriebswechsler: erhöhter Erklärungsaufwand (Foto: pixelio.de/Hofschläger)
Betriebswechsler: erhöhter Erklärungsaufwand (Foto: pixelio.de/Hofschläger)

Mannheim (pte001/13.04.2012/06:00) Junge Fachkräfte, die ihre Ausbildung bei einem Großbetrieb mit strenger Lehrlingsauswahl machen, profitieren dadurch immer - selbst wenn sie gleich danach das Unternehmen wechseln. Zumindest finanziell haben sie gute Karten, den sonst beim Wechsel üblichen Lohnabschlag zu vermeiden. Zu diesem Schluss kommen Experten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) http://zew.de . Sie untersuchten Bestimmungsgründe für Einstiegslöhne der Fachkraftstellen von über 4.000 Lehrlingsabsolventen, die direkt nach der Ausbildung den Betrieb gewechselt hatten.

Vorurteil "zweite Wahl"

"Unternehmen, die Berufsanfänger aus anderen Betrieben übernehmen, sehen sich die Qualität der Ausbildung überraschend genau an. Bestimmte Kriterien helfen Wechslern, gute Bedingungen zu sichern. Vor allem geht es darum, die eigene hohe Produktivität nachweisen zu können. Dies gelingt durch gute Schulbildung - speziell durch Abitur - sowie wenn man im Lebenslauf oder Bewerbungsgespräch glaubhaft signalisieren kann, dass man im früheren Betrieb eine hochwertige Ausbildung genossen hat", sagt ZEW-Forscher Thomas Zwick im pressetext-Interview.

Jeder dritte deutsche Auszubildende wechselt direkt nach Lehrabschluss den Betrieb, jeder zweite innerhalb eines Jahres. Oft erfolgt dieser Wechsel mangels eines Übernahmeangebots durch den Lehrbetrieb. Da ausbildende Unternehmen die Qualität ihrer Auszubildenden kennen und die besten Kräfte in der Regel an sich selbst binden, gelten Sofort-Wechsler bei neuen Arbeitgebern oft als "zweite Wahl". Damit fallen aber auch Fachkräfte, die aus freien Stücken wechseln oder hochproduktiv sind, unter dieses Vorurteil der Negativselektion, das sich nicht zuletzt in Lohnabschlägen ausdrückt.

Groß bringt Geld

Um diesen Lohnabschlag zu verhindern, ist es für Bewerber ein besonders gutes Argument, in einem Großbetrieb mit über 1.000 Beschäftigten ausgebildet worden zu sein: "Die Ausbildung ist hier meist höherwertig, wodurch Betriebswechsler einen durchschnittlich um acht Prozent höheren Einstiegslohn erhalten als Arbeitnehmer, die ursprünglich in Betrieben mit unter 250 Beschäftigten tätig waren", berichtet Zwick. Ähnliches ist der Fall, wenn der Ausbildungsbetrieb überdurchschnittlich viel Lehrlingsvergütung bezahlt hat: Im neuen Betrieb wird dies oft durch Lohnaufschläge honoriert.

Daneben gibt es auch andere Faktoren, die von den übernehmenden Betrieben als vorteilhaft angesehen werden und Wechslern vor niedrigen Löhnen schützen. Immerhin vier Prozent Aufschlag bringt es, wenn es im früheren Unternehmen einen Betriebsrat gab. "Er gilt als Garant dafür, dass hohe Ausbildungsstandards eingehalten wurden", erklärt Zwick. Günstig ist zudem eine niedrige Übernahmequote der Lehrlinge im Ausbildungsbetrieb: Bindet der Betrieb nur sehr wenige - im Normalfall die Besten - an sich, müssen automatisch auch viele gute Auszubildende das Unternehmen verlassen.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
Tel.: +43-1-81140-306
E-Mail: pernsteiner@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|