pte20111108012 in Business

Niedrige Importzölle helfen der Wirtschaft nicht

Allgemeines Präferenzsystem versagt bei ökonomischer Förderung


Frachthafen: Ökonomen widerlegen Sinn von APS (Foto: pixelio.de, tokamuwi)
Frachthafen: Ökonomen widerlegen Sinn von APS (Foto: pixelio.de, tokamuwi)

Bayreuth (pte012/08.11.2011/11:00) Einseitige Handelsvergütungen bringen den Partnern Nachteile, belegen Bernhard Herz von der Universität Bayreuth http://www.uni-bayreuth.de und Marco Wagner vom Sachverständigenrat für die Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage. Um die wirtschaftliche Entwicklung in ärmeren Regionen zu fördern, haben westliche Industriestaaten das Allgemeine Präferenzsystem (APS) eingerichtet. So wurden Importzölle mit dem Ziel gesenkt, Exporte aus weniger entwickelten Ländern zu fördern.

Schaden für die Länder

"Unser empirischer Befund ist, dass das System der Zollpräferenzen iim Durchschnitt dazu führt, dass sich der Handel der 'begünstigten' Entwicklungsländer schwächer entwickelt als der Handel vergleichbarer Länder ohne APS", sagt Herz gegenüber pressetext. APS schadet Entwicklungsländern langfristig mehr, als dass es ihnen nützt, so das Fazit. "Indirekt wirkt es sich auch auf die Industrieländer nachteilig aus", ist sich Herz sicher. Die beiden Ökonomen plädieren deshalb für die Abschaffung des APS.

APS ist den Experten nach kein geeignetes Instrument zur nachhaltigen Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Studie stützt sich auf ökonomische Daten, die aus sechs Jahrzehnten (1953 bis 2006) stammen und die Entwicklung des weltweiten bilateralen Handels zwischen 184 Ländern widerspiegeln. Die Zahlen zeigen, dass die Zollvergünstigungen ärmeren Ländern nur kurzfristig zugute kommen. Langfristig behindern sie diese Länder in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Statt Innovationen zu fördern, führen sie eher dazu, dass alte Produktionsstrukturen unverändert erhalten bleiben.

Gefahr der Unflexibilität

"Einseitige Importerleichterungen enthalten oftmals falsche Anreize. Sie verleiten die Entwicklungsländer dazu, ihre Industrien einseitig auf die Herstellung von Waren festzulegen, die sie zu günstigen Zolltarifen exportieren können", meint Herz. Dadurch steige die Gefahr, dass diese Länder unflexibel würden und den Anschluss an neue technologische Trends verpassen. In diesem Fall würden die zollfrei exportierten Waren allmählich unattraktiv.

Es sei allerdings kein Nullsummenspiel, im dem der Vorteil eines Landes der Nachteil des anderen ist. "Die mit APS verbundenen Regeln haben eine Reihe von Nachteilen, wie Intransparenz, erhöhtes politisches Risiko und implizite Subventionierung. Diese führen letztlich dazu, dass zwar einzelne Unternehmen in den Industrie- und Entwicklungsländern profitieren mögen, gesamtwirtschaftlich aber beide Ländergruppen verlieren", unterstreicht Herz.

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