pte20110826004 in Leben

Lange Anreise erscheint am Rückweg kürzer

Erwartung und Vorfreude steuern den Rückreise-Effekt


Kinder auf der Rückbank: Heimfahrt geht schneller (Foto: FlickrCC/Nyberg)
Kinder auf der Rückbank: Heimfahrt geht schneller (Foto: FlickrCC/Nyberg)

Tilburg/Freiburg (pte004/26.08.2011/06:15) Die Rückreise aus dem Urlaub ist oft viel kürzer als die Anreise - zumindest in unserer Wahrnehmung. Warum das trotz gleicher Reisezeit und -distanz so ist, erklären holländische Forscher im Springer-Journal "Psychonomic Bulletin & Review". Nicht die Vertrautheit des Weges, sondern die Erwartungshaltung führt demnach zum Rückreise-Effekt. "Das betrifft die Erwartung an die Reisedauer, jedoch auch jene an den Zielort", ergänzt der Freiburger Psychologe Marc Wittmann im pressetext-Interview.

Gefühlte Zeit ist manipulierbar

"Die Zeit, die wir für die Anreise benötigen, unterschätzen wir oft und empfinden sie deshalb als lang. Auf der Rückreise ist dann das Gegenteil der Fall", sagt Niels van de Ven von der Universität Tilburg http://www.tilburguniversity.edu . Allzu großer Optimismus bei der Hinfahrt verkürzt somit die gefühlte Dauer der Rückfahrt, wie ein Experiment mit 350 Touristen zeigte. Eine Gruppe machte eine Busreise, die zweite fuhr mit dem Rad und die dritte sah bloß das Video einer Radtour. Kürzer empfanden besonders jene die Rückreise, die die Anreise als unerwartet lange erlebt hatten.

Auch Manipulationen sind möglich. Der Rückreise-Effekt verschwindet etwa bei Menschen, denen man sagt, dass ihnen die Anreise lange vorkommen wird. Warnt man jemanden, dass die Anreise sehr lange dauern wird, so erscheint die Reise insgesamt kürzer. Die bisher häufigste Erklärung - dass Reisende bei der Hinreise mit der Route vertraut werden und sie später besser abschätzen können - dürfte hingegen falsch sein. "Der Effekt hält auch bei einer neuen, doch gleich langen Rückreiseroute an", so Studienleiter van de Ven.

Vorfreude bremst die Zeit

Wie Wittmann darlegt, dehnt jedoch auch die Sehnsucht nach dem Ankommen die Zeit. "Wer auf den Telefonanruf seiner Liebsten wartet, ist auf die Zeit fixiert und empfindet sie als lange. Ähnliches trifft zu für den, der seinem langweiligen Alltag entkommen und endlich den Urlaubsort sehen will. War hingegen der Urlaub scheußlich und man freut mich schon, endlich wieder zuhause zu sein und die Freunde zu sehen, dauert vielleicht sogar die Rückreise länger", so der Psychologe.

Wen das lange Zeitempfinden stört, sollte sich ablenken, rät Wittmann. "Das gilt besonders dann, wenn etwa die Kinder auf der Rückbank im Auto ständig danach fragen, wie lange es denn noch dauert. Das beste was Eltern dann tun können ist, die Kinder zu unterhalten und sie von der Zeit abzulenken, die dann plötzlich wieder schnell vergeht."

(Ende)
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