pte20110721027 in Leben

Alptraum: Psychisch krank in armen Ländern

85 Prozent der Geisteskranken weltweit ohne Therapie


Mann: Versorgung psychisch kranker Armer entsetzlich (Foto: FlickrCC/USAID)
Mann: Versorgung psychisch kranker Armer entsetzlich (Foto: FlickrCC/USAID)

Toronto (pte027/21.07.2011/18:00) Nirgendwo sind das Stigma und Tabu von psychischer Krankheit größer als in Entwicklungs- und Schwellenländern. Wirksame Therapien für Betroffene fehlen hier eklatant, jedoch auch Innovationen zur Überwindung der Misere. Zu diesem Schluss kommen 400 internationale Experten in der Zeitschrift "Nature". Sie legen die wichtigsten Hürden dar, die es zur Besserung der Lage zu überwunden gilt.

An den Baum gekettet

"Geisteskranke Kinder werden oft an Bäume angekettet oder Erwachsene in marode Anstalten weggesperrt. Psychische Leiden sind die am meisten vernachlässigten aller vernachlässigten Krankheiten in Entwicklungsländern", betont Peter Singer, Studienautor und Geschäftsführer der NPO "Grand Challenges Canada" http://grandchallenges.ca , im pressetext-Interview.

450 Mio. psychisch Kranke gibt es weltweit, wobei drei von vier in Entwicklungs- und Schwellenländern leben. 85 Prozent jener, die an Leiden wie Schizophrenie, bipolarer Störung, Depression, Demenz leiden, haben laut WHO-Statistiken überhaupt keinen Zugang zu Therapien. Das wirkt sich enorm auf die Produktivität der Länder aus, doch zugleich mit den Krankheiten geht auch ein erhöhtes Risiko für HIV/Aids, Malaria, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs einher.

Suche nach neuen Wegen

Die Armut trägt eindeutig zu dieser Situation bei, analysiert Singer. "Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit liegen im Norden um das Zehn- bis mehrere Hundertfache über jenen im Süden. Dennoch gibt es zentrale Aufgaben, deren Lösung die Lage bessern." Die bessere Schulung des Gesundheitspersonals im ländlichen Raum gehört ebenso dazu wie günstigere und effektivere Medikamente, gemeinschafts-orientierte Therapie und Betreuung, mobile und IT-gestützte Medizintechnik, Hilfen für Hausärzte und Kampagnen gegen das soziale Stigma.

Als ersten Schritt zur Umsetzung schreibt Grand Challenges Canada einen Wettbewerb aus. Insgesamt 20 Mio. Dollar aus Mitteln des kanadischen Development Innovation Fund sollen mutigen, innovativen Ideen aus Entwicklungs- und Schwellenländern zugute kommen. "Innovation heißt, Dinge anders zu lösen als bisher. Das brauchen wir angesichts der Situation der psychisch Kranken", so Singer.

Abstract des Nature-Artikels unter http://www.nature.com/nature/journal/v475/n7354/abs/475027a.html

(Ende)
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