Migranten: Bildung ist Frage des Einkommens
Schulische Benachteiligung durch fehlende Ressourcen der Eltern
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Förderung aller: Migranten in der Schule benachteiligt (Foto: pixelio.de/Schütz) |
Bern (pte017/21.06.2011/11:50) Migrantenkinder haben in der Bildung deutlich schlechtere Karten als einheimische Kinder. Die Ursache dafür liegt nicht bei ungleicher Behandlung durch Schule oder Lehrer, sondern eher bei fehlenden Ressourcen der Eltern, zeigt eine statistische Erhebung von Bildungsforschern der Universität Bern http://unibe.ch im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) http://snf.ch . "Die größten Ungleichheiten entstehen außerhalb des Bildungssystems", erklärt Studienleiter Rolf Becker im pressetext-Interview.
Grenzschranken in der Bildung
Je höher das Bildungsniveau, desto schlechter sind Migrantenkinder vertreten. Etwa im Kanton Zürich besuchen nur sechs Prozent von ihnen das Gymnasium und ihr Anteil bei den Uniabsolventen liegt schweizweit nur bei fünf Prozent. Parallel ist ihr Risiko dreimal höher als bei einheimischen Kindern, in einer Sonderschule unterrichtet zu werden, keine Lehrstelle zu finden oder keine Berufsausbildung abzuschließen. Warum das so ist, haben die Forscher auf Grundlage von Daten zum Geburtsjahrgang 1985 sowie zur Primarstufe 1998 erhoben.
Geld und Sprache
Die Schulleistungen der Migrantenkinder liegen im Schnitt gleichauf mit einheimischen Kindern, so das Ergebnis. Anders als deutsche Kollegen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20101201020 ) erkennt Becker deshalb keine Diskriminierung seitens der Lehrer oder des Schulsystems. "Viel mehr geht es um die Ressourcenfrage. Betroffene Kinder sind oft ökonomisch benachteiligt, da die Eltern die teure Schullaufbahn nicht finanzieren können. Weiters werden Bildungsentscheidungen oft durch mangelnde Kenntnisse der Landessprache determiniert."
Eine Bestätigung dafür liefern auch die großen Unterschiede innerhalb der Migrantengruppen. Benachteiligt sind Schweizer Schüler aus der Türkei, Portugal und dem Balkan, während jene aus Deutschland, Österreich und Frankreich sogar meist höhere Bildungsniveaus erreichen als einheimische Kinder. "Der sozioökonomische Hintergrund bei Einwanderern aus den Nachbarländern ist hier in der Regel besser", erklärt der Berner Bildungssoziologe.
Mehr Förderung im Kindergarten
An mehreren Punkten müsste man ansetzen, um den Missstand zu ändern, fordert Becker. "Die deutlichste Verbesserung erreicht man, wenn Kinder schon vor der Einschulung in der Landessprache gefördert werden. Das gilt für jene aus Migrantenfamilien ebenso wie für Einheimische aus bildungsschwachen Milieus", so der Forscher. Eltern sollte man besser mit dem Bildungssystem vertraut machen, zumal bei vielen der Wunsch nach Matura, Studium und dem damit assoziierten Aufstieg zwar vorhanden, die Wege dazu jedoch unklar sind.
Weiters gelte es, die Selektion für die Sekundarstufe zu überwinden oder zumindest nach hinten zu verschieben, und selbst die utopisch anmutende Reduktion von Bildungs- und Einkommensunterschieden sei umsetzbar, wie der Blick auf Schweden zeige. "Verbesserungen sind schon allein aufgrund des Verfassungsgebots der Chancengleichheit aller Kinder nötig. Unsere Gesellschaft funktioniert nur durch genügend qualifizierte Arbeitskräfte und ein Leistungsfähiges Bildungssystem, zudem führt erst politische Mündigkeit durch Bildung zu sozialer Integration", mahnt der Forscher.
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