Geschäft mit dem Tod: Deutsche-Bank-Fonds floppt
Risiko bei Lebensversicherungen hoch - Wetten ethisch fragwürdig
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Investitionsrisiko in Lebensversicherungen hoch (Foto: aboutpixel.de, stormpic) |
Frankfurt am Main/Meerbusch (pte029/01.09.2009/11:40) Weil Lebensversicherte nicht so schnell sterben wie statistisch kalkuliert, drohen dem einst so verheißungsvoll angepriesenen Deutsche-Bank-Fonds db Kompass Life http://www.deutsche-bank.de nun herbe Verluste. Das Finanzkonstrukt kauft US-Bürgern deren Lebensversicherungen ab und zahlt weiterhin die monatlichen Raten. Nachdem der Versicherungsnehmer gestorben ist, fällt die gesamte Versicherungssumme an den Fonds - ein vermeintliches sicheres Geschäft in der Krise. Doch die Floskel "gestorben wird immer", scheint dem Fonds nun zum Verhängnis geworden zu sein. Versicherte leben länger als gedacht, Ausschüttungen geraten ins Stocken.
"Den Vertrieb solcher Fonds haben wir selbst in seiner Hochzeit vor der Krise abgelehnt. Das Risiko ist einfach zu groß, schließlich weiß man nicht, ob am Ende draufgezahlt werden muss. Auch sollte der Aspekt berücksichtigt werden, dass all jene Versicherten, die vom Arzt eine schlechte Prognose bekommen, ihr Leben ändern und später sterben", erläutert Erwin Pollex von der Vermögensverwaltungsgesellschaft Incam AG http://www.incam.com auf Nachfrage von pressetext. Selbst wenn die Versicherten ihre Polizzen mit Abschlag verkaufen, drohe den Fondsgesellschaften ein Finanzierungsdilemma. Schließlich zahlt die Versicherung erst beim Ableben. "Eine solche Wette auf das Leben ist auch ethisch fragwürdig", unterstreicht Pollex.
Obwohl die beiden Fonds db Kompass Life I und II bereits seit 2005 mehr als eine halbe Mrd. Euro an Kapital eingesammelt haben, könnte Deutsche-Bank-Kunden im schlimmsten Fall ein Totalverlust ihrer Anlage blühen. Wie der Spiegel berichtet, wurde den Anlegern nicht selten ein "Bombengeschäft" versprochen. Dabei wird den Banken vorgeworfen, unzureichend auf die vertraglich beschriebene Möglichkeit eines Totalverlusts hinzuweisen. Die Investitionen, die der Fonds zu stemmen hat, damit das Geschäft aufgeht, sind sehr hoch, da die Polizzen bis zum Ende der Vertragslaufzeit weiter bezahlt werden. "Der Druck, die Produkte zu verkaufen, steigt. An den Beratungsmankos hat sich nichts geändert", so Pollex im pressetext-Gespräch.
Die Rechnung auf Basis medizinischer Gutachten und Statistiken für die USA dürfte trotz der Euphorie der vergangenen Jahre nicht aufgehen. Allein die deutschen Anleger steckten 2004 und 2005 rund zwei Mrd. Euro in dieses Geschäftsmodell. Aufgrund der exorbitanten Kosten und der gestiegenen Lebenserwartung konnten viele Anbieter die zuvor in Aussicht gestellten Renditen nicht erwirtschaften. Dass die Kosten in vielen Fällen explodieren, ist auch mit der gestiegenen Nachfrage zu erklären, die den Kaufpreis der Polizzen in die Höhe schnellen lässt. Hinzu kam die gesetzliche Änderung, nach der amerikanische Lebensversicherungsfonds auch in Deutschland erstmals steuerpflichtig wurden. Oft nahmen Anbieter Fonds vom Markt.
Sowohl der damalige Sachsenfonds als auch die Hamburger HPC Capital gaben ihre Produkte auf und leiteten eine Rückabwicklung ein. Trotzdem versprüht die HypoVereinsbank-Tochter WealthCap http://www.wealthcap.com Optimismus. Diese hat erst vor kurzem ihren vierten Fonds für US-Lebensversicherungen aufgelegt, nachdem die anderen Produkte die Prognosen bislang übertroffen haben. Auch die Deutsche Bank startete 2008 die dritte Version des in der Struktur leicht veränderten Life Kompass. In zwei Tranchen wurden 100 Mio. Dollar und 144 Mio. Euro bei den Anlegern eingesammelt. Das Produkt besticht vor allem durch Komplexität und sichert Finanzmanagern Gewinne. "Das Karussell dreht sich. Die nächsten ,Highfligher' sind Renewables und Rohstoffe sowie Anleihen. Die nächste Blase kommt", meint Pollex abschließend.
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