pte20090810028 in Leben

Tiere verändern Aussehen als Überlebensstrategie

Variantenreichtum der Evolution aufgrund von Vorlieben der Räuber


Happyface-Spinnen können ganz unterschiedlich aussehen (Foto: University of York)
Happyface-Spinnen können ganz unterschiedlich aussehen (Foto: University of York)

York (pte028/10.08.2009/13:55) Die Zurückhaltung von Raubtieren bei unbekannter Nahrung nutzen manche Tiere als Überlebensstrategie. Sie treten auch innerhalb derselben Art in ganz verschiedenen Formen auf. Das behaupten Systemanalytiker und Biologen der University of York http://www.york.ac.uk in der Fachzeitschrift Evolution. Anhand eines neu entwickelten Computermodells fanden die Forscher eine neue Erklärung für die Vielgestaltigkeit innerhalb einer Art, die als "Polymorphismus" bezeichnet wird.

Die Spinne Theridion grallator war das Anschauungsobjekt der Wissenschaftler. Dieses Insekt lebt auf Hawaii und trägt aufgrund ihres Rückenmusters, das oft einem lachenden Gesicht ähnelt, den englischen Namen "Happy-face Spider". Bei der Gestaltung ihres Leibes ist die Natur äußerst erfinderisch, gibt es doch sowohl nur-gelbe Exemplare wie auch solche mit roten, schwarzen oder weißen Tupfen, die jeweils an den Nachwuchs vererbt werden. "Schon lange rätselt die Wissenschaft, was die Ursache dafür ist, dass alle Populationen dieser Spinne auf den Inseln Hawaiis in so zahlreichen Variationen in Erscheinung treten", sagt Studienleiter Geoff S. Oxford.

Bisher nahm man an, dass diese Vielgestaltigkeit auf die Gewohnheit der Räuber zurückgeht, ein Bild der häufigsten Beutetiere im Gehirn abzuspeichern, nach dem die Umgebung bei der Nahrungssuche besonders durchkämmt wird. Ein ständiges Wechseln des Erscheinungsbildes würde das gesuchte Tier wie etwa die Spinne unerkennbar und leicht übersehbar machen. Das ist als alleinige Erklärung für Polymorphismus jedoch zu wenig, so die Forscher. Plausibler scheint ihnen hingegen die Tatsache zu sein, dass sich beutesuchende Tiere bei ungewohnt aussehender Beute stark zurückhalten statt diese in den täglichen Speiseplan einzuverleiben.

Dank Computeranalyse konnten die Forscher nun beweisen, dass bereits eine geringe Ausprägung dieser Zurückhaltung vor unbekannter Nahrung völlig ausreicht, um bei den Beutetieren derart unterschiedliche Ausprägungen zu schaffen. "Ein Beutetier, das ganz anders als seine Artgenossen aussieht, hat einen Überlebensvorteil. Denn Räuber können es nicht identifizieren und greifen nur mit Widerwillen auf diese Nahrung zurück. Bestimmte Beutetierarten entwickeln Polymorphismen, um Räuber ganz gezielt abzuschrecken. Sie konfrontieren ihre Jäger einfach mit einer großen Vielfalt von scheinbar unbekanntem Fressen", ergänzt Studien-Mitautor Daniel Franks.

Abstract zur Veröffentlichung unter http://www3.interscience.wiley.com/journal/122454472/abstract?CRETRY=1&SRETRY=0

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