Ohnmacht größtes Problem von Flugpassagieren
Thrombosen äußerst selten - Bei Notfällen ist meist ein Arzt an Bord
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In 85 von 100 Notfällen ist ein Arzt zur Stelle (Foto: pixelio.de/Sturm) |
Bochum (pte003/24.01.2009/06:10) Thrombosen werden im Flugzeug weit seltener ausgelöst als allgemein angenommen. Die weitaus häufigste Komplikation für Flugpassagiere ist der Ohnmachtsanfall. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Medizinischen Fakultät der Bochumer Ruhr-Universität http://www.ruhr-uni-bochum.de/medizin , die in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Critical Care" veröffentlicht wurde. Dabei wurden über 10.000 medizinische Notfälle analysiert, die sich binnen sechs Jahren in den Flugzeugen zweier europäischer Airlines ereigneten. Wenn Gesundheitsprobleme bei Flugpassagieren auch die Ausnahme bilden, können sie für Flugbegleiter und Passagiere dennoch erheblichen Stress und im Ernstfall eine kostspielige Zwischenlandung verursachen.
Statistisch gesehen müssen sich Passagiere am ehesten vor einem Ohnmachtsanfall fürchten. "Dazu führt vermutlich der Druckunterschied im Flugzeug sowie auch eine zu kalte oder zu warme Temperatur in der Kabine", so Studienleiter Michael Sand im pressetext-Interview. Dieser Zwischenfall stelle im Allgemeinen kein großes Problem dar und könne durch einfache Handgriffe wie das Hochlagern der Beine gelöst werden. Zu den ebenfalls häufigen Verdauungsproblemen trage der hohe Stress rund um den Flug bei. "Bei vielen Menschen schlägt sich die Aufregung des Fliegens und neuerdings auch die zusätzlichen Kontrollen am Flughafen auf den Magen um", vermutet der Bochumer Mediziner. Während auch Herzprobleme im Flugzeug häufig sind, stellt die Reisethrombose nur einen von 200 Zwischenfällen dar. "Allerdings treten Reisethrombosen auch eher nach einem Flug als währenddessen auf", so Sand. Er registrierte darüber hinaus zwei Geburten und 52 Todesfälle.
Wie die Behandlung in der Luft erfolgt, hängt oft davon ab, ob sich unter den Passagieren an Bord zufällig ein Arzt oder eine andere medizinische Hilfskraft befindet. "In 86 Prozent der medizinischen Zwischenfällen in der Luft wurde so Hilfe geleistet", berichtet Sand. Doch oft sind die für die Behandlung notwendigen Utensilien vor Ort nicht verfügbar. "Das Gesetz verpflichtet die Fluglinien, eine Bordapotheke mitzuführen. Doch niemand schreibt vor, was diese genau enthalten muss", erklärt Sand. Besonders bei Langstreckenflügen sei eine notfallmedizinische Grundausrüstung unverzichtbar. Aufgrund der hohen Anzahl von Herz-Kreislauferkrankungen hält Sand besonders das standardmäßige Mitführen von Defibrillatoren für sinnvoll.
Einer von dreißig medizinischen Notfällen macht eine ungeplante Zwischenlandung des Flugzeugs nötig. Je nach Entfernung vom Zielort muss das Flugzeug dabei Kerosin ablassen und stört dabei oft die Landeordnung des Flughafens. "Die Kosten für einen ungeplanten Zwischenhalt belaufen sich zwischen 30.000 und 750.000 Dollar, je nachdem wie viel Schadenersatz an die Fluglinie gestellt wird." Diese Summe sei in der Regel von Versicherungen gedeckt, so Sand.
Schwierig erwies sich die Durchführung der Studie vor allem aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit der Aufzeichnungen über Zwischenfälle an Bord. "Deren Qualität ist allgemein sehr schlecht, vor allem da die Airlines vom Gesetzgeber nicht dazu verpflichtet werden. Von 32 angefragten Airlines verfügten nur vier über brauchbare Daten, von denen letztendlich nur zwei in die Studie eingeschlossen werden konnten", so Sand. Für größere Studien zum Thema medizinische Notfälle bei Flügen sei die standardisierte Aufzeichnung solcher Zwischenfälle notwendig.
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