pte20090114025 in Business

Automobilzulieferer Getrag will Hunderte entlassen

Chrysler-Großauftrag weggefallen - Gewerkschaft läuft Sturm


Getrag hadert mit Gewerkschaft (Foto: getrag.de)
Getrag hadert mit Gewerkschaft (Foto: getrag.de)

Untergruppenbach/Stuttgart (pte025/14.01.2009/13:55) Der im Zuge der Wirtschaftskrise schwer angeschlagene deutsche Automobilzulieferer Getrag http://www.getrag.de will den Standort in Ludwigsburg schließen und sich dort von insgesamt 380 Mitarbeitern trennen. Um die Werksschließung doch noch abzuwenden, fanden gestern, Dienstag, zwar erste Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft statt, doch wurden diese ergebnislos beendet. "Das Getrag-Management rückt von seinen Plänen keinen Millimeter ab. Das von uns vorgeschlagene Restrukturierungskonzept liegt bereits seit Dezember 2008 auf dem Tisch. Verhält sich die Getrag-Geschäftsführung weiter uneinsichtig, sehe ich eine einvernehmliche Verhandlungsbasis schwinden", so Kai Bliesener, Sprecher der IG-Metall-Bezirksleitung Baden-Württemberg http://www.bw.igm.de , gegenüber pressetext.

Vor allem die in den vergangenen Jahren durchgeführten Expansionen und der Wegfall eines Großauftrags des zusammen mit Ford und General Motors in Mitleidenschaft geratenen US-Autobauers Chrysler sind der Auslöser für die Krise bei Getrag. "Auch wenn Expansionen in einigen Bereichen schief gegangen sind, darf nicht die Belegschaft dafür haften", unterstreicht Bliesener. Kommt es tatsächlich zu einer Umsetzung der bestehenden Schließungspläne, wäre dies für die gesamte Region dem Gewerkschafter zufolge "ein Desaster und einschneidendes Ereignis". Auf diese Weise strebt das Unternehmen an, 27 Mio. Euro einzusparen. Alternativ ließe sich der Standort noch zwei Jahre mit nur 100 Beschäftigten weiterführen, diese müssten dann aber einen Einsparbetrag von über fünf Mio. Euro erbringen, argumentiert die Getrag.

In beiden Szenarien sieht die Gewerkschaft einen Verstoß gegen den Ergänzungstarifvertrag zur Standortsicherung. Der Autozulieferer unterhält neben Ludwigsburg noch drei weitere Standorte, deren Bestand und die Beschäftigung dem Vertrag nach bis Ende 2011 garantiert ist. Unterdessen wurde auch bekannt, dass Getrags Konsortialbanken die Unternehmensberatung Roland Beger http://www.rolandberger.de damit beauftragt hat, die Kreditwürdigkeit Getrags sowie die Planungen bis 2011 zu untersuchen. Mit dem Wegfall des Chrysler-Auftrags über die jährliche Fertigung von 700.000 Doppelkupplungsgetrieben leidet die 3.000 Mitarbeiter beschäftigende Getrag unter einem drastischen Produktionsschwund. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dieter Schlenkermann, rechnet mit einem Umsatzrückgang um 25 Prozent.

Die IG-Metall-Bezirksleitung Baden-Württemberg kritisiert das Management vor allem mit Blick auf deren mangelnde Gesprächsbereitschaft. "Die dritte Verhandlungsrunde blieb bisher ohne Ergebnis. Noch heute werden die Getrag-Mitarbeiter in Betriebsversammlungen vom Ausgang der Gespräche informiert. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Getrag-Führungsetage auf uns zukommt", fordert Bliesener auf Nachfrage von pressetext. Kritisiert wird vor allem die starre Haltung von Getrag-Verhandlungsführer Hans-Jürgen Förster, der die Vorschläge nicht anerkennt. Wie pressetext erfuhr, soll Förster in den Verhandlungen auf die 27 Mio. Euro Einsparungen gepocht und "darunter geht gar nichts" gesagt haben. Die Arbeitnehmerseite bietet einen sozialverträglichen Beschäftigungsabbau von maximal 234 Mitarbeitern mit einer Ersparnis von 15,2 Mio. Euro an.

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