BKK-Wissenschaftspreis für Gesundheitsökonomie vergeben
Hannover (pts031/13.11.2007/14:00) Der BKK Landesverband Niedersachsen-Bremen hat in Zusammenarbeit mit der Leibniz Universität Hannover zum dritten Mal junge Gesundheitsforscher ausgezeichnet. Mit dem Preisgeld in Höhe von insgesamt 7500 Euro werden alle zwei Jahre Studienabschlussarbeiten ausgezeichnet, die sich mit Themen zur Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen befassen. Die Jury unter der Leitung von Prof. Dr. J. Matthias Graf v. d. Schulenburg vom Institut für Versicherungsbetriebslehre der Leibniz Universität Hannover hat für den 3. Norddeutschen BKK-Wissenschaftspreis für Gesundheitsökonomie in diesem Herbst zwei Arbeiten ausgewählt, die sich mit der Ökonomie der Krankenhäuser beschäftigen.
Die Abschlussarbeit von Oliver Damm "Prozessorientierung im Krankenhaus" des Studiengangs "Health Communication" der Universität Bielefeld beschäftigt sich vor dem Hintergrund der Einführung diagnosebezogener Fallpauschalen (DRG) in Deutschland mit der Verbindung der Ansätze der Prozesskostenrechnung mit dem Konzept der klinischen Behandlungspfade. Krankenhäuser sind zunehmend gezwungen, ein leistungsfähiges Kosten- und Ressourcenmanagement zu etablieren, um dem Wandel, der sich durch die Einführung des neuen Entgeltsystems vollzieht, Rechnung zu tragen. Da diagnosebezogene Fallpauschalen durch ihren Festpreischarakter ökonomischen Imperativen gleichkommen, wird die Fähigkeit zu wirtschaftlichem Handeln in Zukunft die Gewinner und Verlierer in der Krankenhauslandschaft bestimmen. Als Grundvoraussetzungen, um Kliniken verstärkt nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu steuern, gelten eine umfassende Kosten- und Leistungstransparenz sowie eine darauf basierende Nachkalkulation der DRG-Entgelte. Die konsequente Ausrichtung nach Prozessen kann dabei als entscheidender Erfolgsfaktor gesehen werden und ermöglicht sowohl eine Erfassung und Optimierung der Abläufe als auch eine Weiterentwicklung der Kostenrechnung. Mit der Umsetzung des Projektes am Beispiel eines urologischen Eingriffs (radikale Prostatektomie) konnte einem kommunalen Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in der Region Ostwestfalen-Lippe ein Instrument an die Hand gegeben werden, das in der Lage ist, detaillierte Kosten- und Leistungstransparenz zu schaffen und die Basis für eine Reorganisation der gesamten Behandlungsprozesse bezüglich der Faktoren Zeit, Qualität und Kosten zu bilden.
Das Anliegen von Constantin von Reitzensteins Diplomarbeit, Humboldt Universität zu Berlin, war es, durch die Durchführung eines Benchmarkings von Universitätskliniken, welches ausgewählte Hochschulkliniken hinsichtlich ihrer Effizienz untersucht, zu überprüfen, wie die Krankenhäuser der Situation begegnen. Dabei sollte insbesondere untersucht werden, ob Betriebsgröße, Ausbildungs- und Lehrauftrag, der Standort Ost bzw. West oder die durchschnittlich behandelte Fallschwere Einfluss auf die Effizienz deutscher Universitätsklinika haben und wenn ja in welchen Bereichen.
Als Analyseinstrument wurde die so genannte Data Envelopment Analysis (DEA), eines der gängigsten und weit verbreitetsten Instrumente zur Messung von Effizienz im Gesundheitswesen verwendet. 24 Universitätskliniken haben Daten zur Verfügung gestellt. In die Analyse wurden vier Inputs (Materialaufwand, Personalindex, Betten und Professoren) und drei Outputs (Stationärer Case-Mix, ambulante Fälle und Ausbildungsindex) eingespeist.
In jedem der Untersuchungsspektren Betriebsgröße, Ausbildungsleistung, Standortfrage Ost oder West sowie der Fallschwere konnten zum Teil erhebliche Effizienzunterschiede nachgewiesen werden. Im Bereich des Materialaufwands sind die größten Effizienzreserven zu realisieren sind. Weniger Einfluss hat der Personalaufwand. Diese Erkenntnis ist verwunderlich und bedarf weiterer Untersuchung.
Das bemerkenswerteste Ergebnis ist der Widerspruch zwischen effizienter Ausbildung und effizienter Krankenversorgung. Anhand der erhobenen Daten konnte gezeigt werden, dass beides zusammen, wirtschaftlich gesehen, offensichtlich schwer möglich ist. In der Hochschulmedizin ist deshalb ein Umdenken erforderlich. Die öffentlichen Mittel, die in die medizinische Ausbildung fließen, sollten mehr nach Effizienzgesichtspunkten verteilt werden.
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