pts20050228009 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

talk.IT!: IT-Standort Österreich - attraktiv, aber

zu wenig vermarktet. ExpertInnenrunde wird Initiativen starten.


Wien/Schwechat (pts009/28.02.2005/09:33) Eine hochkarätig besetzte ExpertInnenrunde diskutierte im Rahmen von talk.IT!, der IT-Informations- und Diskussionsreihe des concorde technology center schwechat (concorde.tcs) und ITBeurope am 23.2.2005 in Schwechat Status Quo und Zukunft des IT-Standorts Österreich aus dem Blickwinkel des globalen Wettbewerbs.

Sowohl Defizite als auch Vorteile wurden dabei dargestellt - zu beiden Aspekten war man sich großteils einig: Österreichs IT-Wirtschaft ist sowohl im Bereich der technologischen Wertschöpfung wie auch als Standort multinationaler Betriebe attraktiv, jedoch gibt es große Mängel in der Bewusstseinsbildung wie auch in der internationalen Vermarktung. Weiters fehlt eine nationale Zielsetzung und -strategie wie etwa "Wo will Österreich in 10 Jahren sein?" vollkommen.

Zahlreiche Gäste großer internationaler Unternehmen wie Hewlett-Packard, IDS Scheer CEE, IBM CEMA, T-Systems Austria oder NextiraOne Austria, wie auch von vielen kleinen IT-Unternehmen sowie einer Vertreterin der Handelsmission der kanadischen Botschaft folgten den Ausführungen der Vortragenden und diskutierten diese.

In seiner Eröffnungsrede ging der Schwechater Stadtrat Franz Semtner, im Zivilberuf als Mitarbeiter von Telekom Austria selber in der IT-Branche beschäftigt, auf die Wichtigkeit von Rahmenbedingungen, wie Forschung & Entwicklung sowie Ausbildung ein. Er betonte weiters die Absicht der Stadt Schwechat, ein Beispiel zusetzen, wie der Weg einer Kommune zur Wissensgesellschaft, zur Informationsgesellschaft, aussehen kann.

Günther Krumpak von ITBeurope wich in seiner Präsentation von seinem ursprünglichen Vorhaben, den IT-Standort Österreich in Zahlen und Fakten vorzustellen, ab und bezog sich aus aktuellem Anlass auf die Vergleichsstudie des manager magazin 2/05, die den zehn besten High-Tech-Regionen Österreichs einen weiten Vorsprung vor ihren Äquivalenten in Deutschland zuweist. Es ging dabei weniger um Benchmarking als eher um die Tatsache der Kenntnisnahme durch das prominente deutsche Wirtschaftsmagazin. Übrigens lautete der Vortragstitel passend "Importware Bewusstseinsbildung"...

Dr. Friedrick Bock, Vorstand des IT-Fachverbandes ubit der WKO erläuterte die Branchenstruktur des inzwischen größten WKO-Fachverbandes in Österreich. Daraus wurde klar ersichtlich, dass (Hardware-) Produktion mit 23% über einen beachtenswert hohen Anteil verfügt, gefolgt von Dienstleistungen (16%), dem Mobilfunk mit 14%, Festnetz (9%), Software (8%) und Bauteilen (Halbleiter usw.) mit 7%. Schlüsselsatz in der detaillierten Analyse des Fachverbandschefs: Umsatzwachstum würde nur durch Innovation, Qualität und Export erzielt, hauptsächlich in Nischen, mit dem Fokus auf Mittel- und Osteuropa. Auch Günther Krumpak hatte zuvor das Exportplus von 15% von 2002 auf 2003 als Branchenmotor betont.

Mag. Manfred Prinz, CEO von CSC Austria und VÖSI-Vorstand, betrachtete in seinem Vortrag den IT-Standort Österreich als Chef eines multinationalen Konzerns, der - wie viele andere, z.B. Hewlett-Packard, Siemens, Computer Associates usw. - von Österreich aus mittel- und osteuropäische Märkte bearbeitet. Prinz erläuterte die strukturellen Verschiebungen im internationalen IT-Geschäft, die Verlagerung von Produktion und Dienstleistungen in kostengünstigere Märkte und die daraus resultierenden Konsequenzen für Multis und die lokale IT-Wirtschaft in Hochlohnländern wie Österreich. Gleichzeitig wies Prinz auf die Notwendigkeit eines nationalen Schulterschlusses zur Behebung struktureller Defizite der KMU-lastigen österreichischen Software-Branche hin. Weiters kritisierte Prinz die eingeschränkte Sichtweise Österreichs zum Thema Zuwanderung, in dem er die Bedeutung des Zuzugs gebildeter Menschen stark hervorhob.

Österreich weise zudem Defizite in der Selbsteinschätzung als Technologieland auf - trotz sehr guter Rankings, wie auch Austrian Business Agency (ABA)-Geschäftsführer Dr. René Siegl ausführlich darstellte. Siegl erläuterte die Tätigkeit der ABA und zeigte, dass trotz der Rückgänge in der Betriebsansiedlung in den letzten Jahren IT-Firmen nach wie vor die größte Einzelbranche in den Neuansiedlungen darstellen.

DI. Helmut Paugger, Geschäftsführer von Innovation Consultancy und Center Manager des concorde technology center schwechat, stellte in seinem Referat das umfassende, fünfjährige Programm "eSchwechat{2009}" vor, dessen ambitioniertes Ziel es ist, eine Information Society Schwechat aufzubauen. Zug um Zug soll dabei IT in alle Bereiche des täglichen Lebens, also Wohnen, Arbeit, Freizeit, Bildung, Wirtschaft, Verwaltung usw. - wo sinnvoll und möglich - zur Weiterentwicklung der Gesellschaft eingesetzt werden. Auch das Thema Integration von alten Menschen und Behinderten wird dabei ein sehr wichtiges sein. Ausgehend von einem dichten städtischen WLAN-Breitbandnetz wird der Bedarf an IT-System-Applikationen ansteigen, was zum Zuzug von IT-Unternehmen nach Schwechat, zu vermehrten Firmengründungen sowie zum Wachstum der bereits am Standort befindlichen Unternehmen führen wird. Wichtige Werkzeuge dabei werden unter anderem eine Seed Capital-Institution, die Ansiedlung weiterer F&E-Einrichtungen sowie Partnerschaften mit ähnlich gelagerten Kommunen, wie z.B. dem Helsinkier Vorort Vantaa, sein.

S&T stand im Mittelpunkt des Vortrags von Karl Tantscher, CEO dieses börsennotierten und höchst erfolgreichen Systemhauses aus Wien, das nahezu ausschließlich auf mittel- und osteuropäischen Märkten tätig ist, und dies so vollständig, wie nahezu kein anderes IT-Unternehmen. Die Unternehmensstrategie baut dabei auf rein lokalem Personal, einer hohen Unternehmenskultur und vorsichtigem, aber konsequenten Wachstum auf. S&T wird 2005 an die EUR 380 Mio. umsetzen, strebt die 500-Millionen-Marke an und möchte in den nächsten Jahren zu den zehn größten Systemintegratoren Europas aufsteigen.

Das Design von Rahmenbedingungen und optimalen Standortfaktoren müsste von den in Österreich ansässigen Multis selbst kommen, um von Politik und Verwaltung gestaltet werden zu können, so Mag. Jennifer Langenreither von Headquarters Austria, einem neuen Verband in Österreich ansässiger Regionalhauptquartiere. 300 davon gibt es in Österreich, hauptsächlich im Raum Wien, und diese seien meistens in Mittel- und Osteuropa tätig. Um Standortvorteile erhalten und ausbauen zu können, bedarf es konzertierter Aktionen, da die Konkurrenz von Berlin bis Budapest auch sehr aktiv sei.

Eine neue Initiative im Reigen der Standort-Werber ist BrainPower Austria, eine Abteilung der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die versucht, österreichische WissenschafterInnen nach Österreich zurück sowie ausländische Forscher ins Land hereinzuholen. Dr. Dan Kolmer, für Firmenkontakte zuständig, erläuterte die nahezu kostenfreie, vom BMVIT ins Leben gerufene Einrichtung.

Exquisite Metaphorik bot das abschließende, launig-kritisch gehaltene Referat von Mag. Michael Dell, CEO des Beratungsunternehmens Ratio. Galapagosfinken und Alice im Wunderland waren seine Instrumente zur Darstellung typisch österreichischer Befindlichkeiten im Bereich Bewusstseinsbildung, Motivation, Marketing und Internationalisierung österreichischer IT-KMUs. Im Klartext bestätigte er die zuvor von Krumpak und Bock aufgezählten Defizite einer nationalen Strategie auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, zu starke Zersplitterung der IT-relevanten Initiativen und Institutionen und zu wenig Kooperationsbereitschaft der Betriebe.

In der anschließenden allgemeinen Diskussion waren sich SprecherInnen, Moderator Edmund Lindau, Chefredakteur der Computerwelt und das Publikum einig: Um Österreichs 'digitalen Stellenwert' erhalten und ausbauen zu können, bedarf es gemeinsamer Vorgangsweisen engagierter Unternehmen, relevanter Institutionen und Verbände sowie der Medien. Erster Schritt wird eine von Friedrick Bock einberufene Sitzung eines künftigen 'IT-Think Tank' am 5.4.2005 im Magna Racino in Ebreichsdorf zur Bildung entsprechender Projektgruppen sein.

talk.IT! wurde von den Veranstaltern in Kooperation mit der Außenstelle Schwechat der Wirtschaftskammer Niederösterreich und Innovation Consultancy organisiert. Der Event wurde gesponsert von der Stadtgemeinde Schwechat und Raiffeisen Property Management.

Die Präsentationen sowie Fotos zum talk.IT! - Event gibt im Download-Bereich der Website http://www.concordetcs.at.

Weitere Informationen:
concorde technology center schwechat (concorde.tcs)
z.Hd. Hrn. DI Helmut Paugger
Am Concorde Park 2, A-2320 Schwechat
Tel.: +43-(0)676-705 67 62
mailto:office@concordetcs.at

(Ende)
Aussender: ITBeurope
Ansprechpartner: Günther Krumpak
Tel.: +43 664 416 77 26
E-Mail: g.krumpak@itbeurope.org
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