pts20031004002 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Krankheit kennt keine Grenzen

Der Schutz der EU-Außengrenzen nach der Erweiterung


Bad Gastein (pts002/04.10.2003/15:01) Gesundheits-Politik ist im Osten der neuen EU-Staaten quasi nicht vorhanden. Infektionskrankheiten können sich dort durch mangelnde Kontrollen leicht verbreiten - und: Sie machen auch vor den neuen politischen Grenzen der EU nicht Halt.
Wie sich die EU vor möglichen Epidemien schützen kann, darüber diskutierten Experten der Weltbank und von Gesundheits-Organisationen am Abschlusstag des European Health Forum in Gastein.

AIDS-Epidemie als Bedrohung der EU-Außengrenze
Mit dem aktuellen Problem der neuen EU-Außengrenzen beschäftigte sich Mukesh Chawla von der Weltbank: "Die neuen EU-Mitgliedsländer haben ihre Rolle zur Sicherung der Außengrenzen noch gar nicht richtig wahrgenommen und sind zur Zeit viel mehr damit beschäftigt sich innenpolitisch auf die EU einzustellen", sagte Chawla. Eine politische Grenze sei nämlich keine Grenze für Krankheiten: "Vor allem die AIDS-Epidemie in Ost-Europa ist besorgniserregend; in der Ukraine beispielsweise sind von 10.000 Menschen 50 HIV-infiziert." Die Krankheit würde vor allem durch Fernfahrer verbreitet, erklärte Chawla, die bei ihren stundenlangen Wartezeiten an den Außengrenzen oft ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Prostituierten hätten und den Virus dann in ihrer eigenen Familie weiter verbreiten."
Als Lösung schlug Chawla Schulungen vor, um - speziell an den Grenzen - den Lkw-Fahrern und Prostituierten das Problem bewusst zu machen; gleichzeitig sollten mehr Kondom-Automaten aufgestellt werden.

Frauen-Rechte an Südgrenze der EU nicht vorhanden
Auch die südlichen Nachbarn der EU sollten nicht vergessen werden, forderte Akiko Maeda von der Weltbank, "Nord-Afrika und der Nahe und Mittlere Osten sind Regionen mit großen Struktur-Defiziten und Problemen in der Wirtschaftsentwicklung." Maeda strich drei Defizite heraus: die Teilnahmslosigkeit, der Rückstand an wirtschaftlichen Wissen und die teilweise nicht vorhandenen Rechte der Frau; "so sind in Marokko als Nachbarstaat Spaniens über 60 Prozent der Frauen Analphabeten." Nicht zu vergessen seien auch die Konflikte in der Region: "Dort leben nur fünf Prozent der Weltbevölkerung, es werden aber 25 Prozent der bewaffneten Konflikte auf der Welt in dieser Region ausgetragen."

Amerikanisch-mexikanische Grenze als Beispiel für EU
Armin Fidler, Health Sector Manager der Weltbank, präsentierte die Grenze zwischen den USA und Mexiko als Beispiel für die neuen Außengrenzen der EU, "wobei sich die Umstände seit dem NAFTA-Abkommen 1994 und speziell seit dem 11. September 2001 verschärft hätten."
Davor hätte es beispielsweise den gleichen Medizin-Tourismus wie in den EU-Nachbarstaaten gegeben: "Amerikaner fuhren nach Mexiko, um dort billige Medikamente und Behandlungen zu bekommen, und Mexikaner kamen in die USA, um dort eine fortgeschrittenere Behandlung zu erhalten."
Auch im Gesundheitswesen gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen den mexikanischen und amerikanischen Verantwortlichen; mit Abschluss des NAFTA (North American Trade Agreement) wäre die Zusammenarbeit aber zum Stillstand gekommen: "Danach war es gesetzlich verboten öffentliche Gelder für den Kontakt mit dem südlichen Nachbarn zu verwenden", sagte Fidler, "nicht einmal mehr telefonieren war erlaubt."
Die EU könne aus diesem Beispiel lernen, dass Grenz-Regionen spezielle Gebiete mit speziellen Bedürfnissen seien, erklärte Fidler, so seien Familien oft auf beide Seiten der Grenze verteilt und würden durch die politische Grenze getrennt.

Weitere aktuelle Informationen und Fotos unter http://www.ehfg.org/pressecenter/2003 .

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Aussender: European Health Forum Gastein
Ansprechpartner: Dr. Carmen Kiefer
E-Mail: carmen.kiefer@utanet.at
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