pts20170215022 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Mutterkraut zur Arzneipflanze 2017 gekürt

Herbal Medicinal Products Platform Austria präsentiert österreichische Arzneipflanze 2017


Wien (pts022/15.02.2017/14:45) Die Wissenschaft gewinnt ständig neue Erkenntnisse über Wirkstoffe und positive Effekte traditioneller Heilpflanzen. Um pflanzlichen Arzneimitteln den gebührenden Stellenwert einzuräumen, hat die Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) beschlossen, die Wahl der Arzneipflanze des Jahres auch in Österreich zu etablieren. Zur Arzneipflanze 2017 wurde Mutterkraut (Tanacetum parthenium) gekürt. Diese traditionelle Heilpflanze zeichnet sich durch gute Wirksamkeit und ausgezeichnete Verträglichkeit in der vorbeugenden Behandlung von Migräne aus.

Bis ins vorige Jahrhundert wurden in Europa Krankheiten fast ausschließlich mit pflanzlichen Heilmitteln bekämpft. Die Entwicklung synthetischer Arzneimittel ließ sie ein wenig in Vergessenheit geraten - zu Unrecht. Denn aktuelle Forschungsergebnisse belegen, dass Phytopharmaka auch heutzutage einen wichtigen Stellenwert verdienen.

Belegte Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel
Für jedes hierzulande auf dem Markt befindliche Arzneimittel - unabhängig ob synthetischer oder pflanzlicher Natur - muss laut österreichischem Arzneimittelgesetz und gemäß internationalen Richtlinien der Nachweis der Wirksamkeit, der Unbedenklichkeit und der pharmazeutischen Qualität in der definierten Indikation erbracht sein. "Zweifel an der Wirksamkeit von Pflanzenpräparaten, wie sie von Kritikern geäußert werden, sind daher nicht berechtigt", betont Univ.-Prof. Dr. Brigitte Kopp, Vizepräsidentin der HMPPA, Department für Pharmakognosie, Universität Wien. Grundsätzlich gibt es für pflanzliche Arzneimittel verschiedene Formen der Zulassung, jeweils beruhend auf wissenschaftlicher Evidenz. "Daher steht zur Behandlung verschiedenster Erkrankungen eine breite Palette zugelassener pflanzlicher Arzneimittel zur Verfügung", so Prof. Kopp.

Neue Initiative der HMPPA
Diese Tatsache ist nicht zuletzt auch den unermüdlichen Aktivitäten der Ende 2006 gegründeten HMPPA zu verdanken. Dieses einzigartige Netzwerk arbeitet mit höchster Kompetenz daran, Naturstoffe und pflanzliche Arzneistoffe zu entwickeln, und diese Erkenntnisse gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zum Wohle der Patienten nach modernsten wissenschaftlichen Standards umzusetzen. "Die erklärten Tätigkeitsfelder der HMPPA sind die Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung sowie deren Umsetzung in der pharmazeutischen Industrie und die Aus- und Weiterbildung im Bereich pflanzlicher Arzneimittel", erläutert Univ.-Prof. Mag. Dr. Hermann Stuppner, Präsident der HMPPA, Abteilung für Pharmakognosie am Institut für Pharmazie, Universität Innsbruck. Eine neue Initiatve der HMPPA ist die Wahl der Arzneipflanze des Jahres in Österreich nach deutschem Vorbild und gemäß definierter Vorgaben (Infobox 1). Unter Berücksichtigung dieser Kriterien wurde das Mutterkraut zur Arzneipflanze des Jahres 2017 gekürt.

Eigenschaften von Mutterkraut
Das Mutterkraut gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ähnelt in seinem Aussehen der Kamille. "Es wird in England bereits seit Jahrhunderten bei Fieber und Kopfschmerzen angewendet", so Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer, Vizepräsident der HMPPA, und Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Graz. Die Hauptinhaltsstoffe sind Sesquiterpenlaktone, ätherisches Öl (v.a. Campher und trans-Chrysanthenylacetat), Flavonoide (Apigenin- und Luteolinglykoside) sowie lipophile Kaempferolderivate. Die Gesamtheit der Inhaltsstoffe und das Pulver der oberirdischen Teile sind effektiver als die Reinsubstanzen (1). Mutterkraut wird von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) zur Prophylaxe von Migräneattacken empfohlen (2).

Belegte Wirksamkeit und Sicherheit
Migräne ist ein sehr häufiges Leiden. Betroffen sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung, Frauen deutlich häufiger als Männer. Migräne wird von verschiedenen Faktoren, wie Hormonschwankungen, Stress, oder Wetterumschwüngen, ausgelöst oder verstärkt. Mutterkraut setzt ursächlich an den Entstehungsmechanismen der Migräneattacken an: Es hemmt die überschießende Serotoninfreisetzung, normalisiert die Vasomotorik und reduziert die Freisetzung von Entzündungsmediatoren. In mehreren randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien zeigte Mutterkraut bei Migränepatienten eine gute Wirksamkeit (3-8). Bei regelmäßiger Einnahme konnten die Anzahl und die Schwere der Migräneanfälle signifikant gemildert werden. Außerdem kam es zu einer Verbesserung der Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Bei bestimmungsgemäßer Anwendung sind keine Risiken der Einnahme bekannt.

Gute Erfahrungen in der Praxis
"In der praktischen Anwendung scheint der migränelindernde Effekt von Mutterkraut mit anderen Behandlungsmöglichkeiten vergleichbar zu sein", berichtet Univ.-Prof. Dr. Christoph Wöber, Leiter des Spezialbereiches Kopfschmerz, Univ.-Klinik für Neurologie Wien und hebt hervor, dass Mutterkraut gegenüber anderen Substanzen einen entscheidenden Vorteil besitzt: seine exzellente Verträglichkeit. "Generell ist nach umfassender Aufklärung über die prinzipiellen pharmakologischen Therapiemöglichkeiten zu beobachten, dass von den meisten Betroffenen das pflanzliche Präparat bevorzugt wird - v.a. aufgrund des sehr geringen Nebenwirkungsrisikos."

Bei der Anwendung von Mutterkraut bedarf es etwas Geduld. Denn erst nach etwa sechs Wochen lässt sich erkennen, wie gut die Wirkung individuell ist. Wenn sich zeigt, dass Häufigkeit und Intensität der Erkrankung zurückgehen, wird die Behandlung (eine Kapsel täglich) für etwa ein halbes Jahr fortgesetzt - unabhängig davon, ob gerade Migränebeschwerden vorhanden sind oder nicht.

"Mutterkraut stellt eine wertvolle Bereicherung der Behandlungspalette dar", resümiert Prof. Dr. Wöber. "Es bietet die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten mit Migräne, die eine vorbeugende Behandlung brauchen, ein sehr gut verträgliches Mittel anbieten zu können, das gleichzeitig auch in wissenschaftlichen Untersuchungen Wirksamkeit gegen Migräne gezeigt hat."
Weitere Infos: http://www.hmppa.at und http://initiative-natuerlich-gesund.at

Infobox 1
Kriterien für Auswahl der Arzneipflanze 2017
* Bezug zu Österreich
* wissenschaftlich aktuell interessant: neue Studien, Forschungsthema eines Instituts, Stimulation von Forschung, Würdigung von vorliegenden Ergebnissen
* Bedeutung in der Medizin und Pharmazie
* wirtschaftliche Bedeutung
* neue Indikationsgebiete
* Aktuelles zu Qualität oder Anbau
* ausgeschlossen werden in Deutschland ausgerufene Arzneipflanzen des Jahres der letzten Jahre wie Saathafer, Kümmel, Johanniskraut, Spitzwegerich, Kapuzinerkresse, Süßholz, Passionsblume und Efeu

Literatur:
(1) Mittra S et al., Acta pharmacologica Sinica 2000;21(12):1106-1114.
(2) http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Herbal_-_Community_herbal_monograph/2011/01/WC500100983.pdf
(3) Johnson ES et al., Br Med J 1985;291:569-573.
(4) Murphy JJ et al., Lancet 1988;2:189-192.
(5) Palevitch D et al., Phythotherapy Research 1997;11:508-511.
(6) De Weerdt CJ et al., Phytomedicine 1996;3:225-230.
(7) Pfaffenrath V et al., Cephalagia 2002;22:523-532.
(8) Diener HC et al., Cephalalgia 2005;25:1031-1041.
(9) Heptinstall S., Awang D. Feverfew: A review of its history, its biological and medicinal properties, and the status of commercial preparations of the herb. ACS Symposium Series 691. Phytomedicines of Europe-Chemistry and Biological Activity 1998; 158-75.
(10) Ardjomand-Wölkart, K., Bauer, R. Pflanzliche Migräneprophylaxe - Mutterkraut, Oesterreichische Apotheker-Zeitung 70(5): 26-28 (2016)
(11) http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Herbal_-_Community_herbal_monograph/2011/01/WC500100983.pdf
(12) Ghantous, A., Sinjab, A., Herceg, Z., Darwiche, N. Parthenolide: from plant shoots to cancer roots. Drug Discov Today. 18(17-18): 894-905 (2013)
(13) Gobrecht P., Andreadaki A., Diekmann H., Heskamp A., Leibinger M., Fischer D. Promotion of Functional Nerve Regeneration by Inhibition of Microtubule Detyrosination. J Neurosci. 36(14):3890-902 (2016)
(14) Wider B., Pittler M.H., Ernst E. Feverfew for preventing migraine. Cochrane Database Syst Rev 4:CD002286. (2015)

Präsidium der HMPPA:
Präsident: Univ.-Prof. Mag. Dr. Hermann Stuppner
Vizepräsident: Emer. O. Univ.-Prof. Dr. Chlodwig Franz
Vizepräsidentin: Univ.-Prof.i.R. Mag. Dr. Dr.h.c. Brigitte Kopp
Vizepräsident, Leiter für TCM-Angelegenheiten: Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer

Links:

http://www.hmppa.at

http://initiative-natuerlich-gesund.at

Audiobeiträge und Video vom Pressegespräch (kurz nach Veranstaltungsende):
http://o-ton.at/component/mfoton/5910?view=content

Bilder vom Pressegespräch:
http://dest.preiss.at/?pic=1487159780

Digitale Pressemappe (PDF-Download):
http://hennrich-pr.at/upload/editor/Pressemappe_Arzneipflanze_2017.pdf

(Ende)
Aussender: Hennrich.PR
Ansprechpartner: Daniela Hennrich
Tel.: 01 879 99 07
E-Mail: office@hennrich-pr.at
Website: www.hmppa.at
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