Mäuse können Gefahr tatsächlich riechen
Wahrnehmung feinster Konzentrationen von Schwefelwasserstoff beeinflussen Sozialverhalten
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Maus: Sinneszellen in der Nase nehmen Gefahr wahr (Foto: pixabay.de/Capri23auto) |
Saarbrücken (pte014/29.06.2021/11:30) Gefahr hat einen Geruch. Was paradox klingt, haben Forscher der Universität des Saarlandes http://uni-saarland.de nun nachgewiesen. So haben Mäuse im Experiment feinste Konzentrationen Schwefelwasserstoff (H2S) wahrgenommen. Beim menschlichen Sozialverhalten spielt H2S eine wichtige Rolle bei der abstoßenden Wirkung von chronisch schlechtem Mundgeruch, der hauptsächlich durch die Produktion von bakteriellem H2S in der Mundhöhle entsteht und mit einer Infektion assoziiert wird.
Hochsensible Sinneszellen
Im Maus-Experiment haben die Forscher festgestellt, dass Sinneszellen in der Nase der Tiere auf eine steigende H2S-Konzentration reagieren und eine Stressreaktion auslösen. "Dieser H2S-Detektor ist der empfindlichste, der bisher im Tierreich entdeckt wurde. Wir haben ihn mit empfindlichen industriellen Gas-Sensoren aus dem Bergbau verglichen, die auch bei steigenden H2S-Konzentrationen anschlagen, um die Bergleute zu schützen. Diese schlagen noch lange nicht an, während die Sinneszellen in der Mausnase längst Alarm schlagen", so Forschungsleiter Frank Zufall.
Gelangen H2S-Moleküle nun an die sogenannten "Typ-B-Zellen" in der Mausnase, wird der Ort der H2S-Produktion als abstoßend und wenig attraktiv empfunden und im Gehirn abgespeichert. Zufall: "Die erste und wichtigste Reaktion bei Gefahr überhaupt: die Gefahr vermeiden." Mäuse würden damit lernen, diesen Ort auch in Zukunft zu vermeiden. Diese Überlebensstrategie werde begleitet von sogenanntem "self-grooming behaviour", also einer Art zwanghaftem Putzen. "Die Maus fährt sich ständig mit den Pfoten über Nase, Ohren und Gesicht", weiß der Wissenschaftler. Außerdem würden Stresshormone freigesetzt.
Detektor in den Typ-B-Zellen
Das Team konnte genau diese Reaktionen als Indikator dafür nutzen, ob es tatsächlich die Typ-B-Zellen sind, die den H2S-Detektor beherbergen. "Haben wir die Signalmechanismen in diesen speziellen Sinneszellen ausgeschaltet, waren diese Verhaltensreaktionen gänzlich verschwunden und die Stressreaktion bei erhöhter Konzentration von H2S war ebenso abgeschaltet", erläutert Zufall. Damit konnte nachgewiesen werden, dass der Detektor in den Typ-B-Zellen sitzt. Nächstes Ziel sei es, den Mechanismus beim Menschen zu ergründen.
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