pte20190826011 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Kaum neue Antibiotika gegen CRE im Einsatz

Medikamente sind deutlich wirksamer und laut aktueller Untersuchung um ein Vielfaches teurer


Antibiotika: Alte Mittel sind billiger als neue (Foto: pixelio.de, Tim Reckmann)
Antibiotika: Alte Mittel sind billiger als neue (Foto: pixelio.de, Tim Reckmann)

Pittsburgh (pte011/26.08.2019/10:30) Neue, wirksamere Antibiotika werden laut einer Studie der University of Pittsburgh School of Medicine http://medschool.pitt.edu nur bei rund einem Viertel der Infektionen mit Carbapenem-resistenten Enterobakterien (CRE) verschrieben. Dabei handelt es sich um die weltweit hartnäckigsten gegen Arzneimittel resistenten Bakterien. Laut Forschungsleiter Cornelius J. Clancy wurde die Entwicklung neuer Antibiotika im vergangenen Jahrzehnt allgemein als Priorität bezeichnet. Jetzt finde der Einsatz jedoch nurmehr schleppend statt.

US-Apotheker befragt

Seit 2015 wurden von der U.S. Food and Drug Administration fünf Antibiotika gegen CRE zugelassen: Ceftazidim/Avibactam, Meropenem/Vaborbactam, Plazomicin, Eravacyclin und Imipenem-Relebactam. Studien haben ergeben, dass die ersten drei dieser Antibiotika deutlich wirksamer und weniger toxisch als Polymyxine sind. Eravacyclin und Imipenem-Relebactam sind für schlüssige Aussagen noch zu neu.

Für die in "Open Forum Infectious Diseases" publizierten Ergebnisse haben die Forscher US-Apotheker in Krankenhäusern befragt, um ihren Wissensstand und die Bereitschaft zum Einsatz der neuen Antibiotika zu ermitteln. Von 90 Prozent der Befragten wurden diese Medikamente als erste Wahl bei CRE-Infektionen bezeichnet. Bei Lungenentzündungen lag dieser Wert bei 87 Prozent, bei intraabdominellen Infektionen bei 83 Prozent und bei Harnwegsinfektionen bei 56 Prozent.

Ärzte haben Bedenken

Der Vergleich der landesweit geschätzten CRE-Infektionen mit den Verordnungsdaten hat ergeben, dass von Februar 2018 bis Januar 2019 die neuen Antibiotika nur in 23 Prozent der Fälle eingesetzt wurden. Erst im Dezember 2018 überschritt ihre Nutzung wahrscheinlich jene von Polymyxinen. Auch als CRE-Infektionen berücksichtigt wurden, bei denen die neuen Antibiotika nicht die erste Wahl sein dürften, lag der Anteil der erwarteten Verschreibungen basierend auf den Angaben der Apothekern in Krankenhäusern erst bei 35 Prozent.

Allergan und The Medicines Company, die Entwickler von zwei der neuen Medikamente, planen bereits aufgrund fehlender Kapitalrenditen den Ausstieg aus diesem Forschungsgebiet. Achaogen ging drei Monate nach der Zulassung eines dritten neuen Antibiotikums bankrott. Die Forscher vermuten verschiedene Gründe für die schleppende Nutzung der neuen Antibiotika. Das beginnt schon mit den Kosten.

Eine 14-Tages-Ration der neuen Medikamente kostet zwischen 13.230 Dollar (rund 11.867 Euro) und 15.070 Dollar. Im Vergleich dazu sind die Kosten der alten Mittel mit 305 bis 784 Dollar, also rund 273 bis 703 Euro, geringer. Laut Clancy stellt das eine Einschränkung dar. Es könnte aber auch sein, dass Ärzte die neuen Pillen aufgrund von Bedenken hinsichtlich der ständigen Zunahme von Resistenzen nicht verschreiben. Ein anderer Grund könnte sein, dass die ersten Studien zur Wirksamkeit der neuen Antibiotika relativ klein waren.

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