pte20190115034 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

Gillette: #MeToo-Clip erzürnt echte Männer

Hinterfragen, was genau das Beste im Mann ist, polarisiert viele Nutzer in den sozialen Medien


Unangemessen: Der Gillette-Clip zeigt Alltags-Sexismus auf (Foto: gillette.com)
Unangemessen: Der Gillette-Clip zeigt Alltags-Sexismus auf (Foto: gillette.com)

Boston (pte034/15.01.2019/19:19) Der Rasierer-Riese Gillette http://gillette.com polarisiert mit einem auf YouTube veröffentlichten Werbeclip. Denn das Video erwähnt gleich zu Beginn die #MeToo-Bewegung und hinterfragt, was genau das Beste im Mann sei. Dabei stellt es klassisch-aggressive Männlichkeit als negativ dar und ruft Männer zu positiverem Verhalten auf. Während manche das begrüßen, erntet der Spot massive Kritik und sogar Boykottaufrufe von jenen, die sich selbst offenbar als Verteidiger wahrer Männlichkeit sehen.

"Feministische Propaganda"

Der Clip spielt mit Gillettes bekanntem Slogan, indem er daraus die Frage macht, was das Beste ist, das ein Mann sein kann. Die Antwort scheint dem Spot zufolge klar: eben kein rücksichtsloser Rowdy, für den mit dem Argument "Jungs bleiben Jungs" Bullying und sexuelle Belästigung normal sind, sondern lieber jemand, der einschreitet, wenn er derartiges Verhalten beobachtet. Denn das könnte Vorbildwirkung haben für Jungen, die es sehen - weil die Buben von heute die Männer von morgen sind. Was manche als richtig positive Botschaft empfinden, erntet aber auch jede Menge heftige Kritik.

So sehen einige in dem Clip beispielsweise "feministische Propaganda" oder einen Beleg, dass Gillette keine "maskulinen Männer" als Kunden wolle. Entsprechend kursiert auch schon der Aufruf #BoycottGillette und manch einer kündigt der Marke die langjährige Treue auf. Ein kurzer Blick in die YouTube-Kommentare verrät freilich, aus welcher Ecke ein Gutteil der Kritik kommen dürfte. So fällt immer wieder das Kürzel "SJW" ("Social Justice Warrior"). Dieser einst neutrale Begriff ist heute ein beliebtes Iinstrument rechter Online-Recken, die den Charakter von Personen infrage stellen wollen, die für sozialliberale Werte wie Feminismus einstehen.

Problematische Marke

Dass ausgerechnet Gillette mit seiner Neuinterpretation des eigenen Slogans zu "The Best Men Can Be" http://thebestmencanbe.org ins Kreuzfeuer der Kritik selbsterklärter echter Männer geraten ist, entbehrt freilich nicht einer gewissen Ironie. Denn der 30 Jahre alte englische Slogan "The Best A Man Can Get" ist doch zweideutiger als sein deutsches Pendant "Für das Beste im Mann", wenn man bedenkt, was stereotyp das Beste ist, das ein Mann kriegen kann. Kein Wunder also, dass Kritiker der Ansicht sind, der Slogan könnte direkt aus den 1960er-Jahren stammen.

Zudem sieht sich Gillette mit dem Vorwurf der sexistischen Preisgestaltung konfrontiert. Als dieses Thema Anfang 2016 in Großbritannien allgemein hohe Wellen geschlagen hat, ermittelte "The Telegraph", dass der Rasierer Gillette Venus Swirl Flexiball vier Mal so viel kostet wie ein vergleichbares Männer-Modell. Da ist es also nicht verwunderlich, dass in Verbindung mit Gillettes aktuellem Clip das Kürzel SJW fällt - immerhin impliziert das den Vorwurf, jemand würde eine Agenda nur aus Eigennutz statt aus Überzeugung vorantreiben. Das scheint hier nicht ganz von der Hand zu weisen zu sein.



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