pts20130122022 Politik/Recht, Medizin/Wellness

Gesundheitspolitische Impulse 2013 - BMC legt 6-Punkte-Papier vor

Weitgehende strukturelle Veränderungen im Gesundheitswesen gefordert


Berlin (pts022/22.01.2013/14:15) "Die medizinische Versorgung in Deutschland zeichnet sich heute noch durch eine gute Erreichbarkeit sowie ein hohes Qualitätsniveau aus. Wollen wir diese Eigenschaften in Anbetracht des drohenden Ärzte- und Pflegekräftemangels sowie der Zunahme chronisch kranker und multimorbider Patienten erhalten, sind strukturelle Änderungen dringend notwendig." Mit diesen klaren Worten eröffnete Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des BMC den 3. BMC-Jahreskongress im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin. Zum Auftakt der Veranstaltung präsentierte Amelung den rund 500 teilnehmenden Fachexperten aus sämtlichen Bereichen des Gesundheitswesens das Positionspapier "Gesundheitspolitische Impulse 2013", in welchem der Verband in sechs Punkten die Prüfung und Weiterentwicklung bestehender gesundheitspolitischer Strukturen fordert.

Die Kernanliegen des BMC für 2013 lauten:

1. Ärztliche Tätigkeiten auf ihren Kern zurückführen!
Das Tätigkeitsfeld der deutschen Ärzte ist im internationalen Vergleich dadurch gekenn-zeichnet, dass es ein weit größeres Spektrum aufweist und auch Aufgaben beinhaltet, die ebenso gut durch andere, teilweise wirtschaftlicher arbeitende und womöglich auch geeignetere Berufsgruppen ausgeführt werden könnten. Ärzte müssen von Bürokratie befreit und das ärztliche Aufgabenspektrum durch verstärkte Delegation und Substitution an andere entsprechend qualifizierte Heilberufe neu definiert werden. Pilotprojekte wie AGnES weisen hier in die richtige Richtung.

2. Vergütungssysteme anreizgerecht gestalten!
Honorarverhandlungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung erwecken oftmals den Eindruck von Umverteilungskämpfen. Die hohe Komplexität der heutigen Vergütungssys-teme wird im Detail selbst von Experten kaum noch verstanden. Planungssicherheit und Steuerungswirkung gehen dadurch verloren. Die Vergütung medizinischer Leistungen muss sich an der regionalen Versorgungsrealität orientieren, vereinfacht und flexibler ausgestaltet werden und sich an der Qualität und insbesondere der Ergebnisqualität der erbrachten Leistung ausrichten (Pay for Performance). Vergütung darf ebenso wenig wie die Versorgung an den Sektorengrenzen halt machen.

3. Effizienzpotenziale durch Telematik und Telemedizin ausschöpfen!
Mit der Ausbreitung innovativer Versorgungsformen, die insbesondere auf Koordinierung, sektorenübergreifender Prozesssteuerung und Vernetzung beruhen, gewinnen die effizienzfördernden organisatorischen Erneuerungen zunehmend an Bedeutung. Damit die Telematik ihr volles Potenzial entfalten kann, müssen rechtliche und finanzielle Hürden überwunden und fehlende Rechtssicherheit schnellstmöglich beseitigt werden. Ein ent-scheidender Schlüssel für eine effiziente gesteuerte Versorgung ist zudem eine umfassende elektronische Patientenakte, deren Informationsgehalt über die aktuelle elektronische Gesundheitskarte deutlich hinausgeht. Sollten die Akteure des Gesundheitswesens sich nicht einigen können, so ist der Gesetzgeber gefragt, einen einheitlichen Standard durchzusetzen.

4. Innovationen durch Innovationsfonds auslösen!
Trotz der hohen Anzahl von Selektivverträgen stagniert der Anteil der Ausgaben für Integrierte Versorgung an den GKV-Gesamtausgaben bei unter einem Prozent. Noch immer scheuen die Krankenkassen größere Investitionen. Das Risiko erscheint vielen zu hoch. Kassen müssen von ihrem Budgetdenken befreit werden. Abhilfe schaffen könnte ein Innovationsfonds für Pilotprojekte. Um sicherzustellen, dass die Gelder sachgerecht verwendet werden, müssten die geförderten Projekte einer standardisierten Evaluation unterzogen werden.

5. Versorgungsforschung und nutzerorientierte Transparenz vorantreiben!
Das Versorgungssystem gleicht in weiten Teilen noch immer einer Black Box. Zwar sind in den vergangenen Jahren insbesondere bei der Analyse und Nutzung von Routinedaten erhebliche Fortschritte erzielt worden. Es fehlt jedoch an darüber hinausgehenden Informationen, die eine valide Bewertung der Behandlungsqualität und der erreichten Gesundheitsergebnisse erlauben. Für einen funktionierenden Qualitätswettbewerb bedarf es zum einen mehr Investitionen in die Versorgungsforschung, zum anderen muss die nutzerorientierte Transparenz über verstärktes Public Reporting verbessert werden. Internetangebote wie Arztbewertungsportale oder Krankenhausnavigatoren sind erste Schritte in die richtige Richtung.

6. Prävention und Betriebliches Gesundheitsmanagement forcieren!
Die Bundesregierung verfolgt mit ihrer Präventionsstrategie zu Recht das Ziel, die gesundheitliche Eigenkompetenz und Eigenverantwortung in allen gesellschaftlichen Schichten zu erhöhen und zu aktivieren. Prävention muss verstärkt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe angegangen und nicht nur in der Gesundheitspolitik, sondern auch in der Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik verankert werden. Um angesichts der Bevölkerungsalterung ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht zu verlieren, ist es für einheimische Unternehmen entscheidend, ein systematisches Betriebliches Gesundheitsmanagement zu etablieren. Kleinere und mittlere Unternehmen verfügen jedoch oftmals nicht über die hierfür notwendigen Ressourcen. Deshalb ist es wichtig, Fördermechanismen einfacher zu gestalten und die Vernetzung von KMU für eine kooperative Organisation des Betrieblichen Gesundheitsmanagement voranzutreiben.

Das Positionspapier "Gesundheitspolitische Impulse 2013" in voller Länge steht auf der Webseite des BMC ( http://www.bmcev.de ) zum Download zur Verfügung.

Der BMC ist ein pluralistischer Verein für innovative Systementwicklung im Gesundheitswesen. Er ist das Forum für zukunftsfähige, qualitätsgesicherte und patientenorientierte Konzeptionen. Der BMC vertraut auf die Kräfte eines freiheitlichen und wettbewerbsorientierten, gleichwohl auch solidarischen Systems. Seine Mitglieder repräsentieren die gesamte Bandbreite aller Akteure des Gesundheitswesens. Der BMC wurde 1997 gegründet und zählt aktuell 160 Mitglieder.

(Ende)
Aussender: Bundesverband Managed Care e.V.
Ansprechpartner: Barbara Turina
Tel.: +49 30 28 09 44 80
E-Mail: turina@bmcev.de
Website: www.bmcev.de
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