pte20200227001 Medizin/Wellness, Bildung/Karriere

Geschlechterstereotype beeinflussen Lesen

1.500 Fünft- und Sechsklässler untersucht - Jungen leiden unter Zuschreibungen mehr als Mädchen


Mädchen: beim Lesen angeblich besser (Foto: pixelio.de, Rainer Sturm)
Mädchen: beim Lesen angeblich besser (Foto: pixelio.de, Rainer Sturm)

Hamburg (pte001/27.02.2020/06:00) Stereotype zum Geschlechtergefälle beieinflussen die Leseleistungen von Jungen und Mädchen, wie eine aktuelle Studie von Forschern der Universität Hamburg http://uni-hamburg.de zeigt. Mädchen erfahren demnach positive Auswirkungen und Jungen eher negative. Vor allem geht es dabei um den Glauben an die eigenen Fähigkeiten, Motivation und die Leistung beim Lesen. Durchgeführt wurde eine Längsschnittstudie mit Schülern der fünften und sechsten Klasse.

Fataler Kreislauf

Laut Forschungsleiterin Francesca Muntoni handelt es sich um eine Art Kreislauf. Zuerst komme das Stereotyp vom Lesen zuerst als weibliche Domäne. Dieses und andere Geschlechterstereotypen betonen laut der Expertin, dass Mädchen beim Lesen besser sind als Jungen. Dies beeinflusse Jungen dahingehend, ihre tatsächliche Leseleistung abzuwerten und weniger Motivation beim Lesen zu haben, was ihre Leistung mindere.

Die Forscher haben die Daten von 1.508 Schülern aus 60 deutschen Klassen ausgewertet. Die Ermittlung der Daten erfolgte in zwei Teilen. Die Forschungsergebnisse beruhen auf einem Fragebogen zur Beurteilung von Geschlechterstereotypen, der Auswertung der Lesefähigkeit, dem Ausmaß des Selbstvertrauens gegenüber den Fähigkeiten, die ein gutes Lesen ausmachen, und der Motivation zu lesen. Zusätzlich wurde ein Lesetest durchgeführt und Informationen über den sozioökonomischen Status sowie die ethnische Zugehörigkeit ermittelt.

Kein kausaler Konnex

Jungen, die sehr an das Stereotyp glaubten, dass Mädchen bevorzugt, waren weniger motiviert zu lesen, glaubten weniger an ihre eigene Kompetenz und schnitten auch beim Lesetest schlechter ab. Diese Auswirkung wurde auch bei Jungen in Klassen beobachtet, in denen dieses Stereotyp stark vertreten war. Die Auswirkungen der Stereotype der Klassenkameraden übertrafen dabei die individuelle Einschätzung. Bei Mädchen konnten weniger individuelle positive Auswirkungen und keine Auswirkungen der Stereotypen der Mitschüler beobachtet werden.

Die Studienautoren weisen darauf hin, dass die in "Child Development" veröffentlichten Ergebnisse keinen kausalen Zusammenhang darstellen. Die Untersuchung zeige jedoch, wie anhaltend negative Auswirkungen von Stereotypen Vorstellungen im Umfeld von Klassen seien. Die Geschlechterstereotypen wurden über die Angaben der Schüler selbst ermittelt. Dadurch könnte die Genauigkeit eingeschränkt sein. Die Studie hat auch nicht untersucht, wie Geschlechterstereotypen übertragen werden.

(Ende)
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