pts20130919006 Forschung/Entwicklung, Produkte/Innovationen

eMobility: Voraussetzungen für die Massenproduktion von Elektrofahrzeugen

Interview mit dem Altran eMobility-Experten Karim Bortal


Frankfurt am Main (pts006/19.09.2013/09:00) Zur Zeit läuft wieder wieder die IAA in Frankfurt - Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht neben dem Connected Car vor allem das Thema eMobility. Im Folgenden lesen Sie Einschätzungen von Karim Bortal, Team Manager im Bereich eMobility bei Altran, über die neusten technologischen Entwicklungen in der eMobility. Karim Bortal im Interview mit Dr. Markus Ross (Redaktion Altran):

Wo steht die Entwicklung im Bereich eMobility derzeit?

Bortal: Die Technologien, die eMobility ermöglichen, stehen nun vor einer breiteren Akzeptanz. Wir befinden uns derzeit mitten in der Einführungsphase - denn nach BMWs i3 ist für Oktober auch Volkswagens E-up angekündigt. Andere Anbieter ziehen nach.

Wir befinden uns am Anfang einer massenhaften Einführung der Technologie. Laut Plan der Regierung sollen 2014 etwa 100.000 zugelassen werden. Zwar wird dies erst in zwei bis drei Jahren zu realisieren sein - dennoch werden die Autohersteller in den nächsten Jahren enorme Summen in die Massenproduktion investieren. Große Technologiesprünge hingegen wird es bis zum viel beschworenen Jahr 2020 nicht mehr geben, wohl aber Verbesserungen bei Effizienz, Reichweite, Kosten und Gewicht. Man darf an dieser Stelle aber nicht vergessen, dass eMobility heute nicht mehr nur das Elektroauto samt aller Elektrifizierungs-Grade umfasst, sondern auch Zweiräder, Nutzfahrzeuge, die Entwicklung von Diensten wie das "Reichweiten-Management", Bezahlsysteme, Netzintegration, Recycling und andere Aspekte.

Worin besteht die Herausforderung bei der Umstellung auf Massenproduktion von Elektroautos?

Die Batterieentwicklung und Integration in mobile Systeme war bislang dem Maschinenbau vorbehalten. Die Autobauer sind mit Massenproduktion im Hochvoltbereich nicht vertraut. Hier muss in Sicherheit und Sauberkeit in den Produktionshallen investiert werden, denn mit der eMobility wird die Fahrzeugproduktion auch wesentlich gefährlicher - schließlich wird hier mitunter bei 300 Volt und höher gearbeitet.

Gibt es noch andere Bereiche?

Mit dem Elektroauto rückt die gesamte Energiebranche näher an die Automotive-Branche. Dazu kommt eine Armada an Dienstleistungsunternehmen und die flächendeckende Infrastruktur für die Ladevorgänge. Es ist vergleichsweise einfach, einzelne Ladesäulen aufzustellen, was aber, wenn 500 Mitarbeiter auf dem Firmenparkplatz ihr Elektroauto für ihren Heimweg aufladen müssen? Hier muss eine entsprechende Stromnetzinfrastruktur aufgebaut werden inklusive Lastmanagementsysteme, die etwa auch Ladevorgänge nach Ladezustand der Batterie priorisiert und nach den geplanten Fahrten im Hinblick auf Uhrzeit und Entfernung.

Auch in Sachen Schnellladen ist die Technologie jetzt vorhanden, in 15 Minuten sind 20 Kilowatt zu übertragen, ohne dass die Batterie kurzfristig Schaden nimmt. Jetzt muss das Schnellladen der Lithium Ionen-Akkus noch marktreif gemacht werden.

Dazu kommt noch das Thema der Standardisierung der Anbindung der Elektrofahrzeuge an die Ladeinfrastruktur. Diese muss grenzüberschreitend, sicher, benutzerfreundlich und zuverlässig sein.

Wie könnte es mit der eMobility weiter gehen?

Der Markt wird sich in den nächsten Jahren teilen: In der Stadt und auf kürzeren Strecken wie den Weg zur Arbeit wird man zunehmend rein elektrisch fahren, während Langstrecken eher mit Hybridfahrzeugen zurückgelegt werden dürften. Hier müssen allerdings neue Gesamtkonzepte her - sonst fahren wir mit der eMobility in Deutschland gegen die Wand.

Ließe sich das einstige Ziel, im Jahr 2020 eine Millionen Elektroautos auf die Straße zu bringen, überhaupt noch erreichen?

Insbesondere das äußerst an Popularität gewinnende Carsharing ist dafür gut geeignet - jedoch in anderer Form, als man es bisher kennt. Derzeit nutzen nur 0,4 Prozent aller Führerscheinbesitzer die Carsharing-Angebote. Das Problem der geringen Verbreitung der Elektroautos liegt ja in erster Linie am hohen Anschaffungspreis, der Reichweite und an der nur gering vorhandenen Ladeinfrastruktur. Je günstiger das Auto, desto bessere Preise kann auch der Carsharing-Dienstleister anbieten. Hier könnte man sich auch noch den derzeitigen Trend zur abnehmenden Bedeutung des eigenen Fahrzeugbesitzes zunutze machen durch die Entwicklung neuer Carsharing-Konzepte ganz nach dem Motto: Meine APPs, meine Mobilität, meine Unabhängigkeit.

Konkret denke ich hier an günstige, kleinere, aber pfiffige Elektroautos, deren Cockpit man beim Einstieg durch Andocken des eigenen Smartphones an die individuellen Vorlieben anpassen könnte. Ziel ist, dass man sich in jedem Auto so wohl fühlen kann, als wäre es das eigene - bezahlen hingegen würde man allein die Mobilität, zum Beispiel über Flat-Angebote, die eine bestimmte Anzahl von Fahrten, das Laden und Parken umfassen. Wichtig ist, dass es Spaß bringt und es günstig ist, das Auto zu fahren und im Idealfall auch über die Autofarben und -formen das Stadtbild bereichert wird. Gelingt dies, wird die Nachfrage nach Elektroautos automatisch anziehen. Hinzu kommt: Wenn der Weg zum Elektrofahrzeug kürzer ist, wird auch das Carsharing-Geschäft weiter expandieren.

Woran arbeiten Sie derzeit im Bereich eMobility?

Fahrzeug- bzw. Auto-Begeisterte Absolventen können derweil ihren Entwickler-Phantasien bei der eMobility freien Lauf lassen. Altran hat seit vielen Jahren eine enorme Expertise in der Batterie-, Antrieb- und Leistungselektronikentwicklung aufgebaut genauso wie im Leichtbau, bei Ladentechnologien, der Netzintegration und dazugehörigen Diensten. Die Mitarbeiter sind quasi in allen Bereichen der eMobility tätig - und dies international. Projekteinsätze im Ausland sind realistisch und können mit dem für die Einsätze der Consultants zuständigen Business Managern abgesprochen werden. Über Büros verfügt Altran nicht nur im europäischen, sondern auch im außereuropäischen Ausland.

Bei der Batterieentwicklung entwickeln wir etwa die dazugehörige Software und sind anschließend mit der Absicherung und Integration im Fahrzeug betraut. Bei jedem neuen Modell eines Elektrofahrzeugs stellt sich etwa die Frage, wie man die Batterie in ihrer Form überhaupt gestaltet. Zu diesem Thema gehört auch die Frage, wie man das gesamte Energiemanagement im Auto optimieren kann - auch in diesen Bereichen testen und entwickeln wir. Zuletzt haben wir ein Ladesystem entwickelt, mit dem wir die Kommunikation zwischen Elektrofahrzeug und Ladesäule testen und simulieren. Ein einzigartiges System mit dem Namen "Combined Charging System", das auch kundenspezifisch angepasst werden kann.

Und ist für die Frage, was mit der alten Batterie passieren könnte, schon eine Lösung in Sicht?

Wir arbeiten gerade an einem Konzept, das vorsieht, die Batterie eines Elektroautos nach cirka acht Jahren auszutauschen. Man könnte die einzelnen Bestandteile der Batterie dann recyceln, oder man nutzt die Batterie für andere Zwecke, für die sie noch immer leistungsfähig genug ist. Dies könnte etwa der Haushalt sein, der seinen Strom vom Dach zwischenspeichern will.

Über Altran
Altran wurde 1982 in Paris gegründet und ist das global führende Beratungsunternehmen für Innovations- und Ingenieurdienstleistungen. Altran begleitet seine Kunden bei der Konzeption und Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen und berät seit über 30 Jahren Marktführer aus den Bereichen Automobilbau, Energie, Finanzen, Healthcare, Luft- und Raumfahrt, Schienen- und Transportwesen sowie Telekommunikation. Altran deckt mit seinen Beratungsangeboten sämtliche Stufen der Projektentwicklung ab, von der strategischen Planung bis hin zur Serienreife und kann dabei auf umfangreiches Technologie-Know-how aus vier Solutions zurückgreifen: Innovative Technologies, Sustainable Products, Sustainability Concepts sowie Sustainable Enterprise Performance. Altran beschäftigt derzeit weltweit mehr als 20.000 Mitarbeiter in über 20 Ländern, bei einem Jahresumsatz der Gruppe von 1,45 Mrd. Euro im Jahr 2012. Die Aktie von Altran ist an der Euronext-Börse in Paris gelistet. In Deutschland zählt das Beratungsunternehmen rund 3.000 Mitarbeiter an 11 Standorten. Der deutsche Unternehmenssitz befindet sich in Frankfurt am Main.

(Ende)
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