pts20151215014 Technologie/Digitalisierung, Medizin/Wellness

CON.ECT Informunity zu aktuellen ELGA-Anwendungen in Österreich

Anwendungsbeispiele von NÖ Landeskliniken, Gesundheitsfonds Steiermark und Vinzenzgruppe


Wien (pts014/15.12.2015/11:00) Die E-Health Conect Informunity, eine Kooperationsveranstaltung des Wiener Krankenanstaltenverbundes, der CON.ECT Eventmanagement und des Future Network, fand am 23.11. 2015 in Wien statt.

Wenige Tage vor dem offiziellen Start von ELGA in öffentlichen Spitälern in Wien und der Steiermark, berichteten ELGA-Geschäftsführerin Dr. Susanne Herbek, aber auch Vertreter der Vinzenz Gruppe und des Gesundheitsfonds Steiermark von den letzten Vorbereitungen vor der Stunde Null.

Im Mittelpunkt der Conect-E-Health-Tagung, die in den Räumlichkeiten der MA14 im 22. Wiener Gemeindebezirk stattfand, stand die Elektronische Gesundheitsakte - kurz ELGA. Dr. Susanne Herbek, die als Geschäftsführerin der ELGA GmbH das Projekt seit knapp sechs Jahren verantwortet, berichtete von den letzten Vorbereitungen, die in Zusammenarbeit mit den ersten ELGA-Teilnehmern getroffen werden. Funktioniert alles nach Plan, docken ab 9. Dezember zunächst die Landesfonds-Krankenanstalten der Steiermark und Wien in ELGA an. Ab diesem Tag landen neue Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde in dem online abrufbaren System.

Sicherheit und Datenschutz-Prämisse

Dr. Herbek zeigte in ihrem Vortrag Hürden wie die Prozessvereinheitlichung und die Standardisierung von Dokumenten der verschiedenen Teilnehmer auf. Aber auch Formales, wie die nicht immer eindeutige Identifizierung von Patienten über Sozialversicherung und Melderegister aufgrund unterschiedlich erfasster Daten, habe in entsprechenden Abgleich- und Clearing-Prozessen erst gelöst werden müssen. Schnittstellendokumente und das Organisationshandbuch, in dem die generischen ELGA-Prozesse und -Funktionen beschrieben sind, werden auch für die ELGA-Teilnehmer in den 2016 folgenden Bundesländern der Wegweiser sein.

Einmal mehr wies Dr. Herbek auf den sicheren Zugang auf das System hin. Die Speicherung der Daten erfolgt dezentral bei den jeweiligen Gesundheitsanbietern. Der Zugriff auf Daten ist Ärzten nur möglich, wenn ein Behandlungsverhältnis zum Patienten besteht, was in Arztpraxen durch das Stecken der e-Card initiiert wird. Darüber hinaus können Patienten neben dem Totalausstieg aus ELGA auch einzelne Befunde und Medikamente für die Einsicht sperren oder überhaupt löschen lassen. Ombudsstellen, die die Rechte der Patienten vertreten, werden in allen Bundesländern eingerichtet.

Weiterer ELGA-Zeitplan

Das Erfassen von Medikamenten - also die E-Medikation - startet im zweiten Quartal 2016 in der Region Deutschlandsberg als Pilotprojekt, der österreichweite Roll-out wird erst nach diesen Erfahrungen festgelegt. Auch sonst erfolgt der ELGA-Start schrittweise. Nach Wien und Steiermark folgen im ersten Halbjahr Niederösterreich und Kärnten mit einigen großen Krankenhausverbünden sowie den AUVA-Krankenanstalten. Ab Sommer 2016 sollen die verbliebenen Bundesländer angebunden werden. Die verpflichtende Teilnahme von niedergelassenen Ärzten und Apotheken wurde auf Mitte 2017 verschoben. Ab Mitte 2016 können diese allerdings schon auf freiwilliger Basis mitmachen.

Dass die ELGA-Umsetzung aufgrund der gewachsenen Strukturen der einzelnen Gesundheitsdiensteanbieter in der Praxis kein einfaches Unterfangen ist, wurde aus den Ausführungen von DI Dr. Stefan Rausch-Schott von der Vinzenz Gruppe deutlich. Ungeachtet der Vorgaben und Empfehlungen seitens des ELGA-Handbuchs obliege vieles im Detail den Einrichtungen selbst - etwa, welche Befunde und Daten in welcher Form in ELGA abgebildet werden. "Alles ist im Fluss und vieles, etwa was Organisationsabläufe und das Erstellen von Arztbriefen in Spitäler angeht, wird sich vermutlich erst nach ELGA einspielen", sagte DI Dr. Rausch-Schott. "Die Umsetzung ist jedenfalls aufwändiger als erwartet."

Steiermark macht sich für ELGA bereit

Auch Mag. Dr. Hubert Leitner, Consultant für den Gesundheitsfonds Steiermark, ließ durchblicken, dass der Weg zu einer flächendeckenden Lösung mit einheitlichen Standards einem Kraftakt gleichkam. Mitarbeiter in den jeweiligen Krankenhäuser müssten sich nun daran gewöhnen, dass die Zugriffsprotokollierung mit dem Namen der Person erfolge. Patienten wiederum müsse man auf das Recht eines situativen Opt-outs hinweisen, gerade wenn es um "sensible Daten" wie eine HIV-Infektion, psychische Erkrankungen, aber auch Schwangerschaftsabbruch gehe. Ob Datenschutzverletzungen ein Thema werden, lasse sich jetzt noch nicht abschätzen. "Alle IT-Leute, aber auch die Ombudsschaft, stehen bereit, falls Probleme mit dem System auftauchen", so Leitner.

Eine Bestandsaufnahme und gleichzeitig einen Blick in die mobile E-Health-Zukunft wagte DI Dr. Gerhard Kainz von der MA24. Der Schlüssel für die digitale Zukunft liege im Smartphone, schon jetzt würden 30 Prozent der Online-Besucher mobil auf wien.at zugreifen, unterstrich DI Dr. Kainz. Die Vorstellung einiger der über 100.000 Gesundheits-Apps - vom Diabetes-Tagebuch bis hin zu Anti-Raucher-Apps, einem Programm zum Hörgerät-Einstellen sowie Gamification-Konzepten - war ebenso unterhaltsam wie aufschlussreich. Klinische Studien zur Zuverlässigkeit und Wirksamkeit solcher Apps fehlen vielerorts aber ebenso wie eine endgültige Klärung von Haftungsfragen, falls der Gebrauch solcher Hilfsprogramme zu Fehleinschätzungen und gesundheitlichen Problemen führt.

Informationssystem stellt falsche Daten bloß

Das neue Onkologische Informationssystem (OIS) an den Niederösterreichischen Landeskliniken präsentierte Mag. Sandra Büchse von der Landeskliniken-Holding. Nach einer intensiven Konzeptions- und Umsetzungsphase ging das OIS Anfang November 2014 am Universitätsklinikum Krems in Betrieb. Die Datenlage hinsichtlich Krebsneuerkrankungen und des Verlaufs von Behandlungen habe bis dahin enorm zu wünschen übrig gelassen, sagte Mag. Büchse. Einheitliche, strukturierte Datenerfassung sei praktisch nicht vorhanden gewesen, was eine hausübergreifende Dokumentation, aber auch eine onkologische Qualitätsmessung und Auswertung von Krankheitsverläufen unmöglich machte.

Erste Erkenntnisse des 2014 etablierten Systems würden zeigen, dass die Schätzungen der Erkrankungen oft enorm von der tatsächlichen Zahl an behandelten Patienten abweichen. "Mit dem neuen System konnte die Qualität der Tumorboards stark verbessert werden. Zahlen über Krebsfälle sind nun valide und nachvollziehbar geworden, ebenso wie die Erkennung von Schwerpunkten und medizinischen Trends, was wiederum für Behandlungsmethoden und -Erfolge wesentliche Aspekte sind", ist Büchse überzeugt.

Medikamente mit QR-Code

Mag. Helga Tieben von Pharmig gab in ihrem Vortrag einen Einblick in die geplante Serialisierung von Arzneimitteln. Mit der Umsetzung der Arzneimittelfälschungsrichtlinie aus 2011 steht die EU-weite Verifizierung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln bevor. Ziel dieser europaweiten Maßnahme ist es, das Eindringen von gefälschtenArzneimitteln in die ordentlicheVertriebskette zu verhindern. Durch eine individuelle Seriennummer, die mittels QR-Code auf jeder Arzneimittelpackung aufgebracht ist, wird jede Packung in einer EU-weiten Datenbank erfasst.

Unmittelbar vor der Abgabe an den Patienten muss diese Seriennummer überprüft werden. Die Kostenfrage - etwa inwiefern Apotheken auf neue Prüfsoft- und Hardware angewiesen sind - ist bis dato ungeklärt. Die Pharmaindustrie werde aber einen großen Teil der Kosten tragen, meinte Mag. Tieben. Als zusätzliches Manko blieb zudem in der Publikumsdiskussion hängen, dass der Kunde die Lieferkette nicht nachvollziehen und Produkte auch nicht verifizieren kann - etwa, wenn er im Internet Medikamente bestellt.

Kritische Stimmen zu E-Health

Während IBM mit seiner smarten Computer-Plattform Watson einmal mehr unter Beweis stellte, dass dieser über ein eindrucksvolles semantisches Text-Verständnis verfügt und Ärzte beim Durchsuchen von Tausenden Seiten und Akten in Echtzeit helfen kann, lag es einmal mehr am Sportmediziner Dr. Christian Husek, seines Zeichens Gründer der Initiative ELGA, mahnende Worte auszusprechen und zum Nachdenken anzuregen.

"Ärzte sind nicht per se IT-feindlich, wie man ihnen in der Vergangenheit und auch bei der Diskussion um ELGA oft unterstellt hat. Sie wollen einfach, dass das System funktioniert und ihnen die Arbeit erleichtert", sagte Dr. Husek. Umständliche, langsame EDV-Prozesse würden die Qualität der Behandlung nur verschlechtern. "Es ist in der Tat so: Je länger ich mich mit einer schlechten Software-Lösung herumschlagen muss, desto weniger Zeit bleibt für den Patienten. Hier ist neben der Politik auch die Industrie gefragt, für die erforderliche Usability zu sorgen", kritisiert der Mediziner.

Dr. Husek ärgert zudem, dass in der Theorie längst etablierte Prozesse, wie die Übermittlung von Entlassungsbriefen von Krankenhäusern an Arztpraxen, in der Praxis weder zeitnah, geschweige denn auf elektronischem Weg funktionieren. In Wien schaffe es weder die Gebietskrankenkasse noch das AKH, Dokumente zeitnah zu überstellen. Wenn ich den Brief zehn Tage nach Entlassung des Patienten postalisch bekomme und weitere zwei Tage später auf elektronischem Weg, dann liegt unabhängig von ELGA vieles im Argen", kritisierte Dr. Husek.

Abwechslungsreiches Programm

Weitere Beiträge widmeten sich den Themen "Ambient Assisted Living" sowie der Frage, wie das Gesundheitswesen bzw. dessen Akteure mit dem digitalen Wandel sowie den demographischen Entwicklungen umgehen. Während Wolfgang Keck, der zudem als Moderator durch den zweiten Teil der Tagung führte, seine Erfahrung bei der Umsetzung von AAL-Projekten im Rahmen eines Checklisten-Modells teilte, referierte DI Dr. Stefan Sauermann von der FH Technikum Wien über die vernetzten Lernprozesse im E-Health-Bereich, die nur gemeinsam bestritten werden können, um anstehende Probleme und Herausforderungen zu lösen.

Neben Herlinde Toth, E-Health-Koordinatorin der Stadt Wien, wurde die Tagung von Wolfgang Keck von Future Network moderiert.

CON.ECT Eventmanagement http://www.conect.at veranstaltet am 21.11. 2016 eine Folgeveranstaltung zu diesem Thema.

IT-Online-Plattform Papers4you
Die IT-Online-Plattform Papers4you http://www.papers4you.at bietet derzeit eine Vielzahl von ExpertInnenbeiträgen und wird kontinuierlich um topaktuelle Beiträge aus dem laufenden Veranstaltungsprogramm ergänzt. Dabei handelt es sich um eine internetbasierte Plattform, auf der sämtliche Präsentationen, Papers und Materialien von Vortragenden und Partnern, aber auch Recherchematerial zu den einzelnen Veranstaltungen verfügbar sind. VeranstaltungsteilnehmerInnen und Interessierte erhalten durch die Plattform ein hochwertiges Recherchetool mit exklusiven Informationen zu den wichtigen IT-Trendthemen. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen, sich unter http://www.papers4you.at oder http://www.conect.at zu registrieren um vom gesammelten Wissen zu profitieren.

CON.ECT Eventmanagement, die IT-Trend-Eventagentur, hat bereits über 1.500 Veranstaltungen im IT- und Business-Bereich mit rund 30.000 TeilnehmerInnen realisiert.

(Ende)
Aussender: CON.ECT Event Management GmbH
Ansprechpartner: Mag. Bettina Hainschink
Tel.: +43 1 5223636-0
E-Mail: hainschink@conect.at
Website: www.conect.at
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