pte20190410002 Medien/Kommunikation, Sport/Events

Chicago Cubs: Sexistische Nostalgie irritiert

Vintage-Bild aus dem Jahr 1945 mit "Kein Einlass für Frauen" bei Pressetribüne aufgehängt


Sexistische Nostalgie: Pudel gegen Frauen (Foto: Madeline Kenney, twitter.com)
Sexistische Nostalgie: Pudel gegen Frauen (Foto: Madeline Kenney, twitter.com)

Chicago (pte002/10.04.2019/06:00) Der Traditionsclub Chicago Cubs http://cubs.com ist zu Beginn der diesjährigen Baseball-Saison ins Vintage-Fettnäpfchen getreten. Denn beim ersten Heimspiel der Saison prangte ausgerechnet im Zugang zur Pressetribüne eine altes Bild, das "Kein Einlass für Frauen" für eben diese proklamierte. Das sorgte auf sozialen Medien schnell für Irritation und binnen kürzester Zeit verschwand das aus dem Jahr 1945 stammende Bild wieder. Einem Sprecher zufolge sollte es eigentlich verdeutlichen, wie weit sich die Gesellschaft entwickelt hat - doch es einfach ohne Kontext aufzuhängen, sei "schlechter Stil" gewesen.

Ungeschickte Nostalgie

Die Cubs renovieren und erneuern seit Ende 2014 ihre Heimstätte Wrigley Field. Dieses Jahr umfasst diese Maßnahme auch, in verschiedenen Teilen des Stadions historische Bilder aufzuhängen. Im Treppenhaus zur Pressetribüne sind dabei insbesondere auch alte Presse-Zugangskarten zu sehen - inklusive eine aus dem Jahr 1945, die ein pinker Pudel und die Worte "No women admitted" ("Kein Einlass für Frauen") zieren. Eben dieses Bild hat Madeline Kenney, Sportjournalistin bei der "Chicago Sun-Times", auf Twitter geteilt, worauf dort die Wogen hochgingen.

"Nichts schreit 'Nostalgie' wie 1940er-Sexismus", kritisierte beispielsweise ein Twitter-Nutzer, etliche andere Kommentare gingen in die gleiche Richtung. Andere User freilich waren der Ansicht, dass man nicht so empfindlich sein sollte. "Das Schild nicht aufzuhängen wäre, die Vergangenheit zu ignorieren. Das Schild aufzuhängen ist, die sexistische Vergangenheit zu glorifizieren", meint ein Kommentator und stellt damit die Frage in den Raum, ob der Verein es in der heutigen Zeit überhaupt allen Recht machen könnte. Wieder andere kritisierten allerdings explizit, dass der Vintage-Pudel einfach kommentarlos dort hing - aber nicht die Tatsache an sich.

Kontext bleibt König

Eben letzterer Gruppe gibt die Erklärung seitens der Cubs, warum das Bild schnell entfernt wurde, letztlich indirekt recht. "Zweifelsfrei würde das ohne Kontext, um die Geschichte zu verstehen, als beleidigend wahrgenommen", meint Clubsprecher Julian Green gegenüber der "Sun-Tribune". Das Bild ohne diesen Kontext auszuhängen, war ihm zufolge "schlechter Stil". Man könne nicht die Vergangenheit würdigen, indem man unsensibel ist.

Tatsächlich hatte es im Baseball lange gedauert, bis Journalistinnen zumindest annähernd gleichberechtigt waren. Erst gegen Ende der Saison 1977 wurde erstmals einer Reporterin Zugang zum Klubhaus eines Vereins gewährt. Also ergab es auf den ersten Blick durchaus eine schiefe Optik, dass die Cubs auf den ersten Blick die sexistische Vergangenheit zu feiern scheinen - und das ausgerechnet dort, wo die Journalistinnen von heute sofort damit konfrontiert wurden.

(Ende)
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