pts20170624001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Cannabinoide zur Vorbeugung von Migräne geeignet

Aktuelle Studie aus Italien auf dem 3. Kongress der European Academy of Neurology präsentiert


Amsterdam (pts001/24.06.2017/08:00) Die vor kurzem in Deutschland erfolgte Liberalisierung der Cannabis-Nutzung für medizinische Zwecke hat die Debatte in ganz Europa neu entfacht. Während Politik und Gesundheitsbehörden nach wie vor Pro und Contra dieser Behandlungsmethode diskutieren, erweitern Wissenschaftler laufend das medizinische Wissen über den Einsatz von Cannabinoiden.

So wurde auf dem 3. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) auch eine aktuelle Studie aus Italien präsentiert. Ein Forscherteam rund um Dr. Maria Nicolodi hat untersucht, ob sich Cannabiswirkstoffe zur Prophylaxe oder Akutbehandlung von Migräne und Clusterkopfschmerz eignen. Dazu mussten sie in einem ersten Schritt allerdings zunächst herausfinden, welche Dosis zur wirksamen Bekämpfung der Kopfschmerzen nötig ist. 48 freiwillige Migräne-Patienten erhielten zunächst zehn Milligramm einer Kombination aus zwei Präparaten, von denen das eine 19 Prozent Tetrahydrocannabinol (THC), das andere so gut wie kein THC, dafür aber 9 Prozent Cannabidiol (CBD) enthielt. Dabei stellte sich heraus, dass Dosen unter 100 mg wirkungslos blieben. Erst die orale Gabe von 200 mg reduzierte akute Schmerzen um 55 Prozent.

In Phase 2 wurden 79 Patienten mit chronischer Migräne drei Monate lang entweder mit täglich 25mg Amitriptylin - einem tryzyklischen Antidepressivum, das oft zur Migräne-Prophylaxe eingesetzt wird - oder 200mg der THC-CBD-Kombination behandelt. 48 Clusterkopfschmerz-Patienten erhielten entweder ebenfalls 200mg THC-CBD oder täglich 480 mg Verapamil, einen Wirkstoff aus der Gruppe der Kalziumantagonisten. Bei akuten Schmerzen wurden bei beiden Kopfschmerzarten weitere 200mg TCH-CBD verabreicht.

Die Ergebnisse nach dreimonatiger Behandlung und einem Follow-Up nach weiteren vier Wochen fielen vielschichtig aus. Während die TCH-CBD-Kombination in der Migräne-Prophylaxe mit einer Reduktion der Attacken um 40,4 Prozent sogar geringfügig besser wirkte als Amitriptylin (40,1 Prozent), konnten Schwere und Anzahl von Clusterkopfschmerzanfällen nur in geringem Ausmaß gesenkt werden. Bei der Auswertung der Akutschmerz-Einsätze stießen die Forscher auf ein interessantes Phänomen: Bei Migränikern reduzierten die Cannabinoide die Schmerzintensität um 43,5 Prozent. Bei Clusterkopfschmerz-Patienten gelang das in exakt dem gleichen Ausmaß - allerdings nur bei jenen, die in der Kindheit unter Migräne gelitten hatten. Ohne diese Vorgeschichte blieben THC&CBD im Akutfall völlig wirkungslos. "Wir konnten zeigen, dass Cannabinoide zur Vorbeugung von Migräne eine Alternative zu herkömmlichen Behandlungen sein können. Zur Akutbehandlung von Clusterkopfschmerzen sind sie nur bei Patienten mit einer Migräne-Historie geeignet", fasst Dr. Nicolodi zusammen.

Von auftretender Müdigkeit und Konzentrationsschwächen abgesehen, waren die im Studienzeitraum zu beobachtenden Nebenwirkungen übrigens durchwegs positive. Vor allem bei Frauen nahmen auch Magenschmerzen, Darmentzündungen und Schmerzen des Bewegungsapparates ab.

Quelle: 3rd EAN Congress Amsterdam 2017, Abstract Nicolodi, et al.; Therapeutic Use of Cannabinoids - Dose Finding, Effects and Pilot Data of Effects in Chronic Migraine and Cluster Headache

(Ende)
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