pte20200114001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Antibiotikum schaltet Demenz effektiv aus

US-Forscher stoppen fatale Mutation in Gehirnzellen - Allein in Deutschland 40.000 Betroffene


Haining Zhu (Mitte) und sein Team im Labor (Foto: med.uky.edu)
Haining Zhu (Mitte) und sein Team im Labor (Foto: med.uky.edu)

Lexington (pte001/14.01.2020/06:00) Aminoglykoside, ein Antibiotikum, ist ein Kandidat im Kampf gegen die Demenz-Art der Pickschen Krankheit. Diese befällt Menschen meist vor dem Erreichen des 60. Lebensjahrs, oft schon im Alter von 40 Jahren. In Deutschland leiden darunter etwa 40.000 Patienten. Haining Zhu vom Department of Molecular and Cellular Biochemistry http://med.uky.edu an der University of Kentucky http://uky.edu und sein Team haben mutierte Gehirnzellen im Labor mit Aminoglykosiden behandelt.

Tests mit Gentamicin und G418

Das neu angewandte Verfahren machte die Mutation rückgängig, sodass die Produktion von Progranulin wieder begann. "Wir fanden heraus, dass die Zugabe einer winzigen Menge Aminoglykoside die zellurare Mechanik austrickste", so Matthew Gentry, Co-Autor der Studie. Speziell gelang das mit den Aminoglykosiden Gentamicin und G418. Beide erwiesen sich als gleich wirksam. Die Progranulin-Produktion erreichte 50 bis 60 Prozent des Normalwertes.

Die auch frontotemporale Demenz oder Morbus Pick genannte Krankheit zerstört den Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns. Darunter leidet, anders als etwa bei Alzheimer, weniger das Gedächtnis. Es kommt stattdessen zur Veränderung der Persönlichkeit und der sozialen Verhaltensweisen. Begleiterscheinungen sind Sprach- und Schreibstörungen. Die Krankheit ist nach ihrem Entdecker benannt, dem Prager Neurologen Arnold Pick, der sie 1892 beschrieb.

Proteinmangel löst Demenz aus

Bei einem Teil der Kranken hat eine Mutation stattgefunden, die die Produktion des Proteins Progranulin verhindert. Auch wenn die Wirkungsweise noch weitgehend unerforscht ist, ist eines bekannt: Der Mangel wird mit der Pickschen Krankheit in Verbindung gebracht. Die beteiligten Forscher, darunter auch Vertreter der University of California San Francisco http://ucsf.edu glauben, dass dieses Ergebnis den Weg zur Entwicklung von Medikamenten ebnet. Bisher gibt es keine Therapiemöglichkeit für diese tückische Krankheit.

Im nächsten Schritt soll die Behandlungsmethode an Mäusen erprobt werden. Parallel dazu sollen die Nebenfolgen der Präparate verringert werden. Gentamicin ist zwar von der Food and Drug Administration http://www.fda.gov als Medikament zugelassen, wegen der Nebenwirkungen allerdings nur in stark eingeschränktem Umfang.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Kempkens
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: kempkens@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|