pte20220223003 Medien/Kommunikation, Medizin/Wellness

Social Web: Echokammern fördern Impf-Unsinn

Impfgegner verlinken in vielen Fällen auf kommerzielle Anbieter "alternativer Gesundheitsprodukte"


Spritze mit Impfstoff: Skeptiker reden nicht mit Befürwortern (Foto: Tumisu, pixabay.com)
Spritze mit Impfstoff: Skeptiker reden nicht mit Befürwortern (Foto: Tumisu, pixabay.com)

Kopenhagen (pte003/23.02.2022/06:10)

Das Thema Impfungen polarisiert, auch im Social Web: Befürworter wie Gegner finden sich dort oft in Echokammern ein und reden kaum miteinander. Das zeigt eine Studie der Technischen Universität Dänemarks http://dtu.dk . Dabei befeuern Falschinformationen das Misstrauen der Impfgegener. Ironischerweise verlinken "Anti-Vaxxer", die oft auch die Profitgier von "Big Pharma" als Argument gegen Impfungen vorschieben, dabei häufig auf die Seiten kommerzieller Anbieter von "alternativen Gesundheitsprodukten".

Reden, aber nicht miteinander

Die Forscher haben rund 60 Mrd. Tweets aus den Jahren 2013 bis 2016 analysiert, um den Diskurs über Impfungen zu ergründen. So zeigte sich: Impfbefürworter und -gegner reden auch auf sozialen Medien teils viel, aber nicht miteinander. Auch ihre Quellen unterscheiden sich deutlich. Denn Befürworter verlinken gern Nachrichten und Wissenschaftsseiten mit Faktenwissen, das Anti-Vaxxern nicht so wichtig scheint. "Wir können sehen, dass Anti-Impf-Profile viel häufiger Links zu YouTube-Videos und zu Websites teilen, die dafür bekannt sind, Fake News und Verschwörungstheorien zu verbreiten", so Datenwissenschaftler Bjarke Mønsted.

"Desto mehr Impfskepsis ein User zeigte, desto stärker wich das Medienbild, dem er aus seinem Freundeskreis ausgesetzt war, von der Norm ab", erklärt Mønsted. Sehr beliebt sind bei Anti-Vaxxern eben YouTube-Videos, satte 22,5 Prozent ihrer Tweets verlinken auf oft dubiose Clips. Zudem teilen Impfgegner-Profile häufig Links zu kommerziellen Websites, die alternative Gesundheitsprodukte verkaufen. "Dies ist überraschend, da die Impfskepsis häufig aus der Angst vor finanziellen Interessenkonflikten resultiert", meint Mønsted.

Gefahren besser verstehen

Die Forscher haben für ihre Analysen eine Methode genutzt, die sich Deep Learning und die Verarbeitung natürlicher Sprache zunutze macht. Informatikprofessorin Sune Lehmann hofft, dass diese ein besseres Verständnis des Diskurses um Impfungen und dessen Entwicklung ermöglicht. "Unsere Arbeit deckt die Zeit vor COVID-19 ab", betont sie. Doch gerade die Pandemie hat das Thema zusätzlich befeuert, eine ablehnende Haltung zu Impfungen scheint dabei massentauglicher geworden zu sein. Dabei hatte die WHO http://who.int die Impfskepsis bereits 2019, also vor der Pandemie, als globale Gefahr eingestuft.

Zur Studie "Characterizing polarization in online vaccine discourse - A large-scale study": http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0263746

(Ende)
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