pte20211220001 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Fehlinformationen verbreiten sich schneller

Überzeugen wollen ist ein starkes Motiv - MIT-Untersuchung bestätigt wissenschaftliche Theorie


Schnelle Verbreitung von Falschinformationen (Bild: Jose-Luis Olivares, mit.edu)
Schnelle Verbreitung von Falschinformationen (Bild: Jose-Luis Olivares, mit.edu)

Cambridge (pte001/20.12.2021/06:00)

In den sozialen Medien verbreiten sich Falschmeldungen und polarisierte Meinungen weitaus schneller als zutreffende Berichte, ein Problem für die Betreiber der Netzwerke und die Politik. Forscher am Massachusetts Institute of Technology https://web.mit.edu/ (MIT) in Cambridge/USA haben jetzt mit Hilfe einer Simulation in einem Modellnetzwerk herausgefunden, warum das so ist.

[b]Untersuchung mit virtuellen Agenten[/b]

In einem Twitter-ähnlichen sozialen Netzwerk untersuchten sie, wie Nachrichten geteilt werden. Dazu setzten sie virtuelle Agenten ein, die von dem Wunsch getrieben waren, andere von ihrer Sichtweise zu überzeugen. Die Schlüsselannahme im Modell ist, dass Menschen sich gedrängt fühlen, Auffassungen zu teilen, wenn sie glauben, dass andere davon überzeugt werden müssen. Sonst werden sie nicht teilen. Die Forscher fanden heraus, dass sich Falschinformationen auch dann schnell verbreiten, wenn die Nutzer des Netzes eng miteinander verknüpft sind oder deren Ansichten stark polarisieren.

[b]Überzeugen wollen ist ein starkes Motiv[/b]

„Jemand könnte sagen, dass das nicht der Grund ist, warum Menschen Beiträge teilen, und das ist durchaus zulässig", sagt Professor Ali Jadbabaie, der die Untersuchung leitete. Warum Menschen bestimmte Dinge tun, sei schließlich Gegenstand intensiver Debatten von Kognitionswissenschaftlern, Sozialpsychologen, Neurowissenschaftlern, Politikwissenschaftlern und in der Wirtschaft. „Abhängig von den jeweiligen Annahmen erhält man am Ende unterschiedliche Ergebnisse. Aber ich habe das Gefühl, dass der Wille, jemanden zu überzeugen, ein starkes Motiv fürs Teilen ist."

[b]Empirisch war es schon erwiesen[/b]

Diese theoretische Arbeit stützt sich auf eine Studie aus dem Jahr 2018 von Sinan Aral, David Professor für Management an der MIT Sloan School of Management; Deb Roy, Professorin für Medienkunst und -wissenschaften am Media Lab; und dem damaligen Postdoc Soroush Vosoughi (jetzt Assistenzprofessor für Informatik am Dartmouth College https://home.dartmouth.edu/ in Hanover im US-Bundesstaat New Hampshire). Ihre empirische Untersuchung von Daten von Twitter ergab, dass sich falsche Nachrichten schneller und tiefer verbreiten als richtige. Was jetzt theoretisch bestätigt wurde.

[b]Werkzeug für Betreiber sozialer Medien[/b]

Das Ergebnis der Forschung könnte den Betreibern von Twitter, Facebook und Co. helfen, Falschinformationen aufzuspüren, um sie aus dem Netz zu nehmen. Sie müssen sich nur anschauen, was sich nach einer Art Schneeballsystem schnell verbreitet. Diese Beiträge könnten dann gezielt auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden.

(Ende)
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