pte20211022016 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Antidepressivum wirkt nicht bei Agitation

Mirtazapin laut Doppelblindstudie der University of Plymouth nicht wirksamer als ein Placebo


Demenz: Mirtazapin wirkt nicht bei Agitation (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)
Demenz: Mirtazapin wirkt nicht bei Agitation (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Plymouth (pte016/22.10.2021/11:30)

 Das Antidepressivum Mirtazapin, das zur Behandlung von Agitation bei Demenz-Patienten eingesetzt wird, ist laut einer Studie unter der Leitung der University of Plymouth https://www.plymouth.ac.uk nicht wirksamer als ein Blindpräparat und könnte sogar die Sterblichkeit erhöhen. Eine Agitation ist ein häufiges Symptom einer Demenz und ist durch eine nicht angemessene verbale, lautstarke oder motorische Aktivität charakterisiert. Körperliche und verbale Aggressionen spielen ebenfalls häufig eine Rolle. 

Eine patientenzentrierte Pflege ohne Medikamente gilt als die erste Interventionsmöglichkeit. Wenn das nicht funktioniert, greifen die Mediziner zu medikamentenbasierten Alternativen. Bei Antipsychotika hat sich gezeigt, dass sie neben anderen schlechten Ergebnissen auch die Sterbezahlen bei Demenz-Patienten erhöhen. Aus diesem Grund wurde Mirtazapin routinemäßig verschrieben. Die aktuelle Studie war darauf ausgerichtet, die Evidenzbasis der Wirksamkeit zu erforschen. 

Für die vom National Institute for Health Research (NIHR) finanzierte Studie wurden 204 Personen aus 20 Orten in Großbritannien mit einer wahrscheinlichen oder möglichen Alzheimer-Erkrankung rekrutiert. Eine Hälfte der Teilnehmer erhielt Mirtazapin, die andere ein Blindpräparat. Es handelte sich um eine Doppelblindstudie. Das bedeutet, dass weder die Wissenschaftler noch die Teilnehmer wussten, was konkret eingenommen wurde. 

[b]Deutlich mehr Todesfälle[/b]

Die Ergebnisse zeigten, dass die Agitation nach 12 Wochen der Einnahme von Mirtazapin nicht geringer war als in der Kontrollgruppe. In der Medikamentengruppe kam es mit sieben bis zur 16. Woche auch zu mehr Todesfällen. In der Kontrollgruppe verstarb nur ein Teilnehmer. Die Analyse legte nahe, dass dieser Todesfall nur von geringfügiger statistischer Bedeutung war. 

Laut dem Forschungsleiter Sube Banerjee sind weltweit 46 Millionen Menschen von einer Demenz betroffen. Eine Zahl, die sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln soll. Daher sei es von entscheidender Bedeutung, den Betroffenen zu helfen. „Diese Studie zeigt, dass eine gängige Methode zur Behandlung der Symptome nicht hilfreich ist oder sogar schädlich sein kann. Es ist wirklich wichtig, dass diese Forschungsergebnisse berücksichtigt werden und Mirtazapin nicht länger zur Behandlung von Agitation bei Demenz-Patienten eingesetzt wird." Die Forschungsergebnisse wurden in „The Lancet" veröffentlicht.

(Ende)
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