pte20210602018 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Facebook: Kritik gegen Palästinenser-Zensur

200 Angestellte fordern in einem internen Schreiben zur Überarbeitung der Kontrollsysteme auf


al-Aqsa-Moschee: gilt als heilige Stätte des Islam (Foto: pixabay.com, 696188)
al-Aqsa-Moschee: gilt als heilige Stätte des Islam (Foto: pixabay.com, 696188)

Menlo Park (pte018/02.06.2021/11:30)

Die Mitarbeiter von Facebook sind unzufrieden damit, wie das soziale Netzwerk im aktuellen Gaza-Konflikt mit pro-palästinensischen Inhalten umgeht. Nach Ansicht vieler Beschäftigter entscheiden sowohl die menschlichen als auch die automatischen Content-Kontrollsysteme der Plattform nämlich zu einseitig zu Gunsten Israels, während pro-palästinensische Meldungen oft einfach zensiert und gelöscht werden. Um ihrem Unmut über diese unfaire Praxis Ausdruck zu verleihen, haben bereits knapp 200 Facebook-Angestellte einen offenen Brief unterschrieben, der intern im Unternehmen zirkuliert.

[b]Versprechen der freien Meinungsäußerung[/b]

„Wie Mitarbeiter, die Presse und Mitglieder des Kongresses bereits aufgezeigt haben und sich auch an sinkenden Bewertungen im App Store ablesen lässt, glauben viele User und ein großer Teil unserer breiteren Community, dass wir unserem Versprechen nicht gerecht werden, für eine freie Meinungsäußerung einzutreten, was die ganze Situation in Palästina betrifft", zitiert die „Financial Times" aus dem internen Schreiben. Dieses wurde erst kürzlich am firmeneigenen Message-Board gepostet und hat seitdem schon fast 200 anonyme Unterschriften von Unterstützern gesammelt.

„Wir sind überzeugt davon, dass Facebook mehr tun kann, um seine Nutzer zu verstehen und daran arbeiten muss, deren Vertrauen wiederzugewinnen", heißt es weiter. Um das Ungleichgewicht im Zusammenhang mit Meldungen zum Gaza-Konflikt auszugleichen, müssten vor allem die menschlichen und automatischen Kontrollsysteme des Online-Portals überarbeitet und verbessert werden. Die Mitarbeiter schlagen der Führungsetage zudem konkret vor, dass neben internen auch externe Experten in die Prüfung betreffender Inhalte einbezogen werden sollen, um eine möglichst objektive Gewichtsverteilung zu garantieren.

[b]Algorithmus löschte Beiträge[/b]

Während der jüngsten Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern hat der Facebook-Algorithmus viele Wörter wie „Widerstand" oder „Märtyrer", die sehr oft von palästinensischen Usern verwendet worden sind, automatisch erfasst und als Inhalte gekennzeichnet, die als Aufruf zur Gewalt verstanden werden könnten. Gleichzeitig wurden aber etwa auch Beiträge einfach deshalb gelöscht, weil in ihnen die al-Aqsa-Moschee erwähnt worden ist. Sie gilt als drittwichtigste heilige Stätte des Islam und wurde vom Algorithmus fälschlicherweise als Terrororganisation interpretiert.

(Ende)
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