pte20120823003 Technologie/Digitalisierung, Umwelt/Energie

Tech-Fortschritt verbessert Erdbeben-Frühwarnung

Ärmere Regionen können sich Überwachung oft nicht leisten


Erdbeben: Technologie erlaubt Frühwarnung (Foto: pixelio.de, Helga Dörk)
Erdbeben: Technologie erlaubt Frühwarnung (Foto: pixelio.de, Helga Dörk)

Wien (pte003/23.08.2012/06:10) Ein dichtes, gut vernetztes Geflecht aus Seismografen ermöglicht eine Warnung der gefährdeten Gebiete schon einige Sekunden bevor die ersten zerstörerischen Schockwellen eintreffen. In wohlhabenden gefährdeten Regionen wie Japan oder Kalifornien ist das bereits möglich, ärmere Gebiete verfügen meist nicht über die entsprechende Infrastruktur. "Die Technologie besteht schon seit dem 20. Jahrhundert. Mittlerweile können wir die Daten aber so schnell verarbeiten, dass wir die Menschen informieren können, bevor die Erschütterungen zu spüren sind", sagt Lucy Jones von der US Geological Survey http://usgs.gov der Huffington Post.

Reiche Länder im Vorteil

"Bei hoher Sensordichte und einem entsprechenden Kommunikationsnetzwerk kann, sobald die ersten, schnelleren Raumwellen die Detektoren erreichen, das Beben quantifiziert und lokalisiert werden. Eine Warnung erreicht betroffene Gebiete dann je nach Entfernung einige Sekunden bevor die zerstörerischen Oberflächenwellen ankommen", erklärt Winfried Hanka vom Geoforschungszentrum Potsdam http://gfz-potsdam.de gegenüber pressetext. Zwar bleiben den Betroffenen nur Sekunden, die können aber gut genutzt werden.

"Das automatische Sperren von Brücken, Rot-Schaltungen bei Ampeln oder Abdrehen der Gasleitungen kann viel bewirken. In Japan werden schon lange die Hochgeschwindigkeitszüge gebremst, wenn ein entsprechendes Beben registriert wird", so der Experte. Kleinere Fortschritte sind bei der Vorwarnzeit auch in Japan und Kalifornien noch denkbar. Allerdings ist der Ausbau der Infrastruktur kostspielig. "In ebenfalls gefährdeten Ländern wie der Türkei und dem Iran gibt es die entsprechenden technischen Einrichtungen derzeit deshalb nicht", so Hanka.

Zwölf Sekunden reichen

In der Türkei laufen derzeit Pilotprojekte, um die seismologischen Kapazitäten auszubauen. "Beim Erdbeben von Izmit 1999 sind etwa Zwölf Sekunden vergangen, bis die Schockwellen Istanbul erreicht haben. Die Zeit hätte ausgereicht, um automatisierte Maßnahmen zu ergreifen. Viele Menschen sterben bei Erdbeben durch Brände, wenn die Gasleitungen nicht rechtzeitig abgedreht werden können", sagt Franz Ossing vom Geoforschungszentrum Potsdam im pressetext-Gespräch. Auch in Europa ist die Infrastruktur für eine Frühwarnung nicht ausreichend, allerdings ist die Gefahr für katastrophale Erdbeben hier in den meisten Ländern vergleichsweise gering.

In Japan wird mittlerweile sogar die Öffentlichkeit automatisch informiert. "Es gibt ein allgemeines öffentliches Frühwarnsystem, das die Menschen informiert. Das Internet und die Handy-Netze sind hier unabdingbar", so Hanka.

(Ende)
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