pte20120703002 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Social Media: Sprache von Mädchen unverblümter

Platz- und Zeitmangel fördern direkte Formulierungen


Kommunizierende Frau: unverblümt (Foto: pixelio.de)
Kommunizierende Frau: unverblümt (Foto: pixelio.de)

London (pte002/03.07.2012/06:05) Neue Medien fördern direktere Formen der Kommunikation, was junge Menschen oft unhöflich oder respektlos klingen lässt. Dieser Ansicht ist zumindest die Plain English Campaign http://www.plainenglish.co.uk . Der Grund liegt in den Kommunikationskanälen, mit denen die Jugendlichen aufwachsen, sagt die Sprecherin Marie Clair gegenüber der Daily Mail. Facebook, Twitter und Co fordern Kürze und lassen weniger Zeit, sich um Formulierungen zu kümmern. Mädchen seien stärker betroffen als Jungen, da sie allgemein mehr kommunizieren.

Zweifelhafte Ansicht

"Ein Forschungsprojekt an der Uni Zürich kam zu dem Ergebnis, dass neue Medien kaum Einfluss auf den Schreibstil haben. Schriftlichkeit und Mündlichkeit unterscheiden sich zwar, aber die gesprochene Sprache war immer schon knapper. Ein Trend zur weiteren Verkürzung und zu informellerem öffentlichem Sprachgebrauch ist hier schon seit den 1970er-Jahren zu erkennen, bevor die neuen Medien weit verbreitet waren", sagt Martin Luginbühl vom Deutschen Seminar der Universität Zürich http://www.ds.uzh.ch gegenüber pressetext. Als Grund für die Änderungen im mündlichen Sprachgebrauch scheiden die Medien also aus.

"Eine Verstärkung des Trends durch die Massenmedien ist aber denkbar. Medienkonsum und Entwicklung der Sprache sind interdependent. Was den Sprachwandel wirklich auslöst, ist schwierig zu sagen", erklärt Luginbühl. Laut Deborah Cameron von der Universität Oxford sind Mädchen die Speerspitze der Sprachevolution. Schon in der Pubertät seien Mädchen experimentierfreudiger, was die Sprache angeht.

Dafür, dass die Sprache der Jugendlichen aggressiver wird, gebe es momentan keine belastbaren Beweise, so Cameron. "In der Jugendsprache sind sehr wohl Einflüsse zu erkennen, die vom Gebrauch neuer Medien herrühren, wie etwa Abkürzungen nach dem Muster LOL", so Luginbühl.

Mädchen und Jungen

Dass Mädchen verstärkt zu direkteren Formulierungen greifen, weil sie mehr kommunizieren, ist wissenschaftlich ebenfalls nicht abgesichert. "Mit Aussagen, die sich nur auf das biologische Geschlecht beziehen, sollte grundsätzlich vorsichtig umgegangen werden. Es gibt zwar Hinweise auf Unterschiede beim Sprachgebrauch - Frauen scheinen normkonformer zu sprechen - allerdings müssten hier breite empirische Untersuchungen vorgenommen werden", so der Experte.

Wenn Mädchen tatsächlich normkonformer sprechen, käme ihnen eine Entwicklung hin zu mehr Unverblümtheit zugute, wie techcrunch.com schreibt. Vor allem der Gleichberechtigung käme demnach ein den männlichen Mitmenschen angepasstes Maß an Direktheit zupass.

(Ende)
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