pte20120123017 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Google macht Schluss mit Anonymität

Kritik an Vernetzung von E-Mail-Accounts mit sozialem Netzwerk


Privatsphäre: Verzicht aus Bequemlichkeit (Foto: pixelio.de/Gerd Altmann)
Privatsphäre: Verzicht aus Bequemlichkeit (Foto: pixelio.de/Gerd Altmann)

Mountain View/Wien (pte017/23.01.2012/13:30) Neue Google-Account-User werden ab sofort automatisch mit Google+ und Google Mail verbunden. Diese "Zwangsmaßnahme" soll helfen, die Anmeldezahlen zu steigern. Deutlich mehr Daten müssen angegeben werden. Somit verliert der User aufgrund von Bequemlichkeit immer mehr seine Anonymität, befürchten Datenschützer.

User als Vermarktungsobjekt

"Web 2.0 macht den User nicht zum Kunden, sondern zum Produkt. Es gilt seine Daten zu vermarkten", meint Christian Jeitler von Quintessenz http://quintessenz.at im Gespräch mit pressetext. "Google will seine Monopolstellung auf Kosten des Kunden, der zum Spielball wird, weiter ausbauen."

Die Anzahl der neuen Anmeldungen bei Google+ liegt weit hinter den Facebook-Zahlen. Google will diese Tatsache durch die Verknüpfung des Google-Accounts mit seinem sozialen Netzwerk ändern. "Viele besitzen ein Android-Smartphone. Man benötigt einen Google-Account, um dieses sinnvoll zu nutzen. Die Konsequenz der Verknüpfung ist ein gigantischer Anstieg der Anmeldungen bei Google+", erklärt Jeitler.

Bequemlichkeit hat Folgen

Bequemlichkeit lässt persönliche Freiheit und Datenschutz vergessen. "Google weiß mittlerweile besser Bescheid über uns, als wir selbst, wie man am Beispiel Google Mail unschwer erkennen kann. Gibt man an, dass man sich von seiner Freundin getrennt hat, erscheint Werbung von Single-Börsen. Bei Jobverlust sind es Jobbörsen", so Jeitler. Das Internet werde vorgefiltert, was wiederum eine Art Zensur darstelle.

Der Experte spricht von einer "Nötigung der User". Da das soziale Netzwerk Angaben wie Namen und Geschlecht verlangt, wird durch die automatische Verbindung gleichzeitig die Anonymität des Benutzers so gut wie beseitigt. "Es sollte die Entscheidung des Users sein, einem Social Network beizutreten oder nicht, da in solchen Netzwerken ein hohes Maß an persönlichen Daten gespeichert sind", so Jeitler.

Anonymität im Netz gefährdet

In der Vergangenheit musste ein neuer Nutzer nur eine E-Mail-Adresse angeben und war Besitzer eines Google-Kontos. Heute müssen zusätzliche Informationen wie Geburtsdatum, Geschlecht, Wohnort und eine Telefonnummer eingegeben werden.

Für eine Personalisierung des Suchergebnisses ist die Verknüpfung laut Google von Vorteil, da nun die Daten aus dem Netzwerk zu einem noch besseren individuellen Suchergebnis führen sollen. "Ich sehe durch die Vernetzung in keinster Weise einen Vorteil. Je mehr ein Unternehmen Marktführer in verschiedenen Bereichen wird, desto mehr nutzt es seine Position aus. Das kann gefährlich werden", so Jeitler.

(Ende)
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