pts20101115024 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Informations- und Kommunikationstechnologien transformieren die Arbeitswelt

Studie zu den Auswirkungen von ICT auf Wirtschaft und Gesellschaft


München / Zürich (pts024/15.11.2010/14:41) Neue Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) und ICT-basierte Innovationen können ganze Branchen verändern.

ICT-Anwendungen wirken also als Motor für wirtschaftliche Neuerung und als Katalysator künftiger Entwicklungen. Welche Branchen davon besonders profitieren, zeigt eine Studie des Instituts für Kommunikationsökonomie (ICE) an der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Marktforschungs- und Strategieberatungsunternehmens zehnvier aus Zürich.

Im Rahmen der Studie - deren Veröffentlichung von der Deutschen Telekom unterstützt wurde - haben in einem Thinktank am Institut für Kommunikationsökonomie renommierte Wissenschafter und erfahrene Industrieexperten aktuelle ICT-Trends diskutiert. Zudem wurden 1.559 ICT-Entscheider unterschiedlicher Branchen, 1.009 ICT-Nutzer in Unternehmen und 1.336 Konsumenten in fünf Ländern zu künftigen Entwicklungen befragt.

Der volkswirtschaftliche Einfluss von ICT ist erheblich. In einer Wertschöpfungsrechnung zeigen das Institut für Kommunikationsökonomie und zehnvier, dass im Verlauf der nächsten fünf Jahre in Deutschland im Dienstleistungssektor durch ICT eine Steigerung der Wertschöpfung von durchschnittlich 1.2 Prozent pro Jahr erzielt werden wird. Insbesondere im Dienstleistungssektor scheint das Potenzial für ICT-getriebene Umsatz- und Effizienzsteigerungen noch nicht ausgeschöpft.

Die Berechnung dieses Wertschöpfungszuwachses erfolgte in drei Schritten: Zunächst wurden ICT-Entscheider nach ihren Wachstumserwartungen in ihrer eigenen Industrie in den nächsten fünf Jahren gefragt. Diese um die zu erwartende Inflation bereinigte Zahl bildete damit reale, industriespezifische Wachstumserwartungen für die kommenden fünf Jahre. Zudem wurde gefragt, welcher Anteil des Wachstums auf ICT-basierte Lösungen und Technologien zurückzuführen sein wird. Die Verknüpfung der Antworten auf diese Frage mit den industriespezifischen Wachstumserwartungen ermöglichte die Berechnung der ICT-getriebenen erwarteten Wachstumsraten für einzelne Sektoren. Schließlich wurden diese mit Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung über die Bruttowertschöpfung einzelner Sektoren verknüpft. So lässt sich abschätzen, wie viel ICT-basierte Lösungen und Technologien in den kommenden fünf Jahren in verschiedenen Sektoren zur gesamtwirtschaftlichen Leistung beitragen können.

"Zusätzlich zum erwarteten Zuwachs der Bruttowertschöpfung werden durch vermehrte Nutzung von ICT aber auch die Kosten in Betrieben erheblich sinken", hält Prof. Dr. Clemens Koob, Managing Director von zehnvier fest. In den Dienstleistungsbranchen zeigen sich dabei tendenziell höhere Einsparungspotenziale als im produzierenden Gewerbe. Die erwarteten Kostensenkungen in den kommenden fünf Jahren liegen zwischen 12.0 Prozent (Gesundheit, Medizin und Soziales) und 16.7 Prozent (Versicherungen). Ein wesentlicher Teil der Kostensenkungen wird aber nicht wie in der ersten Welle der ICTbasierten Rationalisierung(en) auf der Substitution des Inputfaktors Mensch durch verschlankte und zunehmend automatisierte Produktionsprozesse basieren. Besondere Bedeutung wird stattdessen die effizientere Nutzung natürlicher Ressourcen wie Energie und der vermehrte Einsatz von standortübergreifenden Kommunikationstechnologien haben.

"Die zweite Welle des verstärkten ICT-Einsatzes wird stärker als bisher auch positive gesellschaftliche Nebeneffekte nach sich ziehen", so Prof. Dr. Tobias Kretschmer, Leiter des Instituts für Kommunikationsökonomie an der LMU München. Verringerter Ressourcenverbrauch und geringere Umweltbelastung wurden von 61.5 Prozent der Befragten als wichtige Effekte der "Green IT" genannt. Verbesserte Möglichkeiten zur virtuellen Kooperation und zu mobilem Arbeiten erleichtern zudem die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben.

Im Gesundheitsbereich ist das Spannungsfeld von Kostendruck und Effizienzsteigerung und gesellschaftlichen Anliegen wie Datensicherheit und Privatsphäre besonders relevant. Das macht Lösungen wie die Virtualisierung von ICT-Kapazitäten, z.B. durch Cloud Computing wirtschaftlich interessant und stellt zugleich besondere Anforderungen an deren Sicherheit.

Die Studie zeigt, dass 56.2 Prozent der Verantwortlichen im Gesundheitsbereich davon überzeugt sind, dass Cloud Computing-Ansätze in ihren Organisationen in fünf Jahren eine (sehr) hohe Bedeutung haben werden. Des weiteren erwarten 30.9 Prozent der Befragten nicht nur signifikante Kostenreduktionen durch ICT, sondern auch eine nachhaltige Verbesserung der Behandlungsqualität, z.B. durch verbesserte Diagnostik, schnellere Behandlungen bei akuten Erkrankungen oder die
Vermeidung von Fehlmedikationen.

ICT-Nutzung spielt zudem künftig in allen Bildungssektoren eine bedeutende Rolle. So schätzen beispielsweise zwischen 48.4 Prozent (im vorschulischen Bereich) und 84.9 Prozent (im Hochschulbereich) die Möglichkeiten und Vorteile, die sich durch neue ICT ergeben, als sehr groß bzw. groß ein. Gleichwohl ist im Vorschulbereich in Ermangelung geeigneter Nutzungskonzepte für ICT der ICT-Einsatz bisher stark auf die Begleitung administrativer Abläufe beschränkt. Im Hochschulbereich hingegen werden Konzepte wie e-Learning und Distance Learning mittelfristig verstärkt zu virtuellen Hochschulen als Zusatzangeboten führen. "Hochschulen können durch e-Learning Angebote Internationalisierung vorantreiben, aber auch ihre Studierenden am Standort besser ausbilden", zeigt Prof. Dr. Kretschmer die Potenziale neuer ICT-Lösungen in der Bildung auf.

In Behörden und der öffentlichen Verwaltung klafft die Schere zwischen den Wünschen der Bürger nach technologischen Neuerungen wie z.B. der elektronischen Beantragung von Dokumenten (78.1 Prozent), der elektronischen Terminvereinbarung (76.3 Prozent) oder der virtuellen Beratung durch Behörden (55.9 Prozent), und der Bereitschaft der Verwaltungseinheiten, diese Neuerungen umzusetzen, weit auseinander. Die Studie zeigt, dass sich im öffentlichen Sektor verglichen zum Gesamtdurchschnitt aller Industrien mit 15.9 Prozent (gegenüber 24.7 Prozent) unterdurchschnittlich viele technische Vorreiter finden. In der öffentlichen Verwaltung müssen technisch mögliche Lösungen der grossen Bedeutung der Datensicherheit und des Datenschutzes (für 61.7 Prozent der Verwaltungsverantwortlichen ist die IT-Sicherheit einer der wichtigsten ICT-Trends der nächsten Jahre) gerecht werden.

Die Ergebnisse zeigen: Der Einfluss von vermehrter ICT-Nutzung ist zwar gesamtwirtschaftlich bedeutend, doch ist eine differenzierte Betrachtung einzelner Branchen unumgänglich. Die in der Studie untersuchten Sektoren zeigen, dass ICT stark unterschiedlich verwendet wird und dass sich hieraus auch verschiedene Potenziale ergeben - von verbesserter Behandlungsqualität im Gesundheitswesen über neue Lehr- und Lernkonzepte im Hochschulwesen bis hin zur Prozessoptimierung im Verwaltungsbereich.

Medienanfragen

Für den Berichtsband zur Studie, Grafiken zur redaktionellen Verwendung und weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Prof. Dr. Clemens Koob, zehnvier GmbH, research & strategy, Asylstrasse 64 / Römerschloss, CH-8032 Zürich, Tel.: +41 (0) 44 251 54 66, Fax: +41 (0) 44 251 54 68, Email: clemens.koob@zehnvier.ch

Prof. Dr. Tobias Kretschmer, Institut für Kommunikationsökonomie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Schackstraße 4, D-80539 München, Tel.: +49 (0) 89 2180 6270, Fax: +49 (0) 89 2180 16541, Email: t.kretschmer@lmu.de

Über zehnvier

zehnvier ist ein führendes Marktforschungs- und Strategieberatungsunternehmen der Schweiz. zehnvier analysiert Kundenbedürfnisse und -verhalten, macht Entscheidungsprozesse auf Kundenseite verständlich und schafft Transparenz im Hinblick auf zukünftig zu erwartende Marktentwicklungen. Aufbauend auf fundierten Customer Insights und Market Foresights entwickelt zehnvier erfolgreiche, zukunftsorientierte Strategien für ganze Unternehmen, Geschäftsfelder oder einzelne Produkt- und Servicebereiche. Zu den Kunden von zehnvier zählen führende Unternehmen wie die ALDI SÜD Unternehmensgruppe, MAN oder Phonak.

Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.zehnvier.ch .

Über das Institut für Kommunikationsökonomie

Das Institut für Kommunikationsökonomie (ICE) an der Ludwig-Maximilians-Universität München untersucht ökonomische Fragestellungen in Hochtechnologiemärkten sowie weitere Fragestellungen aus dem Bereich Ökonomie und Management von Organisationen. Aktuell liegt der Schwerpunkt der Forschung dabei auf der Erforschung von Telekommunikationsmärkten, von Soft- und Hardwareindustrien sowie von organisationsökonomischen Fragestellungen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.ice.bwl.unimuenchen.de .

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Aussender: zehnvier GmbH
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