pte20090929001 Umwelt/Energie, Kultur/Lifestyle

Klimawandel: Freispruch für Bevölkerungsanstieg

Experte: "Konsum verändern statt Armen Verhütung vorschreiben"


Die ärmsten Bewohner des Planeten produzieren 10.000-mal weniger CO2 (Foto: pixelio.de/Trampert)
Die ärmsten Bewohner des Planeten produzieren 10.000-mal weniger CO2 (Foto: pixelio.de/Trampert)

London (pte001/29.09.2009/06:05) Die globale Erwärmung steht in keinem eindeutigen Zusammenhang mit dem Bevölkerungswachstum. Zu diesem Schluss kommen Forscher des International Institute for Environment and Development (IIED) http://www.iied.org in der Zeitschrift "Environment and Urbanization". Sie konnten die Ansicht widerlegen, dass ein gebremster Anstieg der Weltbevölkerung den Klimawandel aufhalten könne. "Menschen verursachen keine Treibhausgas-Emissionen, sondern der Konsum", betont Studienleiter David Satterthwaite im pressetext-Interview. Die Aussagen des Wissenschaftlers stützt sich auf den Vergleich des Bevölkerungswachstums aller Länder der Erde mit dem Anstieg ihrer Treibhausgas-Emissionen, und zwar für den Zeitraum von 1980 bis 2005.

Die gewaltigen regionalen Unterschiede, die in der Statistik aufscheinen, überraschen zwar nicht, wurden jedoch bisher kaum in der Diskussion berücksichtigt. Der Anteil der afrikanischen Länder südlich der Sahara am Wachstum der Weltbevölkerung betrug 18,5 Prozent, die Beteiligung an den ansteigenden Kohlendioxid (CO2)-Ausstößen jedoch bloß 2,4 Prozent. Umgekehrt die Situation der USA, die für 3,4 Prozent des Bevölkerungswachstums, jedoch für 12,6 Prozent der Emissionszunahme verantwortlich ist. Alle Niedriglohnländer zusammen sorgten für 52 Prozent des weltweiten Bevölkerungszuwachses und für 12 Prozent der CO2-Emissionen, bei den reichen Länder betrug dasselbe Verhältnis sieben zu 30. Der Königsanteil von 44,5 Prozent der weltweiten Emissionszunahme geht übrigens auf China zurück, dessen Anteil an der steigenden Bevölkerung aufgrund des Einbruchs der nationalen Geburtenrate nur 15,3 Prozent beträgt. Länder mit schnell wachsender Bevölkerung verzeichnen niedrige CO2-Anteile, während langsam wachsende Bevölkerungen tendenziell die höchsten Emissionszuwächse verbuchen.

"Die Geburtenkontrolle kann keine Lösung für den Klimawandel sein", schließt Satterthwaite. Ein durchschnittlicher Einwohner der indischen Metropole Mumbai etwa habe kaum messbaren Einfluss auf die globale Erwärmung. Anders sei das bei den Bewohnern reicher Staaten. In der britischen Hauptstadt London, wo die Bevölkerung seit 1941 ständig gesunken ist, vervielfachten sich die Emissionsanteile. Das sei auf den Konsum zurückzuführen, zumal es in London selbst ja kaum mehr Schwerindustrie gebe. "Zwischen den reichsten und ärmsten Ländern besteht ein bis zu 10.000-facher Unterschied, was die Pro-Kopf-Emissionen an Treibhausgasen betrifft. Zwar verzeichnen auch Millionäre in Mexiko, China oder Südafrika einen genauso großen und schädlichen ökologischen Fußabdruck wie Millionäre Europas oder Nordamerikas. Doch global gesehen leben die meisten Hochkonsum-Menschen in Europa und Nordamerika."

Die Sorge, dass die Weltbevölkerung zu schnell wachsen könne, besaß in früheren Jahrzehnten größere Popularität als heute. "Während die Lobby der Überbevölkerungs-Warner in der Vergangenheit stark war, musste sie in den letzten 15 Jahren dank der immer präziseren wissenschaftlichen Forschung verstummen. Im Zuge des Klimawandels wittern ihre Vertreter jedoch wieder eine Chance", so Satterthwaite. Das Schema der von ihnen vorgebrachten Argumente sei jedoch nicht nur zu einfach gestrickt, sondern auch ungerecht. "Die Armen der Welt wurde schon für alle möglichen globalen Probleme beschuldigt. Mit dem Klimawandel haben sie rein gar nichts zu tun." Statt der Eindämmung des Bevölkerungswachstums sei es wichtig, den Wohlstand von seinen klimaschädlichen Auswirkungen zu entkoppeln. "Dafür gibt es durchaus positive Beispiele. Viele europäische Städte besitzen ein kompaktes historisches Zentrum, in dem man zu Fuß geht oder mit dem Fahrrad fährt. Kulturereignisse wie Kunst und Musik sind Vergnügen, die das Klima kaum belasten. Eine hohe Lebensqualität muss nicht mit hohem Konsum verbunden sein."

Download der Originalpublikation in Kürze unter http://www.iied.org/human-settlements/group-publications/publications

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
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