pts20030411005 Politik/Recht

Gewerbeverein: EU-Zinsertragssteuer braucht noch Nachbesserungen

Diskussion im ÖGV beruhigte Experten - keine wesentlichen Verschlechterungen


Wien (pts005/11.04.2003/08:10) Ein hochkarätig besetztes Podium diskutierte im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV) vor einem nicht minder kenntnisreichen Publikum zur EU-harmonisierten Zinsbesteuerung.

* Johann Adametz vom Finanzministerium gab einleitend einen Überblick über die Materie, deren Inkrafttreten nunmehr von Beginn 2004 auf voraussichtlich 2005 verschoben wurde. Noch ist die Bankeninfrastruktur so, dass sie die Informationsbedürfnisse der neugierigen EU-Finanzer nicht zufriedenstellen könnte. Ziel der Richtlinie ist eine lückenlose Erfassung aller Zinserträge innerhalb der EU und deren Besteuerung im Herkunftsland. Mitspielen müssen dabei allerdings auch Wirtschaftspartner außerhalb der EU, etwa die Schweiz, USA und einige weitere Staaten. Dies könnte auch die Einführung über 2005 weiter verzögern.

* Ernst & Young-Geschäftsführer Roland Rief sieht die Zinsertragssteuer neutral. In Österreich wird sich aufgrund der Verfassungsbestimmung, derzufolge Zinserträge nicht über 25 Prozent ansteigen dürfen, keine Verschlechterung ergeben. Kritisiert wurde von Rief, dass es keine Amnestieregelung gibt, wie seinerzeit sehr erfolgreich bei Einführung der heimischen Zinsertragssteuer. Fehlt die Amnestie - so Rief - ist auch die Motivation gering, Kapital aus dem Ausland nach Österreich rückzuführen.

* Der Direktor der Deutschen Bank in Wien, Jochen Maurer betonte die Attraktivität des Finanzplatzes Österreich, die trotz zahlreicher Verschlechterungen noch immer gegeben ist. Gerade die Deutsche Bank bietet hier attraktive Produkte an, die eine "Flucht" ins Ausland - mit all den damit verbundenen Risiken und Aufwändungen - wenig sinnvoll macht. Immerhin verwaltet die Deutsche Bank weltweit etwa 315 Milliarden Euro im Bereich Private Banking, wobei der Consultingbereich bis hin zur Kunstanlageberatung reicht.

Einig war man sich, dass insbesondere Drittländer oder Offshore-Destinationen bei der EU-Zinsbesteuerungsregelung die Gewinner sein könnten. Abschließend betonte ÖGV-Präsident Kurt Hofer, dass es für jeden Unternehmer allemal das Sinnvollste sei, überschüssiges Geld im eigenen Unternehmen zu investieren - immerhin sei dies die Aufgabe des Unternehmers und gibt ihm auch jenen Überblick, der bei Finanzprodukten oftmals nicht so einfach zu erlangen ist.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
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