pts20000731002 Kultur/Lifestyle, Umwelt/Energie

Geheimnisvoll und vielseitig: die Schilfpflanze

Ausstellung Schilf im Informationszentrum des Nationalparks Neusiedler See


Illmitz (pts002/31.07.2000/09:00) Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees bietet nicht nur Lebensraum für zahlreiche Tierarten, sondern stellt für die Region auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Diese Tatsache und die Lebensweise der Schilfpflanze, die auf keinem romantischen Urlaubsfoto vom Neusiedler See fehlen darf, ist den Besuchern der Region aber weitgehend unbekannt. Im Informationszentrum des Nationalparks Neusiedler See in Illmitz ist jetzt eine Ausstellung zum Thema "Schilf: Pflanze, Lebensraum, Wirtschaftsfaktor" zu besichtigen.

Die Biologen Corinna Botzi und Arno Hain, die auch als Exkursionsleiter für den Nationalpark tätig sind, erzählen in der von ihnen recherchierten Ausstellung die Erfolgsstory der allgegenwärtigen Pflanze, die sich im Neusiedler See-Gebiet in nicht einmal zwei Jahrhunderten von kleinen Flächen am Seerand und im Hanság zu den heutigen Ausmaßen des Schilfgürtels ausgebreitet hat. Als "wahrer Überlebenskünstler" wird die Schilfpflanze bezeichnet, die in unterschiedlichsten Böden Halt und Nährstoffe findet, ob im See oder in einer schmalen Ritze zwischen Beton und Asphalt. Der rund 180 km2 große Schilfgürtel besteht aus verhältnismäßig wenigen Pflanzen, weil die Ausbreitung über Erdsprosse ("Rhizome") erfolgt.

Lebensraum für Vögel und andere Tiere
Neben den 354 Vogelarten und unzähligen Fischpopulationen bietet der Schilfgürtel mit seinem Labyrinth aus Wasserstraßen und Naturkanälen auch Rehen, Hirschen, Wildschweinen, Füchsen und Wildziegen ein Zuhause. Nicht selten kommt es vor, dass Ausflügler bei Bootsfahrten durch einen der Kanäle plötzlich einem kapitalen Hirsch gegenüber stehen. Für ungeübte Augen nicht sichtbar sind allerdings etwa die Schilfsaftsauger. Bis zu 60.000 der kleinen Insekten sind auf einer einzigen Schilfpflanze zu finden.

Exportschlager Schilf
Gewerblich wird das Rohr derzeit hauptsächlich am Westufer mit seinem mächtigen Schilfgürtel geerntet. Der Ökorohstoff dient als Industrieschilf zur Erzeugung von Schilfmatten oder Platten. Ein großer Teil der Ernte wird auch als Dachschilf exportiert. Vor allem in den Niederlanden schätzt man die hervorragende Qualität des Neusiedler See Schilfs, das dort auf den berühmten Reetdächern landet. Ein Hoffnungsmarkt für den nachwachsenden Rohstoff ist die Bauindustrie. In Kombination mit Lehm wird das Schilf als Ökobaustoff eingesetzt, der sich optimal für den Einsatz als Dämm- und Schalmaterial eignet.

Die Ausstellung ist in zwei Teilen, im Eingangsbereich und in einem Ausstellungsraum, bis zum Jahresende während der üblichen Öffnungszeiten bei freiem Eintritt zu sehen. Information im Nationalparkhaus Neusiedler See, Tel: 02175/3442, e-mail: neusiedlersee.np@netway.at

(Ende)
Aussender: Neusiedler See Tourismus
Ansprechpartner: Elisabeth Smolak
Tel.: 01/402 48 51
E-Mail: smolak@temmel-seywald.at
Website: www.neusiedlersee.com
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