WirtschaftsSamsTalk - Leo Wallner: Novelle zum Glücksspielgesetz war wichtig
Casinos Austria-Chef Wallner - der Spieler der Zukunft setzt auf das und im Internet
Wien (pte006/22.10.2005/08:00) Gestern, Freitag, ist in Brüssel die Entscheidung für die Casinos Austria Gruppe gefallen. Das Unternehmen wird noch in diesem Jahr sein 73. Casino eröffnen (pressetext berichtete: http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=051021036 ). Die Casinos in den grenznahen Gebieten sind für Leo Wallner keine Gefahr, nach der Novelle zum Glücksspielgesetz ist der Casino-Chef wieder beruhigt, am großen Trend zum Internet kommt aber auch das Glücksspiel nicht vorbei.
pressetext:
Herr Dr. Wallner, als Chef der Casinos Austria können Sie auf das vergangene Geschäftsjahr eigentlich ganz erfreut zurückblicken.
Wallner:
Die Casinos Austria Gruppe ist gewachsen wie noch nie, allein das Österreichgeschäft - also das traditionelle in den Casinos - hinkt ein wenig hinten nach.
pressetext:
Wie sehr schmerzen Sie denn Casinos, die um Österreich herum in grenznahen Gebieten gebaut wurden?
Wallner:
Sie haben schon Recht, wir spüren natürlich die Casinos in den Grenzgebieten, vor allem deswegen, weil die meisten keine derart strengen Bestimmungen haben wie wir. Und das wirkt sich natürlich auf unsere Bilanzen aus.
pressetext:
Drückt die schwache Konjunktur auf das Spielverhalten in den Casinos?
Wallner:
Natürlich, die Besuche werden spärlicher, die Leute geben weniger Geld aus, vor allem in den grenznahen Regionen kann es dann schon vorkommen, dass der Besucher, wenn er überhaupt ins Casino geht, rasch über die Grenze fährt als sich den weiten Weg anzutun.
pressetext:
Aber das Problem, diese Konkurrenz mit den weniger strengen Auflagen, wird doch eher stärker werden in den kommenden Jahren.
Wallner:
Na ja, das sehe ich eher entspannt, irgendwann ist der Markt voll, da werden nicht mehr sehr viele dazukommen.
pressetext:
Immer häufiger kommt es zu Schadenersatzforderungen nach Casino Besuchen. Ein für Sie heikles Thema - sind die finanziell noch im Rahmen?
Wallner:
Vollkommen richtig, ein für uns sehr heikles Thema. An und für sich weiß jeder: im Casino kann man gewinnen oder verlieren. Oder besser: es sollte jeder wissen. Ein Gewinner hat noch nie was zurückgebracht, ein Verlierer klagt dann eben.
pressetext:
Mit der jüngsten Entwicklung in der Rechtssprechung sind Sie auch nicht gerade glücklich, ich denke da etwa an das OGH (Oberster Gerichtshof)-Urteil, das den gesetzlich vorgeschriebenen Spielerschutz aus dem Blickwinkel des Schadenersatzrechtes sieht?
Wallner:
Genau. Dann hört sich in Wahrheit unser Geschäft auf. Im Parlament ist eine Novelle zum Glücksspielgesetz beschlossen worden, wodurch in Zukunft die Klage bis zum Existenzminimum gehen kann. Aber das ist pro futuro, betrifft also keine aktuellen Fälle.
pressetext:
Was haben Sie denn solche Regressforderungen bis dato schon gekostet?
Wallner:
Bisher etwa drei Millionen Euro.
pressetext:
Entzieht man hier den Casinos auf Dauer die Lebensfähigkeit, verlieren wird immer jemand.
Oder leben Sie damit eben nur etwas schlechter?
Wallner:
Ohne Novelle hätte man uns die Geschäftsbasis, die Rechtsbasis entzogen. Ich möchte das für die pressetext-Leser mit einem Beispiel deutlich machen. Wenn ich in ein Gasthaus gehe oder in eine Oper, dann konsumiere ich. Ich kaufe mir die Eintrittskarte und wenn mir die Inszenierung nicht gefällt, gehe ich nicht mehr hin. Aber ich bekomme das Geld nicht zurück. Aber bei uns verlangen die Leute das Geld zurück. Und weil es dabei um größere Summen geht, sind auch immer gleich Anwälte da, die da Geld wittern. Aber das ist durch die neue Novelle hintan gehalten.
pressetext:
Gibt es Gegenstrategien? Man könnte ja jeden Spieler ein Formular unterschreiben lassen, dass er mit der Möglichkeit rechnen muss, Geld zu verlieren. Damit muss er doch rechnen und wenn er das dann noch dazu unterschreibt?
Wallner:
Das wird wenig nutzen. Wir haben schon Gerichtsurteile, nach denen der Besucher, wenn er ins Casino kommt unzurechnungsfähig ist und wenn er wieder geht, wieder an der frischen Luft ist, ist er wieder zurechnungsfähig.
pressetext:
Unterscheidet sich die österreichische Judikatur hier sehr von der internationalen?
Wallner:
Ja, ganz wesentlich. Das ist typisch hausgemacht. In den USA gibt es Schadenersatzklagen en masse, aber keine im Glückspiel.
pressetext:
Bei solchen Prozessen sind doch die Amerikaner immer vorne dabei, klagt in Las Vegas jeder, der sein Geld im MGM verspielt hat?
Wallner:
Er bekommt es nicht, Glückspiel ist bei den Amerikanern eben das was es ist - ein Privatvergnügen. Noch ein Beispiel: wenn jemand ein Auto kauft und es ist ihm zu groß bekommt er auch sein Geld nicht zurück, nur weil er sagt: ich habe nicht gewusst, dass ich ein so großes Auto nicht brauche.
pressetext:
Sind die Pläne, an die Börse zu gehen, weiter auf Eis gelegt oder bewegt sich da was?
Wallner:
Wir brauchen das zur Zeit nicht. Wir sind international gut aufgestellt, haben eine Anleihe aufgelegt, können das alles mitfinanzieren. Sollte sich einmal die Möglichkeit ergeben, überlegen wir eine strategische Partnerschaft. Wir sind jetzt in einer riesigen Wachstumsphase, ich muss schauen, dass das kleine Österreich im Konzern eine wichtige Rolle spielt und dass vor allem die Steuern in Österreich bleiben. Alle, die illegal über Internet anbieten, zahlen ja keinen Cent Steuer in Österreich.
pressetext:
Wird in Japan investiert?
Wallner:
Da sind wir dabei, aber das dauert seine Zeit. Sie dürfen eines nicht vergessen: wir reden ja in unserer Branche nicht von einem freien Markt. Mit ganz wenigen Ausnahmen wie etwa Russland oder Litauen.
pressetext:
Welcher ist denn der größte Markt für Sie - wo wollen Sie denn zukünftig hin, wo werden Sie verstärkt investieren?
Wallner:
Der deutsche Markt ist sicher interessant, wir haben ja heuer auch in Niedersachsen, in Hannover, zehn Casinos übernommen. Gestern haben wir das OK für Brüssel bekommen (pressetext berichtete: http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=051021036 ), aber auch der südafrikanische und der australische Markt sind interessant.
pressetext:
Wie schaut es mit Asien aus?
Wallner:
Der asiatische Markt ist durch seine spezielle juridische Situation ein schwieriges Terrain. Wir können nicht nur aus die Rentabilität schauen sondern müssen auch unser Image im Auge behalten.
pressetext:
Mit welcher Spielart verdienen Sie denn derzeit am meisten, mit den Spieltischen oder den Automaten oder Internet.
Wallner:
Das größte Wachstumspotenzial ist eindeutig im Internet zu finden, keine Frage. Die Technik wird immer besser, die Leute kennen sich immer besser damit aus, die Kommunikation wird stärker, allerdings ist das Feld noch nicht ganz ausjudiziert. Daher haben wir auch eine relativ starke Konkurrenz auf diesem Sektor. Allerdings spüren wird sie da nicht so stark, weil sich die Leute bei uns auf Rechtssicherheit verlassen, sie wissen, wenn sie was gewonnen haben, bekommen sie das auch ausbezahlt.
pressetext:
Das müsste doch ein Feld der unbegrenzten Möglichkeiten sein, der Spieler sitzt zu Hause vor dem PC - und damit am Spieltisch, er investiert keine Zeit in An- und Abreise, beim Eintritt oder der Konsumation .... ist das der Spielertyp von morgen?
Wallner:
Selbstverständlich. Wobei ich schon anmerken möchte, dass die Casinos Austria das einzige Unternehmen ist, das hier soziale Momente berücksichtigt. Der Spieler kann bei uns nur bis zu einer gewissen Größenordnung spielen, das macht sonst keiner.
pressetext:
Danke für das Interview.
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