pte20190621003 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

"Katzenfuchs": Eine neue Spezies auf Korsika

Experte gegenüber pressetext: "Es ist noch zu früh, um Tiere als komplett neue Art zu definieren"


"Katzenfuchs": bisher unbekannte Spezies (Foto: twitter.com, Ferrand)

Paris/Innsbruck (pte003/21.06.2019/06:10) Das nationale Büro für Jagd und Wildleben (ONCFS) http://www.oncfs.gouv.fr hat in den Wäldern der französischen Insel Korsika eine bislang unbekannte, katzenähnliche Spezies namens "Katzenfuchs" entdeckt. "Wir glauben, dass es sich um eine wilde, natürliche Tierart handelt, die zwar bekannt, aber nicht wissenschaftlich identifiziert war. Das liegt daran, dass es ein sehr unauffälliges Tier mit nachtaktivem Verhalten ist", erklärt der leitende ONCFS-Umwelttechniker Pierre Benedetti.

Thorsten Schwerte, Leiter des Instituts für Zoologie an der Universität Innsbruck http://uibk.ac.at , ist skeptisch: "Man kann dieses Tier nicht so einfach als neue Spezies bezeichnen. Eine neue Art bedarf heutzutage einer ausführlichen Beschreibung und Publikation darüber. Experten streiten sich bei nahe verwandten Tieren oft darüber, ob es sich um eine Subspezies oder einen Biotyp handelt, also ein nahe verwandtes Exemplar. Ein Beispiel finden wir bei der heimischen gemeinen Stechmücke, da gibt es Exemplare, die gleich aussehen, sich aber unterschiedlich verhalten. Die einen stechen eher Menschen, die anderen eher Tiere. Diese beiden Stechmücken sind, auch genetisch, extrem nahe miteinander verwandt und gelten nicht als unterschiedliche Arten", sagt der Zoologe im Interview mit pressetext.

Größer als eine Hauskatze

Der Katzenfuchs sieht einer gewöhnlichen Hauskatze ähnlich, ist jedoch mit einer Länge von 90 Zentimeter von Kopf bis Schwanz größer, hat deutlich ausgeprägtere Eckzähne und einen längeren Schwanz. Andere Merkmale des Katzenfuches sind gestreifte Vorderbeine, dunkle Hinterbeine und ein rostroter Bauch. Sein dichtes, seidiges Fell schützt ihn vor Flöhen, Läusen und Zecken. Der Lebensraum des Tieres ist dicht bewaldet, um ihn vor seinem natürlichen Feind, dem Steinadler, zu schützen.

Die Existenz dieses Tieres wurde schon länger vermutet. Seit mehreren Jahren gab es Versuche, ein Exemplar zu fangen, bis im Jahr 2008 eines zufällig in einem Hühnerstall erwischt wurde. "Dieses Tier ist Teil der korsischen Hirtenmythologie. Von Generation zu Generation wurden Geschichten darüber erzählt, wie es die Euter von ihren Ziegen und Mutterschafen verletzt hat", meint Carlu-Antone Cecchini, Außendienstmitarbeiter des ONCFS.

Genetische Identität unklar

16 Exemplare des Katzenfuches wurden auf Korsika entdeckt. Zwölf davon wurden seit 2016 mit gewaltlosen Methoden eingefangen, untersucht und wieder in die freie Wildbahn entlassen. Laut Benedetti ist die DNA des Katzenfuches anders als die der europäischen Wildkatze. Er sei der Afrikanischen Wildkatze genetisch näher, jedoch ist seine genaue Identität noch nicht festgestellt. Benedetti hat eine Theorie aufgestellt, laut der der Katzenfuchs vor 6.500 Jahren von Bauern nach Korsika gebracht wurde. "Wenn diese Hypothese stimmt, dann stammt er aus dem Nahen Osten", so der Experte. Das ONCFS hofft, das Tier in zwei bis vier Jahren unter Naturschutz stellen zu können.

"Ein wichtiges Erkennungsmerkmal für unterschiedliche Arten ist, ob sie sich miteinander paaren können beziehungsweise ob ihr Nachwuchs fruchtbar ist. Wenn das nicht der Fall ist, kann man das als Abgrenzungskriterium festlegen. Gerade Katzen sind sehr kosmopolitisch, sie kommen in unterschiedlichen Räumen vor. Da ist es schwer herauszufinden, ob das wirklich eine neue Art ist, bloß weil sie leicht andere Merkmale hat. Man kann hier aber auf die wissenschaftlichen Publikationen gespannt sein", meint Schwerte.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Georg Haas
Tel.: +43-1-81140-306
E-Mail: haas@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|