pte20170316002 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

IKEA-Fahrer müssen monatelang in Trucks hausen

Reportage zeigt "katastrophale, menschenunwürdige Bedingungen"


IKEA-Fahnen: Konzern und Zulieferer in der Kritik (Foto: flickr.com/OIMax)
IKEA-Fahnen: Konzern und Zulieferer in der Kritik (Foto: flickr.com/OIMax)

London (pte002/16.03.2017/06:05) Lkw-Fahrer, die für den schwedischen Einrichtungskonzern IKEA http://ikea.com und andere große Unternehmen Waren innerhalb von Westeuropa transportieren, arbeiten großteils unter "katastrophalen, menschenunwürdigen Bedingungen". Laut einer BBC-Reportage werden die Betroffenen oft über Lkw-Firmen in Osteuropa angeheuert und müssen teils mehrere Monate lang in ihren Fahrzeugen hausen, wo sie ihr Essen kochen, sich waschen und Hungerlöhne erhalten.

"Fühle mich wie ein Gefangener"

"Emilian verbringt bis zu vier Monate am Stück in seinem Truck, wo er schläft, isst und sich wäscht", schildert die BBC-Reporterin Zoe Conway beispielhaft die dramatische Lage eines LKW-Fahrers, der für IKEA in Westeuropa unterwegs ist und zuletzt viel Zeit in Dänemark verbracht hat. "Ich fühle mich wie ein Gefangener, wie ein Vogel im Käfig", beschreibt der gebürtige Rumäne seine Lage. "Das ist nicht gut für die Fahrer, aber auch nicht für die Sicherheit auf den Straßen."

"Wir haben uns die Verträge von Fahrern, die für einige der größten IKEA-Zulieferer arbeiten, genau angesehen. Jeder Einzelne davon bezahlte nur sehr niedrige osteuropäische Gehälter, obwohl die Betroffenen mehrere Monate durchgehend in westeuropäischen Ländern arbeiteten", sagt Conway. Emilian selbst gibt an, durchschnittlich 477 Euro pro Monat zu verdienen. Ein Kollege aus Moldawien erhält sogar nur 150 Euro. "Dabei garantieren doch EU-Regeln, dass ein Lkw-Fahrer, der längere Zeit von zu Hause weg ist, ein Gehalt erhält, das dem Mindestlohn des Gastgeberlandes entsprechen sollte", so die Kritik.

IKEA bestürzt und "tieftraurig"

Bei IKEA gibt man sich unterdessen bestürzt und "tieftraurig" angesichts der aktuellen Enthüllungen. "Wir nehmen das, was diese LKW-Fahrer gegenüber BBC News gesagt haben, sehr ernst", heißt es vom Möbelriesen. "Wir haben strenge Richtlinien, wenn es um die Gehälter, Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von entsprechenden gesetzlichen Richtlinien geht", betont das Unternehmen.

Ikea wird nicht das erste Mal der Vorwurf von Lohndumping gemacht. Erst im Februar hatte sich herausgestellt, dass Brinkamn Trans Holland http://brinkmantransholland.nl bei Transporten für IKEA gezielt Löhne drückte. Um Kosten zu senken, hatte das Unternehmen ausländische Fahrer eingesetzt, denen ein Lohn gezahlt wurde, der etwa achtmal geringer war als der gesetzlich fällige Mindestlohn in den Niederlanden. Nach Protesten mehrerer Gewerkschaften kam es zum Prozess, bei der diese Praxis mit sofortiger Wirkung untersagt und einigen Fahrern Lohnnachzahlungen zugesprochen wurden.

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