pte20130430030 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

"Wer Redakteure einspart, spart bei der Qualität"

Tag des Qualitätsjournalismus: Google für Misere mitverantwortlich


Leere Redaktion: die Qualität leidet darunter (Foto: flickr/victoriapeckham)
Leere Redaktion: die Qualität leidet darunter (Foto: flickr/victoriapeckham)

Wien (pte030/30.04.2013/13:30) "Wer die Redaktionen verkleinert oder Teile davon einspart, der spart immer auf Kosten der Qualität. Es gibt keinen eingesparten Qualitätsjournalismus. Das einzige, was man einspart, ist Qualität, der Rest bleibt übrig", unterstreicht Paul Liessmann. Der Philosoph hat heute, Dienstag, als Keynotespeaker den Tag des Qualitätsjournalismus eingeläutet. Der zum dritten Mal stattfindende und vom Verband Österreichischer Zeitungen http://voez.at organisierte Thementag behandelte die Frage, wie sich Qualitätsjournalismus in Zukunft finanzieren lässt.

"Ergooglte Artikel aus dem Kontext gerissen"

Liessmann skizziert den seiner Meinung nach zentralen Unterschied zwischen Printmedien einerseits und der Informationsbeschaffung im Internet andererseits. "Die Zeitung tritt aufgrund ihrer redaktionellen Arbeit als Einheit auf." Es gebe zwar unterschiedliche Sparten, doch der Leser wisse, dass er sich immer in ein und dem selben Medium bewege. Es sei ihm klar, dass unterschiedliche Positionen innerhalb der Zeitung vereint würden und redaktionsintern in einem Spannungsfeld stünden.

"Im Internet hingegen ergoogelt sich der Leser Artikel, sucht nach Stichworten und Beiträgen, die aus dem Kontext gerissen sind", so Liessmann. Er plädiert dafür, dass Zeitungen auch in einer digitalen Welt als Einheit auftreten. Redaktionen sollten keine Addition zufälliger journalistischer Begabungen sein, sondern in sich stimmige Institutionen. "Ein Medium muss mit etwas aufwarten können, das man nicht einfach ergooglen kann." Qualitätsmedien seien Minderheitenmedien. "Das ist ein Vorzug, doch es braucht dafür auch den gebildeten Bürger. Deshalb ist die umfassende Bildung ihrer Leser, Seher und Hörer für die Medien von vitalem Interesse, anstatt sie nur als Nutzer zu sehen."

Vergleich mit Musikindustrie

Im Zuge einer Podiumsdiskussion vergleicht Eugen Russ, Geschäftsführer der Russmedia http://russmedia.com die Entwicklungen im Qualitätsjournalismus mit der Krise der Musikindustrie. Aufgrund der weggebrochnen CD-Verkäufe hätten die Rolling Stones ihr Geschäftsmodell innerhalb weniger Jahre komplett geändert. Tourneen und Konzerte würden nun rund 80 Prozent ihrer Einnahmen ausmachen, so Russ. "Ein neues Geschäftsmodell für den Qualitätsjournalismus kann nur heißen, dass die Leser mehr bezahlen."

Während die Anzeigenvolumina der Printmedien zurückgehen, gelingt es vor allem Google, diese Gelder in großem Ausmaß an sich zu binden. "In den vergangenen Jahren ist der Druck auf Journalisten gestiegen und es bleibt weniger Zeit für Recherchen", gibt Florian Skrabal von der Plattform Dossier http://dossier.at zu bedenken.

(Ende)
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