pte20130109004 Unternehmen/Wirtschaft, Bauen/Wohnen

Krisenstrategie: Italiener vermieten Fremdenzimmer

50 Prozent ohne Vertrag - Studenten nicht mehr Hauptnachfrager


Palermo: Gästezimmer als Einnahmequelle (Foto: pixelio.de/K.W. Müller)
Palermo: Gästezimmer als Einnahmequelle (Foto: pixelio.de/K.W. Müller)

Mailand (pte004/09.01.2013/06:15) Immer mehr Italiener entscheiden sich dafür Teile ihres Hauses oder Appartements zu vermieten und somit eine neue Einnahmequelle zu erschließen. In den vergangenen zwölf Monaten ist der Anteil zur Untermiete angebotener privater Fremdenzimmer um 14 Prozent gestiegen. Im Zwei-Jahres-Vergleich liegt der Zuwachs bei 26,5 Prozent. Dies ergibt eine Recherche der Immobilien-Plattform Immobiliare.it http://immobiliare.it . Hauptgrund ist die Zuspitzung der finanziellen Lage zahlreicher privater Haushalte in den Jahren seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008.

170 bis 500 Euro zusätzlich

Ob nun als Familie oder Alleinstehender, die Vermieter nehmen damit bewusst einen Einschnitt in die eigene häusliche Privatsphäre in Kauf, natürlich nicht umsonst. Laut Immobiliare.it belaufen sich die zusätzlichen Einnahmen - je nach Einrichtung und geografischer Lage der Unterkunft - auf durchschnittlich 170 bis 500 Euro. Angesichts der gegenwärtigen Situation auf der Apenninenhalbinsel ist dies alles andere als ein Tropfen auf den heißen Stein. Es wird geschätzt, dass bei rund der Hälfte der Mietverhältnisse kein Vertrag vorliegt. Dadurch werden Abgaben gespart und eine höhere Flexibilität gewährleistet.

Interessantes Detail ist dabei, dass Studenten erstmals nicht mehr an der Spitze der privaten Untermieter stehen. Sie machen mittlerweile nur mehr 42 Prozent aller "Mitbewohner" aus. Die restlichen 58 Prozent entfallen auf Arbeiter und Angestellte - ein Indiz dafür, dass auch Menschen in Beschäftigungsverhältnissen einem nicht unerheblichen finanziellen Druck ausgesetzt sind.

Auch Unternehmen vermieten

Doch nicht nur Private nutzen diese Chance auf zusätzliche Einkünfte. Auch Unternehmen vermieten nunmehr immer öfter nicht benötigte bzw. leerstehende Büroflächen an andere zumeist kleinere Firmen. Abgesehen von den Mieteinnahmen können somit auch Synergien geschaffen und Kosten reduziert werden. Ein gemeinsamer Portier oder eine Putzkraft sowie gemeinsame Betriebsmittel wie Drucker oder Faxgeräte bringen zusätzliche Einsparungen.

Auch in dieser Hinsicht kann man die Auswirkungen der Krise spüren. In 56 Prozent der Fälle ist der neu vermietete Arbeitsplatz auf den Abbau von eigenen Mitarbeitern zurückzuführen. Laut den jüngsten Zahlen des italienischen Statistikinstituts Istat liegt die Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen auf einem Rekordhoch von 37,1 Prozent. Die EU spricht dabei in ihrem aktuell vorliegenden Bericht von einem "erhöhten Risiko" in die Armutsfalle zu schlittern.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Sebastian Köberl
Tel.: +43-1-81140-314
E-Mail: koeberl@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|