pte20121005018 Forschung/Entwicklung, Kultur/Lifestyle

Roboter lässt Querschnittgelähmte wieder arbeiten

"FRIEND" ermöglicht behinderten Menschen Rückkehr in den Job


FRIEND: Lena Kredel mit Assistenzroboter (Foto: Uni Bremen)
FRIEND: Lena Kredel mit Assistenzroboter (Foto: Uni Bremen)

Bremen (pte018/05.10.2012/13:55) Lena Kredel ist zwar querschnittgelähmt, arbeitet dank des neuen Assistenzroboters "FRIEND" (Functional Robot arm with user-frIENdly interface for Disabled people) aber wieder in der Bibliothek. Vom 10. bis 13. Oktober präsentieren die Bremer Wissenschaftler, die FRIEND gebaut haben, ihren Roboter mit der Mitarbeiterin der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen auf der Fachmesse REHACARE International 2012 http://rehacare.de in Düsseldorf.

Individuelle Anpassung

"Der Assistenzroboter ist nicht nur speziell für Querschnittgelähmte - es kann jede beliebige Behinderung sein, die bestimmte Bewegungen unmöglich macht", sagt Torsten Heyer vom Institut für Automatisierungstechnik am Fachbereich Physik und Elektrotechnik der Universität Bremen http://iat.uni-bremen.de , gegenüber pressetext. Der Prototyp von FRIEND ist speziell an die Tätigkeit der Bibliothekarin Kredel angepasst und programmiert. Kredel kann nur ihren Kopf und ihren Hals bewegen. Dementsprechend wurde ein Joystick für das Kinn entwickelt. Die Wissenschaftler können den Assistenzroboter aber nach Belieben bauen und an Menschen anpassen.

Kredel wurde extra für das Modellprojekt eingestellt. Mit Hilfe des Roboters führt sie die sogenannte retrospektive Katalogisierung von Büchern durch. FRIEND arbeitet ihr dabei zu: Er greift sich Bücher von einem Bücherwagen und legt sie auf einer geeigneten Halterung ab. Nach der Katalogisierung schließt er die Bücher und legt sie wieder weg. Die Katalogisierung und die Eingabe der Literaturdaten bewerkstelligt Kredel über ihre Stimme mit Hilfe einer Sprachsoftware.

Kosten bleiben ein Problem

Bisher schien eine berufliche Wiedereingliederung für Menschen mit hoher Querschnittlähmung oder anderer schwerer Behinderungen wegen des hohen Betreuungsaufwandes unmöglich. "Im Projekt 'ReIntegraRob' wollen wir nun das Gegenteil beweisen", sagt Axel Gräser, Leiter des Instituts für Automatisierungstechnik. "Im Idealfall kann der Nutzer von FRIEND nach einer anfänglichen Integrations- und Orientierungsphase an einem Arbeitsplatz vollständig eingesetzt werden, ohne dass eine persönliche Assistenz notwendig ist."

"Die Krankenkasse würden so einen Assistenzroboter lieber bezahlen, statt lange Jahre eine Berufsunfähigkeit zu finanzieren - so könnten die Kosten gedeckt werden", sagt Heyer. Der Prototyp sei aufgrund der Entwicklungskosten noch sehr teuer. Folgemodelle seien dann wesentlich günstiger. Für viele Menschen, die an den Rollstuhl gebunden sind, können solche Assistenzroboter eine Verbesserung der Lebensqualität bedeuten. "Endlich kann ich mit meinen Kräften etwas Sinnvolles zur Gesellschaft beitragen", freut sich die zukünftige Bibliotheks-Mitarbeiterin Lena Kredel.

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