pte20120723003 Technologie/Digitalisierung, Unternehmen/Wirtschaft

Avatare Schuld an Job-Abwanderung

Technischer Fortschritt macht Tele-Arbeit zunehmend rentabel


Telepräsenz-Doktor: bereits Realität (Foto: intouchhealth.com)
Telepräsenz-Doktor: bereits Realität (Foto: intouchhealth.com)

Wien (pte003/23.07.2012/06:10) Fortschritte auf dem Gebiet der Telepräsenz ermöglichen es, eine wachsende Zahl von Jobs aus großer Entfernung mittels Avataren zu erledigen. Durch von Menschen gesteuerte Roboter können mittlerweile auch Arbeiten ausgeführt werden, die bisher als auslagerungsresistent galten.

In Zukunft kann ein Arbeiter aus einem Billiglohnland beispielsweise auch den Job eines Hausmeisters in Berlin oder New York übernehmen, wie die Technology Review berichtet. Verschiedene Unternehmen bieten bereits Telepräsenz-Roboter an, auch für spezialisierte Aufgaben in der Medizin. Praktikabel wird der Einsatz aber erst, wenn flächendeckend leistungsfähige Datenverbindungen vorhanden sind.

Keine Gefahr

"Dienstleistungen, die körperliche und persönliche Intervention erfordern, sind meiner Meinung nach nicht von Auslagerung in andere Länder bedroht. In vielen Bereichen, etwa Altenpflege, ist es auch fraglich, ob die nötige Akzeptanz in der Gesellschaft gegeben ist. Die Folgen technologischer Innovationen sind aber oft schwer abschätzbar. Wie sich die Situation in zehn Jahren präsentiert, kann aus heutiger Sicht nicht abgeschätzt werden", sagt Werner Eichhorst, stellvertretender Direktor für Arbeitsmarktpolitik beim Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit http://iza.org , gegenüber presssetext.

Trotzdem produzieren Firmen wie iRobot oder Vgo Communications bereits Roboter, die aus der Ferne gesteuert verschiedene Arbeiten verrichten. Einige Experten fürchten, dass spätere Varianten der "Tele-Bots" vor allem weniger qualifizierten Arbeitskräften Konkurrenz machen könnten.

"Da fehlt mir etwas die Fantasie. Reparaturen durchzuführen ist derzeit noch nicht möglich. Auch falls das in Zukunft gelänge, ist immer noch eine Person notwendig, die dafür sorgt, dass die nötigen Ersatzteile vor Ort sind. Zudem ist fraglich, ob die hohen Investitionen lohnen, wenn die entsprechenden Arbeiten auch von Menschen recht günstig verrichtet werden", so Eichhorst. Die heute verfügbaren Avatare kosten zwischen 5.000 und 10.000 Dollar, zudem ist oft eine monatliche Servicegebühr zu entrichten. "Wenn etwas kaputt geht, muss erst recht wieder ein Monteur vor Ort sein", so Eichhorst.

Rasanter Fortschritt

Die technischen Fortschritte sind jedenfalls erstaunlich. Bei einem Wettbewerb der US-Militär-Forschungseinrichtung DARPA zeigten ferngesteuerte Roboter, dass sie sich durch Geröll bewegen oder ein Ventil auszutauschen können. Problematischer als die Robotertechnik ist momentan die Verbindung. Um eine akkurate Steuerung aus großer Distanz zu gewährleisten, sind Verbindungen mit großen Bandbreiten und geringen Latenzzeiten erforderlich. Um eine sofortige Reaktion zu garantieren, wäre eine Bandbreite von 160 Megabit pro Sekunde nötig. Die maximale theoretische Distanz zwischen Roboter und Steuerung beträgt 2.900 Kilometer.

Darüber kommt es zu Verzögerungen durch die Signallaufzeit. Diese Bandbreiten werden Prognosen zufolge in Europa und den USA von High-End-Verbindungen in großen Städten bis 2014 oder 2015 erreicht. In den Billiglohnländern, aus denen die Bedienerinnen kommen sollen, wird das aber länger dauern. Wenn die Technik eines Tages verfügbar ist, wären tatsächlich viele Jobs in Gefahr. "Solche Auslagerungswellen gab es schon früher, die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt können für einzelne Berufsgruppen sehr deutlich sein. Das heißt aber nicht, dass es insgesamt weniger Arbeit gibt. Durch den Strukturwandel entstehen auch neue Jobs. Sorgen müssten sich lediglich Personen machen, die für keine anderen Jobs qualifiziert sind", so Eichhorst.

(Ende)
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