pte20120504027 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Ende der Format-Kriege bei E-Books in Sicht

Abwenden großer Verlage von Kopierschutz als erster Schritt


Schloss: DRM sperrt Leser aus (Foto: pixelio.de, G. Altmann)
Schloss: DRM sperrt Leser aus (Foto: pixelio.de, G. Altmann)

London (pte027/04.05.2012/13:55) Der größte Science-Fiction-Verlag der Welt, Tor Books http://www.tor.com , hat verkündet, in Zukunft bei seinen E-Books auf Digital Rights Management (DRM) zu verzichten, wie der Guardian berichtet. Dieses Eingeständnis, dass kopiergeschützte E-Books nicht durchsetzbar sind, wird weitere Verfechter in der Branche finden. Durch DRM können die Hersteller von Lesegeräten E-Books an ihre Hardware binden. Setzt sich der Verzicht auf DRM durch, werden bald erste Geräte auf den Markt kommen, die mit sämtlichen Formaten umgehen können, ähnlich wie bei Musik- und Videoplayern.

"Es gibt hierzulande immer noch Skepsis gegenüber E-Books und -Readern. Die unterschiedlichen Formate sind da nicht förderlich", erklärt Timo Reuter, Lese- und Medienforscher bei der Stiftung Lesen http://stiftunglesen.de , gegenüber pressetext.

Nutzloser Kopierschutz

Mit DRM versuchen die Hersteller von Hardware den Gebrauch von Content zu regulieren. Wie bei anderen Inhalten gilt auch für Bücher, dass solche Maßnahmen den Mehrwert für den Kunden verringern. Illegale Quellen, die Bücher ohne Einschränkungen anbieten, erscheinen so attraktiver. Hinzu kommt, dass kein Kopierschutz dauerhaft hält. Fähige User finden immer Wege, die Sperren zu umgehen. Bücher lassen sich einfach einscannen oder abschreiben, was Kopierschutzmaßnahmen bei E-Books von vornherein zweifelhaft erscheinen lässt. E-Books sind zudem kleine Dateien, die sich schnell und platzsparend im Internet tauschen lassen.

Tor Books hat erkannt, dass DRM sich gerade für Bücher schwer durchsetzen lässt. Die Leser feiern den Verzicht im Netz als mutigen Schritt. Zudem gewinnt Tor ein Stück Unabhängigkeit von den Herstellern der Reader zurück. Mit DRM müsste Tor bei einem Wechsel des E-Book-Partners von Amazons Kindle zur Konkurrenz den Lesern zumuten, die Bücher noch einmal zu kaufen. Nur Amazon hat das Recht, den eigenen Kopierschutz von den E-Books zu entfernen und würde das freiwillig nicht tun. Ohne DRM ist ein Verlag weniger erpressbar in Verhandlungen mit Hardwareherstellern.

Keine Formatprobleme

Viele Besitzer eines E-Book-Readers sind begeisterte Leser und damit eine wichtige Zielgruppe für die Verlage. Durch DRM und die damit einhergehende Bindung an ein Lesegerät werden Buch-Fans, die sich viele Bücher von verschiedenen Verlagen kaufen und E-Books in verschiedenen Formaten besitzen, vergrault. Ein Verzicht auf DRM würde den Markt auch für Billighersteller öffnen. Es soll für einen Leser keine Rolle spielen, in welchem Dateiformat sein E-Book vorliegt. Entsprechende Lesegeräte sind nach dem Abschied von DRM nur noch eine Frage der Zeit.

(Ende)
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